Abstauber
allem, dass der Mörder gefasst
wird, nicht wahr.« Tauner machte gute Miene zum dummen Gerede. Er wollte erst sehen,
wie die Diekmann-Wachte reagierte, vorher legte er die Karten nicht auf den Tisch.
»Und wollen Sie das? Den Herrn Achtermann
verhaften?«
»Mir bleibt gar nichts anderes übrig.
Wir haben die Tatwaffe, die als solche mittlerweile zu hundert Prozent identifiziert
ist, und seine Fingerabdrücke, nein, sogar die ganze Hand. Er war in Dresden, er
konnte an entscheidende Informationen gelangen und er hat ein Alibi, das sich auf
seinen Berater und seinen Anwalt stützt.«
»Aber er hat
ein Alibi«, behauptete die Staatsanwältin kläglich. »Sein Berater war doch bei ihm,
oder?« Dann raffte sie sich auf. »Herr Hauptkommissar, ich werde Ihnen keinen Haftbefehl
für Achtermann erteilen, das ist ja absolut lächerlich. Wir würden uns lächerlich
machen! Der DFB-Präsident erschießt doch keinen Bundestrainer oder jedenfalls dessen
Assistenten, oder beide.«
»Wieso machen
wir uns lächerlich? Sie vielleicht, indem Sie Indizien einfach ignorieren. Geben
Sie mir das schriftlich?«
»Tauner, das können wir nicht machen.
Innerhalb von einer Stunde haben Sie einen riesigen Presserummel im Haus!«
»Sie, Frau
Dick … Diekmann-Wachte. Schließlich haben Sie sich denen regelrecht zum Fraß vorgeworfen,
indem Sie den Fall übernahmen. Was schreiben die denn, wenn wir Achtermann laufen
lassen, und es stellt sich heraus, dass er der Mörder ist? Mir reicht schon, was
sie jetzt schreiben. ›Dresdner Polizei tritt auf der Stelle‹.«
»Ist das der Grund, warum sie Bärlach
nach Hamburg geschickt haben, obwohl ich Ihnen verboten hab, in Ehligs Vergangenheit
herumzuwühlen? Darauf haben Sie doch nur gewartet, stimmt’s? Wissen Sie, was die
wirklich als Nächstes schreiben? ›Trainer Ehlig wirft das Handtuch. Dresdner Polizei
zerstört alle Titelträume!‹«
»Sie könnten
Texter werden, Frau Staatsanwältin! Eine gute Schlagzeile.«
»Veralbern
Sie mich nicht. Ich will, dass Sie Achtermann gehen lassen und pfeifen Sie Bärlach
zurück. Konzentrieren Sie sich darauf, wer die Waffe gestohlen haben könnte. Von
mir aus überprüfen Sie diesen Seiler, der das Hotel gebucht hat, ich gebe Ihnen
auch gern eine Abhörgenehmigung für den und auch für den Heiligmann. Aber Ehlig
und Achtermann lassen Sie aus dem Spiel.«
»Oh, oh«, sagte Pia leise in ihrem
Büro und wahrscheinlich hatte das niemand hören sollen, denn sie verstummte schnell
angesichts der Stille, die sich in Tauners Büro ausbreitete.
Tauner sammelte seine Gedanken,
zählte noch mal bis drei, dann sagte er: »Erstens: Geben Sie mir keine Befehle.
Zweitens: Wenn Sie mich bei den Ermittlungen behindern wollen, lege ich sofort Beschwerde
beim Chef ein und beschwere mich den ganzen Weg nach oben bis zum Innenministerium.
Und drittens: Ich will Ihnen ein Geschäft vorschlagen. Ich lasse den Achtermann
unter Beobachtung gehen und seine Arbeit machen und Sie lassen den Bärlach schön
seine Arbeit machen. Der ist nämlich, zumindest auf dem Papier, mein Befehlsempfänger.
Wenn jemand Ehlig umbringen wollte, dann ist dieser jemand auch über den Ehlig zu
finden. Solange die deutsche Mannschaft gewinnt, wird es den Ehlig nicht stören,
falls da das eine oder andere ans Tageslicht kommt, er wird es verkraften können.
Wenn Deutschland verliert, ist er sowieso hinüber!«
Die Staatsanwältin schob sich aus
dem Stuhl nach oben. »Also gut!«, meinte sie ohne langes Nachdenken. »Lassen Sie
uns hoffen, dass Bärlach nicht in ein Wespennest sticht!«
»Ich hab es ja gewusst. Bärlach gibt ihr sofort alles weiter!« Tauner
lehnte sich in den Türrahmen zu Pias Zimmer.
»Das hat sie ihm aufgetragen.« Pia
tat, als gäbe es Wichtigeres, schrieb weiter an ihrem Computer.
»Das heißt noch lange nicht, dass
er es auch tun muss!«
»Vielleicht hat er es ja gar nicht.
Der ist nicht so dumm. Er weiß, wenn er der Staatsanwältin diese Info gibt, rennt
sie gleich zu dir, damit würde er sich verraten.«
»Ja, aber woher hat sie denn diese
Information?«
»Ach, lass mich doch in Ruhe!«
Tauner betrat den Raum, in dem sich Achtermann noch immer mit seinen
Begleitern und Uhlmann aufhielt.
Uhlmann drehte sich umständlich
zu ihm um. »Wir haben mal eine kleine Liste gemacht, ein gutes Dutzend Leute, die
wir überprüfen müssten.«
Tauner nickte und setzte sich. »Dieser
Heiligmann, warum ist der nicht Trainer geworden? So viel ich weiß, hat er
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