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Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Goldammer
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immer auf den anderen verlassen, wir wussten,
wenn etwas nicht klappt, stehen die anderen hinter einem. Wir setzen uns zusammen,
besprechen das Geschäft und wenn die Mehrheit dafür ist, wird es durchgezogen. So
läuft das bei uns. Bis wir alle mal tot sind. Wie die Musketiere, die sechs Hamburger
Musketiere, einer für alle, alle für einen. Ein richtiger Kodex, verstehen Sie?
Ein Gesetz!«
    »Müssten es nicht sieben sein, mit
Heiligmann?«, fragte Bärlach.
    Kopte nickte. »Gut, dann eben sieben!«
     
    Kopte verabschiedete sich, nachdem das Gespräch noch eine Weile belanglos
dahingeplätschert war. Tauner beobachtete, wie er davonging. Es hatte den Anschein,
als wichen die Leute Kopte aus. Er grüßte zwei, drei Personen nett, so wie man einen
Bekannten über die Straße grüßt, und verschwand dann um die Ecke.
    »Hast du die eigentlich alle gesehen
bei der Beerdigung?«
    Bärlach dachte nach, dann nickte
er. »Standen getrennt, haben nicht miteinander gesprochen. Kopte war sogar mit einem
Rolls-Royce da. Oder war das Alvers?«
    »Warum hat der uns das jetzt erzählt?
Ich kann mir keinen Reim drauf machen.«
    »Der ist kein
Anwalt. Der erzählt einfach drauf los!« Bärlach hob die Schultern und starrte seinen
Eisbecher an, dessen Inhalt geschmolzen war. »Ich geh mal auf die Toilette.« Er
erhob sich, verharrte mit starr gerichtetem Blick über Tauners Schulter. Dieser
war zu faul sich umzusehen, was es hinter ihm gab, erkannte jedoch in Bärlachs Blick,
dass es etwas Bemerkenswertes sein musste, bis er einen Motor aufheulen hörte. »Achtung!«,
rief Bärlach. Im nächsten Augenblick sprang er zur Seite. Tauner tat es ihm instinktiv
gleich, wurde von etwas Großem heftig gestoßen, spürte, wie sich ein Stuhl erst
an seinem linken Arm verhakte und dann davonflog, was einen heftigen Schmerz verursachte.
Leute schrien und Geschirr splitterte, dann jaulte der Motor erneut auf, ein Getriebe
wehrte sich gegen den ersten Gang, dann quietschten Reifen und das Geräusch entfernte
sich. Das alles geschah innerhalb von zwei, drei Sekunden, während Tauner am Boden
lag und nur Beine sah und einen umgestürzten, steinernen Blumenkübel. Jemand packte
Tauner am verdrehten Arm, was so höllisch wehtat, dass Tauner aufschrie. Er riss
sich los, stemmte sich hoch, sah nur noch das Heck eines Wagens, das um die Ecke
verschwand. Zurück blieben umgekippte Stühle und Tische, auf dem Gehweg vermischte
sich Bier, Kaffee und Eis zu einer unansehnlichen Brühe, die vom Bordstein tropfte.
    »Hat sich jemand
das Kennzeichen gemerkt?«, fragte Tauner, doch die meisten Leute hatten damit zu
tun, ihren Schreck zu überwinden und zu sehen, ob sie verletzt waren.
    »Jemand verletzt?«,
fragte Tauner und sah sich um. Er fand Bärlach am Boden liegend, doch dem war nichts
passiert außer ein paar Kratzern. Auch die anderen Leute hatten Glück gehabt, nur
Tische und Stühle waren verbogen. Geschirr lag zersplittert am Boden, jemand weinte,
doch offenbar war Tauner der einzige Verletzte, alle anderen hatten das Auto anscheinend
rechtzeitig gesehen. Bärlach klopfte sich Glasscherben aus der Kleidung.
    »Hast du etwas
gesehen? Hast du dir das Nummernschild gemerkt?«
    Bärlach nickte und nahm sein Telefon
hervor. »Das war Spechtler, ich dachte erst, der wollte mit uns reden, aber dann
gab er plötzlich Gas!« Er tippte 110 in sein Telefon und lauschte.
    Tauner sah sich um, ob er etwas
tun konnte und plötzlich wurde im bewusst, wie sehr sein Arm schmerzte.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte
jemand.
    »Nicht den Arm anfassen!«, stöhnte
Tauner, dann stellte ihm jemand einen Stuhl hin und er setzte sich.

20
     
    »Verstehst du das?«, fragte Tauner, sein Arm war wieder eingerenkt
und hing in einer Schlinge. Nach drei Stunden waren sie zurück im Hotel. Tauner
saß auf seinem Bett. Bärlach stand am Fenster, sah angespannt nach draußen, als
befürchtete er, das Hotel könnte überfallen werden.
    Er schüttelte den Kopf. »Warum sollte
Spechtler uns angreifen? Das frage ich mich schon die ganze Zeit. Es geht um Leben
und Tod, hat er doch heute Morgen gesagt.«
    »Und das Auto?«
    »Haben sie gefunden, aber keine
Spur von Spechtler.«
    Tauner nickte. »Irgendwie weiß ich
schon, was er will. Er will, dass die Polizei sich nicht einmischt. Er will das
mit dem Entführer selbst klären. Er hat Angst, dass ihr etwas zustößt. Es geht um
Leben und Tod. Es ist zwar dumm, die ermittelnden Beamten direkt anzugreifen, aber
bestimmt ist er panisch,

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