Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
Vom Netzwerk:
krümmte sich, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte und ein durchdringender Schmerz schnitt sich durch mein Innerstes. Was geschah mit mir? Mein Würgereflex setzte augenblicklich ein. Ich war dabei, das Wasser wieder auszuspuken. Mein toter Körper stieß das Wasser regelrecht ab. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass es möglicherweise tatsächlich faulig war, aber die Worte des Vampirs schossen mir durch den Kopf. Sie hatte gesagt, dass meinen Durst weder Wasser noch Wein löschen könnte. Würde ich nun wirklich nur von einer Sache weiterleben können? Das durfte nicht sein. Ich würde die Abscheu niemals überwinden können! Ich hatte das Gefühl, dass mir langsam schlecht wurde. „Reiß dich zusammen“, zischte ich zu mir selbst. Ich musste mich auf etwas anderes konzentrieren. Stöhnend richtete ich mich auf und ohne weitere Zeit zu vergeuden, setzte ich meinen Weg schließlich fort.
    Es dauerte eine Weile, ehe ich wieder normal laufen konnte und meine Übelkeit überwunden war. Mein Ziel rückte aber endlich in unmittelbare Nähe. Ich war erstaunt, dass ich diese Kerle schon hören konnte, obwohl nichts anderes zu sehen war, außer dicht bewachsenen Bäumen. Ich durchquerte das lange Waldstück. Langsam schlich ich mich heran, wie ein wildes Tier an seine potenzielle Beute. Letztendlich war ich wohl nicht mehr als das, eine Kreatur der Nacht, die nicht besser zu sein schien als die Männer vor mir.
    Sie hockten auf einer winzigen Lichtung, um ein kleines Lagerfeuer herum. Zwei schliefen auf dem Boden, zusammengerollt wie kleine Kinder. Die anderen Vier unterhielten sich anscheinend über ihren nächsten Auftrag. Ich konnte jedes einzelne Wort verstehen, obwohl ich gut fünfzig Meter von ihnen entfernt war. Und meine Pupillen nahmen jedes noch so klitzekleine Detail wahr, ich konnte selbst die Falten in ihren Gesichtern erkennen. Meine Güte, was hatte ich für Möglichkeiten?
    Ich verringerte den Abstand bis auf wenige Meter und versteckte mich hinter einer riesigen Tanne. Ihre Pferde wurden nervöser, denn sie spürten sicherlich meine Anwesenheit, wahrscheinlich witterten sie die Gefahr.
    Ich konzentrierte mich auf die Männer und überlegte eilig, wie ich nun vorgehen wollte. Dieses Pack hatte den Tod verdient, auch wenn sie nur die ausführende Kraft gewesen waren. Ihren Auftrag hatten sie von einer höheren Instanz erhalten, aber das war mir gleich. Zumindest in jenem Moment. Die Wut in mir drang nach vorne und der Hass wollte die Führung übernehmen, ich ließ es einfach zu.
    Ich sprang hinter dem Baum hervor und wie ein Blitz schoss ich auf die Gruppe der Männer zu. Ich war so schnell, dass sie mich erst bemerkten, als es bereits zu spät war. Selbst für mich ging es beinahe zu rasch, es war, als würde mein Körper von selbst wissen, was er zu tun hatte. Ich landete in der Mitte der kleinen Gruppe. Die Pferde stiegen hoch, sie versuchten sich von ihren angebundenen Zügeln zu befreien. Die Männer wussten nicht, wo sie zuerst hinsehen sollten.
    Ich schon. Ohne eine weitere Sekunde verstreichen zu lassen, packte ich einen der Kerle, der mir am nächsten stand. Ich warf ihn mit so einer Wucht gegen einen Baum, dass ich hören konnte, wie sein Körper regelrecht durch die Luft schnitt. Das Geräusch seines Aufpralls war fast schon ohrenbetäubend. Ein hartes Knirschen entstand. Konnte ich etwa hören, wie seine Knochen brachen? Ich schüttelte den Kopf und drehte mich ruckartig wieder herum. Die Anderen starrten mich erschrocken an, ihre überraschten und zugleich entsetzten Gesichter beflügelten mich ein wenig. Wie ungewöhnlich für mich.
    Die beiden Männer, die zuvor noch auf dem Boden geschlafen hatten, sprangen alarmiert auf, aber sie wirkten ein wenig verwirrt.
    „ Seine Augen…“, bemerkte einer von ihnen.
    „ Du bist doch tot“, schrie ein Anderer. Die Äußerung ließ mich unweigerlich lächeln.
    Keiner der Kerle regte sich, sie standen alle wie erstarrt einfach nur da. Sollte es so leicht werden?
    Ein durchdringender Geruch stieg mir plötzlich in die Nase. Wie von selbst schien mein gesamter Körper darauf zu reagieren. Ich drehte mich in die Richtung, in die ich den ersten Mann geworfen hatte, sein erschlaffter Körper lag verdreht auf dem Boden. Er bewegte sich nicht, doch eine dunkle Flüssigkeit rann langsam an seinem Hals entlang. Er war anscheinend am Kopf verletzt, seine ganze Stirn klebte bereits voller Blut.
    Dieses Wort versetzte mir innerlich einen Schlag. In meinem

Weitere Kostenlose Bücher