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Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Goldammer
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konnte.
    »Du unterschätzt
ihn als Trainer, ohne Trainer ist die Mannschaft, als hätte sie kein Gehirn. Er
kann beobachten von außen, er kann einschätzen, wann einer nicht mehr kann, oder
seinem Gegner nicht gewachsen ist. Er hat eine Aura, sein selbstbewusstes Auftreten
färbt auf die Mannschaft ab. Sie vertraut ihm und sie ist von ihm abhängig.« Pia
schniefte, heftete weiter, sah Tauner nicht an.
    »Ich wollte dir nicht wehtun vorhin,
du weißt, dass ich in letzter Zeit wirklich ein alter Esel bin.«
    Pia hob die Schultern und ließ sie
kraftlos fallen. »Du hattest ja recht. Es fehlt nur noch der letzte Beweis, aber
alles stimmt. Sogar die Ballistiker bestätigen deine Variante.«
    »Zumindest haben sie gesagt, dass
er sich selbst in den Arm geschossen haben könnte.«
    »Erzähle nur niemandem, dass er
kokst.« Pia sah auf und lächelte Tauner traurig an.
    Tauner wusste das zu schätzen, es
zeigte, wie sehr sie ihn mochte, obwohl er ein dummer Holzklotz war. Er rollte mit
seinem Stuhl zu ihr herüber und legte seinen Arm um ihre Schulter. »Vielleicht wird
ja alles noch gut.«
    »Wie denn?«, fragte Pia und Tauner
wollten keine vernünftigen Worte einfallen.
    »Wer weiß, vielleicht …« Das Telefon
unterbrach ihn und zum ersten Mal, seit er Pia kannte, scherte sie sich nicht darum.
Deshalb ging er selber ran.
    »Tauner hier. Was schon? Spuck es
schon aus!« Tauner sah zu Pia. Die sah ihn an, und was sie sah, machte ihr das Leben
nicht leichter.
    »Danke«, sagte Falk und legte auf.
»Tut mir echt leid.« Er wollte sich erheben, musste die Staatsanwältin anrufen,
doch Pia hielt ihn fest.
    »Kannst du warten? Bis nach dem
Spiel? Er ist doch unter Beobachtung, er läuft nicht weg, er ist sich so sicher,
Falk, tu es für dich selbst. Warte bis nach dem Finale.«
    Nein, wollte Tauner, der störrische
Esel sagen, er ist ein Mörder, er soll keine Gelegenheit finden, sich jetzt noch
zum Märtyrer zu machen, zum Helden. Er soll die Genugtuung nicht bekommen von den
Mithäftlingen vergöttert zu werden und von den JVA-Beamten bevorzugt, er soll leiden,
soll sich verteidigen müssen und sehen, wohin es führt, wenn man sich mit Falk Tauner
anlegt. Aber Tauner sah Pia an und er konnte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen.
    »Ist gut, ich kläre das mit der
Diekmann-Wachte.«
    Pia sprang auf und umarmte ihn.
»Danke«, sagte sie und tat etwas, dass sie noch nie gemacht hatte: Sie drückte ihm
einen Kuss auf die Wange.
    »Aber …«, sagte Tauner laut und
schob sie sanft von sich. »Bis zum Spiel musst du mir noch einen Gefallen tun.«

21
     
    »Haben wir uns das auch gut überlegt?«, fragte Tauner und sah seine
beiden Kollegen an. Bis zum Spiel waren es noch zwei Stunden und er hatte Uhlmann
und Bärlach in eine Kneipe eingeladen, in der er früher öfters ein paar Stunden
mit einem Kollegen gesessen hatte, der offenbar an dem Beruf kaputt gegangen war.
Was bleibt einem eigentlich anderes übrig, wenn man fast täglich mit dem Abschaum
der Menschheit zu tun hatte?
    Hans nippte an seinem Bier, sah
zum Bildschirm über der Theke, wo seit Stunden nichts anderes gezeigt wurde als
die deutsche Nationalmannschaft bei vergangenen Spielen, beim Training, beim Arzt,
beim Interview, wo der Trainer zu sehen war, Kaugummi kauend, als gäbe es dafür
einen Preis zu gewinnen, der sogar dafür Werbung machte und sie deshalb kostenlos
bekam. Wie er redete, sich versprach, manchmal haarscharf an reichsdeutschem Vokabular
vorbeischrammte, sich entschuldigte dafür und dem verziehen wurde. Der Verlauf des
Turniers wurde gezeigt, alle fünf Siege, knapp, deutlich, berauschend oder ernüchternd,
je nachdem. Immer dasselbe, wie seit fast drei Wochen, und Uhlmann konnte einfach
nicht anders, als immer und immer wieder hinzusehen. »Es gibt ein paar Sachen, die
mir nicht gefallen. Spechtlers Rolle zum Beispiel und die seiner Frau. Und warum
Ehlig mit der Jansen anbändelt, obwohl seine Frau viel jünger und hübscher ist!«
    »Würdest du deine Frau weggeben,
wenn du eine zwanzig Jahre jüngere dafür bekämest?«, fragte Bärlach, dessen Glas
sich wohl nur durch natürliche Verdunstung leeren würde.
    »Klar!«, sagte Uhlmann, weil alle
Männer erst einmal so etwas sagen mussten. »Nein, natürlich nicht«, sagte er anschließend,
wie es auch die meisten Männer tun würden. »Im Großen und Ganzen scheint mir alles
bis auf eine Sache ganz schlüssig. Zumindest der eigentliche Tathergang. Ehlig drängt
loszufahren, vielleicht versteckt er

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