Abtruennig
neben Jonathan aufhielt. Er kicherte, wie ein kleiner Junge.
„ Was quatscht der da für einen Schwachsinn?“
Peter verzog das Gesicht.
Ich schüttelte nur den Kopf und zuckte mit den Schultern.
„ Jonathan? Wir sprechen uns morgen wieder.“
„ Geht klar.“
Ich klappte das Handy wieder zu und steckte es zurück in meine Jeans.
„ Fahren wir noch eine Runde, vielleicht schnappen wir ja noch irgendetwas auf.“
Peter seufzte gelassen.
„ Okay.“
Wir fuhren noch für eine Weile durch die Gegend, aber nichts geschah. Alles schien total normal. Peter war froh, als wir uns in dieser Nacht trennten. Ich vermutete, dass es mal wieder an der Zeit für ihn war, sich weibliche Gesellschaft zu suchen. Aber es kümmerte mich nicht weiter, denn ich hatte ganz andere Dinge, die mir durch den Kopf geisterten.
Morgen würde es ein sonniger Tag werden, ich konnte es bereits fühlen. Demnach würde ich nicht in die Uni gehen können, was mich nur in einer Hinsicht ziemlich nervte. Unklugerweise entschied ich daher, sie wenigstens noch heute einmal zu sehen.
Ich stellte meinen Wagen an der unteren Hauptstraße ab, von wo aus man noch nicht einmal das Anwesen der Ashtons sehen konnte. Ich setzte meinen Weg zu Fuß fort und schlich nahe der hohen Steinmauer entlang, die kein Ende zu nehmen schien. Da ich mich in menschlicher Geschwindigkeit fortbewegte, dauerte es schier endlose Minuten, bis sich endlich ein riesiges Schmiedeeisernes Tor vor mir auftat. Es zierte eine lange, hohe Auffahrt. Auf der linken Seite, direkt daneben war ein kleines Pförtnerhäuschen aufgestellt worden. Ich konnte im Inneren einen Mann ausmachen, der mich allerdings nicht bemerkte. Seine gesamte Aufmerksamkeit war scheinbar auf einen kleinen Fernseher vor ihm gerichtet. Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn. Niemand anderes war in der näheren Umgebung, also überlegte ich nicht lange und sprang kurzerhand über das hohe Tor. Gekonnt landete ich auf der anderen Seite. Ich wollte keine Zeit mehr verlieren, also setzte ich meinen Weg fort, ohne mich noch einmal umzusehen. Die Nacht war ohnehin meine Verbündete, sie legte ihren dunklen und schützenden Mantel um mich. Ich konnte also mein Tempo laufen. Wie ein Schatten flog ich zwischen unzähligen großen Bäumen und Hecken hindurch, bis ich das Herrenhaus in der Ferne sehen konnte. Mittlerweile war es halb drei und irgendwie war ich mir sicher, dass es für einen normalen Menschen fast unmöglich gewesen wäre, sich unbemerkt aufs Anwesen zu schleichen. Es gab neben dem Wachmann im Pförtnerhäuschen auch noch eine große Anzahl von Kameras. Sie waren überall auf dem Anwesen verstreut und ich hatte nur einen kleinen Teil des Grundstücks gesehen. Es musste also sicherlich noch einen Sicherheitsbeamten im Haus geben, aber ich ging davon aus, dass er mich nicht bemerkt hatte. In solchen Situationen war es einmal mehr von Nutzen lautlos und fast unsichtbar zu sein. Ich erreichte das riesige Haus und konzentrierte mich auf einen bestimmten Geruch. Schnell hatte ich Lesleys Duft ausgemacht und ich folgte ihm. Er schien nach oben hin stärker zu werden. Es war somit wohl nicht immer nur ein Klischee, dass die Frauen in solchen riesigen Häusern oftmals die oberen Stockwerke bewohnten. Ich umrundete das Gebäude. Ihr Zimmer lag – dem Geruch nach zu urteilen – auf der westlichen Seite. Es hatte einen großen Balkon und ein riesiges, weißes Rosengitter war an der Hauswand darunter angebracht worden, an dem sich allerdings nur unzählige Efeuranken einen Weg in die Höhe bahnten. Es wäre ein leichtes gewesen, an ihnen nach oben zu klettern, aber ich entschied mich, auf Nummer sicher zu gehen und einfach zu springen. Schließlich wusste ich nicht, ob das Gitter mein Gewicht halten würde. Geschmeidig wie eine Katze landete ich auf dem Vorsprung und verharrte für einige Sekunden absolut regungslos in meiner Position. Ich lauschte angestrengt in die vermeintliche Stille hinein, hörte aber nur ein unverständliches Gemurmel. Es kam jedoch nicht aus ihrem Zimmer. Die Geräusche drangen aus einem der unteren Räume zu mir hinauf. Ich blendete das Gefasel sofort aus. Vorsichtig trat ich an die Tür heran und ich drückte mich kaum merklich dagegen. Leichte helle Vorhänge trennten das Innere des Zimmers von den großen Glastüren des Balkons. Kein Licht drang nach draußen und ich ging, in Anbetracht der Uhrzeit davon aus, dass Lesley bereits tief und fest schlief. Für einen kurzen Augenblick
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