Abtruennig
fielen und meine Finger berührten meine Augen.
„ Ich möchte dir etwas zeigen. Tu mir den Gefallen und renn jetzt nicht gleich schreiend aus dem Haus, okay?“
„ Okay?!“ Sie war sofort wieder unsicher.
Ich hantierte nur wenige Sekunden in meinem Gesicht herum. Da ich meinen Kopf gesenkt hatte, konnte sie nicht sehen, was ich tat.
„ Bitte, schau mich an.“, sagte ich schließlich und blickte sie dabei direkt an.
Sie sah mich an und ihr Herzschlag explodierte reflexartig.
„ Mein Gott, d-deine Augen! S-sie g-glühen!“
„ Mein Sehvermögen ist bei Nacht noch besser als bei Tag. Ich erkenne auch in der totalen Dunkelheit alles um mich herum.“
„ A-aber sie leuchten…“
Ich nickte.
„ Unsere Iris changiert, vor allem nachts und wenn wir Gefahr spüren oder…durstig sind.“
Ich konnte hören, wie sie schluckte.
„ Ich nehme mal an, dass ich keine Gefahr für dich bin.“
„ Nein“, sagte ich sanft. „Aber ich wäre nicht hierher gekommen, wenn ich es nicht aushalten würde, mich trotz des Hungers zu beherrschen.“
„ Das heißt es liegt nicht nur an der Dunkelheit? Sollte mich das jetzt beruhigen?“
„ Ja, das sollte es. Ich hoffe, das tut es, denn es ist die Wahrheit, Liz.“
„ Gut, okay!“ Sie atmete tief ein. „Wieso um Himmelswillen habe ich denn nicht gesehen, dass du solche Augen hast?“ Die pure Neugier schien sie anscheinend zu übermahnen. Lesley rollte sich in ihre Decke und krabbelte damit etwas umständlich bis zum Ende des Bettes.
„ Zum einen trage ich mein Haar nicht umsonst etwas länger“, ich grinste. „Zum anderen habe ich in der Regel immer dafür gesorgt, dass ich nicht durstig war, wenn ich mit dir zusammen war. Oder wie heute,“, ich streckte meine Hand aus und zeigte ihr den Inhalt, „manchmal trage ich Kontaktlinsen, damit meine Augen mich nicht verraten.“
Ihre Pupillen weiteten sich. „Mein Gott…“, es klang atemlos. Es dauerte einen kleinen Moment, bis sie wieder etwas sagte. „Ist es jetzt schlimm? Ich meine, macht dich mein Blutgeruch verrückt?“
Ich lachte leise. „Seitdem ich dich getroffen habe…aber nicht unbedingt so wie du jetzt vielleicht denkst. Ich sollte wohl erwähnen, dass wir nicht alle seelenlose Blutsauger sind, die sich nicht kontrollieren können.“
„ Wir?“ Sie schien sich die Frage sofort selbst zu beantworten. „Damals in diesem Hinterhof…das waren auch Vampire, nicht wahr?“
Ich nickte.
„ Mein Gott, und gestern…?“
„ Ja.“
„ Wie viele gibt es denn von euch?“
„ Das ist schwer zu sagen, weil sich nicht alle an die Gesetze halten. Manchmal werden neue Vampire erschaffen und sie entkommen, bevor wir sie vernichten können. Wir kommen nicht immer rechtzeitig, doch wir geben nicht auf. Wir halten diejenigen auf, die wir erwischen.“
„ Okay, das macht tatsächlich alles irgendwie Sinn. Deswegen seid ihr uns damals zu Hilfe gekommen, oder?“
„ Na ja, um ehrlich zu sein, es geht nicht unbedingt um die Menschen.“ Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr die ganze Wahrheit sagen sollte, aber in dieser Sekunde erschien es mir als das Richtige. Immerhin wusste sie sowieso bereits zu viel. „Es geht in erster Linie darum, eine Verbreitung einzudämmen. Natürlich sollten, wenn möglich, keine Menschen involviert sein. Vor allem, weil wir nicht wollen, dass man uns erkennt. Unsere Existenz muss ein Geheimnis bleiben.“ Die letzten Worte kamen mit Nachdruck hervor. So hatte ich es schließlich gelernt und auch befolgt, bis ich ihr begegnet war.
„ Hm, ich glaube, ich verstehe. Also sollte ich eigentlich froh sein, dass wir uns damals begegnet sind.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Zumindest bist du nicht getötet worden oder gar Schlimmeres…“
„ Schlimmeres?“, sie zog unschlüssig eine Augenbraue nach oben. „Sprichst du vom Vampirdasein?“
„ Ja.“
„ Ist es schlimm ein Vampir zu sein?“
Ich biss die Zähne hörbar zusammen.
„ Willst du mir sagen, dass du kein Vampir sein willst?“
Es klang zweifelnd.
„ Nein.“
„ Was dann?“ Sie setzte sich vor mir auf dem Bett in den Schneidersitz. Purer Wissenshunger blitzte in ihren schönen Augen auf.
„ Ich will damit nur sagen, dass es bedeutet hätte, wir wären jetzt nicht da wo wir nun sind.“ Ich überlegte kurz. „Na ja, das wäre vermutlich besser für dich gewesen.“
„ Langsam kann ich dir nicht mehr folgen.“
„ Wenn du verwandelt worden wärst, dann hätte ich nicht zugelassen, dass du
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