Abstauber
die Zeugen? Sie
beide?« Tauner sah Klingen und Sundermann an.
Beide schwiegen und Achtermann fuhr
sich durch die Haare, ein leiser Fluch entwich seinen Lippen.
»Und meines Erachtens haben Sie
sogar ein Motiv. Ich habe aus der Presse davon erfahren, obwohl ich es gar nicht
wollte. Wäre es nach Ihnen gegangen, wäre Ehlig kein Trainer geworden, denn er hat
Ihnen vor zwölf Jahren die erste Wahl zum Präsidenten vermasselt, weil Sie sich
damals für ihn eingesetzt hatten. Sie haben angeblich sogar einmal gesagt, Sie hassen
diesen aufgeblasenen, kleinen durchgedrehten Fatzke.« Achtermann starrte den Tisch
an, dem das gar nichts ausmachte und sagte keinen Ton mehr. Er brauchte nicht einmal
mehr seinen Anwalt anzusehen, weil er selbst schlau genug war herauszufinden, dass
alles nicht zum Besten stand und dass es keinen Sinn hatte, mit den Polizisten zu
diskutieren.
Tauner ließ sie eine Weile so zappeln,
schließlich gab Uhlmann ihm einen leichten Stoß unter dem Tisch. »Darf ich Ihnen
etwas verraten, meine Herren, auch wenn es ermittlungstaktisch vielleicht falsch
ist? Ich glaube Herrn Achtermann die Geschichte mit der gestohlenen Pistole. Ich
glaube, unser Täter versucht, Sie auf ziemlich primitive Weise in die Sache hineinzuziehen.
Vielleicht aber dachte er gar nicht soweit und stahl einfach bei der erstbesten
Gelegenheit die erstbeste Waffe. Normalerweise dürfte ich Sie trotzdem nicht gehen
lassen, müsste Sie in Untersuchungshaft nehmen, bis wir ein Alibi haben, das nicht
auf wackeligen Füßen steht. Aber, und das ist ein Umstand, der mich am meisten anwidert,
ich weiß auch, dass ich mir aufgrund Ihrer Stellung und der momentan heiklen Lage
selbst keinen Gefallen tue, wenn ich Sie festnehme. Wir müssen also eine Lösung
finden. Wir werden Sie vermutlich unter Beobachtung stellen. Ich schätze, es dürfte
für das LKA kein Problem sein, zwei Leute zu finden, die mit Ihnen nach Polen kommen.«
»Das kommt gar nicht infrage!«,
posaunte der Anwalt heraus.
»Ach was! Soll er mich verhaften,
oder was?« Achtermann warf seinem Anwalt einen tadelnden Blick zu. »Wäre es möglich,
das irgendwie zu kaschieren? Und dabei geht es jetzt nicht nur um meine Integrität.«
»Darüber habe ich jetzt keine Lust,
mir Gedanken zu machen. Geben Sie die Leute doch einfach als zusätzliche Personenschützer
aus. Kommen wir lieber mal auf den Fall zurück. Wer fällt Ihnen spontan ein, der
erstens Ehlig umbringen wollte und zweitens Ihnen vielleicht auch nicht wohl gesonnen
ist?«
»Wissen Sie, ich glaube, ich kenne
niemanden, der zu einer solchen Tat fähig wäre. Ich kenne ein paar, die Herrn Ehlig
nicht ausstehen konnten.«
»War einer von denen vielleicht
bei Ihnen im Schießverein?« Es war nutzlos, ahnte Tauner, Achtermann würde nicht
die Informationen haben, nach denen er suchte. Ihn weiter sitzen zu lassen und zu
befragen, war eine kleine Gemeinheit.
Achtermann dachte nach und hob dann
die Schultern.
»Spechtler vielleicht? Der hat Grund,
Sie beide zu hassen.« Tauner war von sich selbst genervt, denn dass Spechtler die
Waffe persönlich dem Schießverein entwendet hätte, wäre der Gipfel der Dämlichkeit.
»Also Spechtler war garantiert nicht
ein einziges Mal bei mir gewesen, wir kennen uns privat kaum, sehen uns nur bei
Spielen oder Veranstaltungen.«
»Heiligmann?«
»Heiligmann …« Achtermann dachte
wieder nach und Tauner war sich sicher, dass er überlegte, ob er lügen oder die
Wahrheit sagen sollte. Heiligmann war also auf der Schießbahn gewesen.
Pia unterbrach
sämtliche Gedankengänge, sie kam mit einem Tablett herein, stellte Kaffeetassen
und eine Kanne auf den Tisch, machte jedoch keinerlei Anstalten, das Geschirr zu
verteilen, um deutlich zu zeigen, dass sie keine Kellnerin war. Stattdessen beugte
sie sich zu Tauner herab. »Du hast eine Vogeldame zu Besuch im Büro.«
Tauner nickte und sah vielsagend
auf die Uhr. »Keine Viertelstunde!«, sagte er dann zu Uhlmann, weil er glaubte,
mit einem Blick wäre noch nicht genug gesagt und erhob sich. »Wenn die Herren mich
ganz kurz entschuldigen würden.«
»Sie wollen doch nicht etwa Achtermann verhaften?«, blaffte die Staatsanwältin,
die in seinem Büro gewartet hatte, doch damit war es mit ihrem Elan schon vorbei.
Erschöpft ließ sie sich in Uhlmanns Stuhl fallen, der viel Schlimmeres gewohnt war
und nicht mal quietschte. »Man hatte mir schon gesagt, dass ich auf einiges gefasst
sein müsste, wenn ich mit Ihnen zu tun habe.«
»Vor
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