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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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und sehe ein Gesicht am Küchenfenster, eine Hand gegen eine Glasscheibe gedrückt. Greg kommt mit Dylan im Arm die Treppe herunter. Er sieht den Mann am Fenster, übergibt mir Dylan und schickt mich nach oben ins Bad. Es lässt sich von innen verriegeln und hat keine Fenster. Es wird am Griff der Hintertür gerüttelt und Greg haut auf den Alarmknopf in der Küche. Jetzt sind wir dran , denke ich, jetzt sind wir dran . Ich laufe mit dem nun schreienden Dylan die Treppe hoch und schließe uns im Bad ein. Unten schreit Greg ins Telefon: »Ein Mann ist auf dem Grundstück, er probiert alle Türen und Fenster aus!« Ich höre, wie unten Glas splittert, dann Stille und wieder splittert woanders Glas. Mir fällt die Schiebetür im Wohnzimmer ein, die kein Schutzgitter hat. Ich drücke Dylans Kopf an meine Brust und schaukle mit dem Jungen im Arm vor und zurück. Lange ist es still und dann kommen Sirenen näher und unten und oben trampeln Stiefel herum. Greg ist an der Tür. Alles in Ordnung, sagt er und gibt mir die Parole, die mir sagt, dass wirklich alles in Ordnung ist, dass er nicht mit einer Waffe bedroht wird. »Schokoeisbecher«, sagt er, »die Luft ist rein.«
    Der Eindringling liegt im Garten ausgestreckt auf dem Boden und die Wachleute der Sicherheitsfirma halten ihn mit der Waffe in Schach. Er sieht winzig aus, halb so groß wie Greg. Es ist der Mann, der schon einmal hier war und behauptete, Kesselflicker zu sein. Er leistet keinen Widerstand und protestiert nicht.
    Samstagmorgen. Nachdem wir überall Glassplitter aufgekehrt haben, essen wir auf der Terrasse Obstsalat und French Toast, während die Hunde um uns kreisen und betteln. Sie geraten außer Rand und Band, als ein Hagedasch auf dem Rasen landet, bis der Vogel sich langsam wieder in die Luft erhebt. Ein Glaser kommt bald, um die Fenster zu ersetzen, und die Sicherheitsfirma wird später das ganze System überprüfen. Greg hat beschlossen, vor der Glasschiebetür ein Gitter zu installieren. »Das wird das Zimmer verschandeln«, sagt er, »aber was soll man machen? Entweder man genießt die Aussicht und tut so, als wäre hier das Paradies, oder man schläft nachts ruhig. Ich habe schon darüber nachgedacht, in eine der abgeschotteten Siedlungen zu ziehen, oben in Constantia oder Tokai. Nicht meinetwegen, aber wegen Dylan.« Greg spricht aus, was ich vergangene Nacht gedacht habe: »Ich war überzeugt, dass wir jetzt dran waren. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Eine Zeit lang, ehe er Dylan bekam, hatte Greg in einem alten, weitläufigen Haus im konfliktreichen Observatoryviertel gewohnt. Eines Tages, als er auf der Arbeit war, schlug ein Einbrecher seine fünf Hunde tot. »Darüber kannst du vielleicht hinwegkommen. Wenigstens war ich nicht anwesend«, sagt er. »Aber wenn man dem Mann unmittelbar gegenübersteht, der dir alles wegnehmen will, weil er selbst nichts hat und uns Weiße wie die Pharaos leben sieht, weiß ich nicht, wie man darüber hinwegkommen soll. Er hatte nicht mal eine Schusswaffe. Nur ein Messer. Die Polizei hat gesagt, er stand unter Drogen, vielleicht Tik . Ich habe mich im Arbeitszimmer eingeschlossen und geweint, weil ich gedacht habe, ich müsse vielleicht sterben, ohne mich von Dylan verabschiedet zu haben, oder der Mann könnte zuerst dich und Dylan erwischen und ich würde dann damit leben müssen. Ich hatte zu große Angst, um ihm entgegenzutreten. Was sagt das über mich? Vielleicht sagt das, wir sollten hier nicht mehr leben. Wir gehören jetzt nicht hierher. Aber ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben. Ich könnte nie wieder in New York leben. Ich weiß nicht, wie du das so lange geschafft hast.«
    So froh ich bin, wieder daheim zu sein, muss ich mich doch fragen, an was für einen Ort ich zurückgekehrt bin und in welches Land und welches Leben zu kommen ich Sarah überredet habe. Ich habe die Gründe für mein Fortgehen zu vergessen versucht, meine ganze Lebensgeschichte, die ich hinter mir ließ, aber sie kommt immer wieder, wie eine chronische Krankheit.
    Seit dem ersten Interview sind beinah vier Monate vergangen. Ich habe Clares Dokumente inzwischen so vollständig bearbeitet, wie es unter den gegebenen Umständen möglich ist, und sie hat mir gesagt, dass es nichts weiter gibt, was sie mich sehen lassen will. Der private Briefwechsel, in den ich Einblick zu nehmen hoffte, ist nicht aufgetaucht und wird nicht auftauchen. Nächste Woche reise ich nach Johannesburg ab.
    »Wir könnten eine abschließende

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