Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
Vom Netzwerk:
andere Menschen anfällst oder dergleichen. Es ist zu gefährlich Neuankömmlinge herum laufen zu lassen, vor allem ohne ihren Schöpfer. Dann geraten sie zwangsläufig außer Kontrolle! Sie morden wahllos. Für die meisten ist es eine Art Zwang, es ist wie eine Sucht. Junkies auf der Suche nach ihrer Droge, doch wenn die bittere Erkenntnis kommt und sei es auch nur für einen winzigen Augenblick, dann hassen sie sich dafür und es ist fürchterlich mit dieser Wahrheit leben zu müssen. Kaum einer kann dann noch dem Drang widerstehen.“
    Ich konnte es förmlich in ihrem Kopf klicken hören.
    „ Du jagst sie, nicht wahr?“
    Ich nickte. „Ja, das tue ich. Wir sorgen dafür, dass die jungen Vampire zusammen mit den Abtrünnigen – so nennen wir diese Blutsauger, die sich ihrer Sucht vollends hingeben – ausgelöscht werden. Sie gefährden unsere Spezies. Stell dir nur mal vor, was passieren würde, wenn die Menschen über uns Bescheid wüssten. Der menschliche Geist neigt leider oft dazu, andere Arten kontrollieren zu wollen oder sie sofort zu zerstören, eine Massenpanik wäre vorprogrammiert! “
    „ Du hättest mich dann auch töten müssen“, schlussfolgerte sie und ihr Gesicht wurde plötzlich blass.
    Darauf erwiderte ich nichts, sie kannte die Antwort sowieso bereits. Einen Augenblick lang haderte ich mit mir selbst. Vorsichtig löste ich meine Hand vom Bettgeländer. Liz beobachtete meine Bewegung und ihr Herz schlug erneut schneller.
    „ Du bist ein Mensch und ich müsste mich von dir fernhalten, aber…“
    Meine Stimme war nur ein Raunen und es passte zu meiner momentanen Gefühlssituation. Was ich tun sollte war eine Sache, aber was mein Körper wollte, war eine ganz Andere. Töricht, dumm, gefährlich und dennoch…
    „ Du musst dich von mir fernhalten?“
    Lesley sah mir direkt ins Gesicht.
    „ Für dich ist es nicht gefährlich“, antwortete ich knapp.
    „ Wie bitte?“ Ihre Stirn legte sich in Falten.
    „ Ich weiß, das klingt ziemlich absurd. Aber wie gesagt, ich würde – nein, ich könnte dir nie wehtun. Es ist mir allerdings verboten mit dir zusammen zu sein. Zudem habe ich noch meine Art verraten.“ Ich stöhnte. „Wo soll das alles nur hinführen? Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich meine, ich bin schon viel zu weit gegangen…“
    Meine kalten Finger berührten ganz sanft ihre Wange. Ihr Atem stockte plötzlich und ich war drauf und dran meine Hand wieder zurückzuziehen. Doch sie verharrte in der Position, vielmehr noch, sie lehnte sich gegen die Innenseite meiner Handfläche.
    „ Ganz gleich, was du erwartet hast oder was ich logischerweise tun sollte. Wahrscheinlich schreiend wegrennen und nach jemanden suchen der Van Helsing heißt!?“ Sie lachte tonlos. „Warum sollte ich mein normales Leben weiterführen, wenn es bedeuten würde, dass du nicht mehr darin vorkommst.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Ich kann mich nicht selbst belügen, Nicholas. Ich bin einfach nur froh, dass du hier bist.“
    „ Und ich bin dabei, mich in dich zu verlieben, Lesley Ashton.“
    Es platzte aus mir heraus, bevor ich darüber nachdenken konnte. Aber es war egal. Es gab genau das wieder, was ich tatsächlich empfand.
    Dummer, durchgeknallter Vampir!
    Ein wohliges, leises Lachen kam aus Lizs Kehle und umschloss augenblicklich mein kaltes Herz. Ihre weiche Hand legte sich auf meine und ich genoss die warme Berührung. Mehr als ich sollte, mehr als ich durfte – doch ich wusste, dass ich diese Entwicklung nicht mehr aufhalten konnte. Viel wichtiger war jedoch, dass ich es auch gar nicht wollte.
    Lesley schien zu wissen, an was ich gerade dachte.
    „ Nun, Vampir“, sie grinste amüsiert. „Wie geht es jetzt mit uns weiter?“
    Mir gefiel der Gedanke, das es auf einmal ein „uns“ gab, obwohl sie wusste, was ich war.
    „ In Anbetracht der späten Uhrzeit, sollte ich jetzt wohl besser gehen. Du wirst mich vermutlich für altmodisch halten, aber morgen ist schließlich auch noch ein Tag.“
    „ Nein, du hast Recht. Das solltest du wirklich tun. Ich glaube, sonst bekommt Newton womöglich morgen Früh noch einen Herzinfarkt.“
    „ Newton?“ Ich runzelte die Stirn.
    „ Die gute Seele hier.“
    „ Der Butler?“
    Sie nickte. „Das ist er, aber ich würde ihn nie so bezeichnen. Er ist viel mehr für mich. Wenn er dich morgen hier vorfinden würde, würde er vermutlich sofort die Duellierpistolen herausholen.“ Sie kicherte.
    Damit käme ich klar, das passte schließlich in meine Zeit.

Weitere Kostenlose Bücher