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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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andere“, antwortete ich ruhig. „Ich wusste, dass du dich so aufführst. Eigentlich wollte ich dich auch nicht in diese schwierige Situation mit reinziehen, aber ich fand es wenigstens angebracht, dich einzuweihen. Sonst schickst du noch einen Suchtrupp los, wenn ich zwei Tage und Nächte nicht auftauche.“
    Peter wirkte blasser als sonst. „Du hast tatsächlich vor die Ältesten aufzusuchen, um sie darum zu bitten, dass sie deine kleine Freundin verwandeln?“
    Ich nickte gelassen. „Ganz recht.“
    Er ließ sich gegenüber von mir auf die alte Couch fallen. „Das kann nicht dein Ernst sein!“, beharrte er. „Ich meine, du hast vielleicht ein oder zwei Regeln gebrochen, pah, was soll’s, das habe ich auch. Aber diese Sache gerät allmählich außer Kontrolle. Wie lange kennst du dieses Mädchen denn schon? Zwei oder drei Wochen sind schon vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet nicht besonders lang. Wie kannst du als Vampir so dämlich sein und dich ausgerechnet in einen Menschen verlieben und alles aufs Spiel setzen nach nur drei Wochen?“
    „ Peter beruhige dich. Es betrifft dich nicht. Abgesehen davon kenne ich sie genau genommen schon länger…sie war das Kind aus der Gasse damals.“ War das zuviel des Guten?
    Er starrte mich überrascht an. „Im Ernst? Was ist denn das für ein schicksalhafter Quatsch?!“
    „ Lass es gut sein. Du kannst mich nicht davon abbringen, ganz gleich, was du sagen willst. Es ist zu spät…ich habe mich in Lesley verliebt.“ Ich musste lächeln, als mir klar wurde, was ich da gerade gesagt hatte.
    Er stöhnte. „Verflucht noch mal…“
    „ Also, wirst du hier die Stellung halten und nicht die ganze Stadt abreißen, solange ich fort bin?“
    Seine hellen Augen verengten sich zu Schlitzen. „Habe ich eine andere Wahl? Ich kann dich immer noch auslöschen, wenn du wieder zurück bist.“
    Ich nickte. „Das könntest du, wenn du schnell genug wärst…“
    Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Ja, du bist schnell, aber irgendwann einmal bist du abgelenkt und dann…“
    „ Wenn es soweit ist, dann lasse ich es dich wissen.“ Ich hatte ein ebenso breites Grinsen auf meinen Lippen.
    „ Nicholas?“ Er beugte sich über den kleinen Glastisch, der vor uns stand. „Ich werde mich ruhig verhalten, solange bist du wieder hier bist, aber halte mich bloß aus diesem ganzen Schlamassel raus. Also erwähne nicht, dass ich mich manchmal amüsiere, in Ordnung? Es reicht schon, wenn sie dir den Kopf abhacken.“ Das Lächeln auf Peters Gesicht verschwand wieder. „Mach´ bitte keinen Blödsinn…Die Ältesten sind mit Sicherheit nicht so kulant wie Vincent!“
    Als ob ich das nicht wüsste…
    „ Ich werde ihn von dir grüßen.“ Ich stand auf und sprang über den kleinen Couchtisch zu ihm rüber. Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte er zusammen, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass ich das tun würde.
    „ Schnell“, zischte er.
    Ich lachte. „Vergiss das nicht!“ Freundschaftlich klopfte ich ihm auf seine Schulter. „Danke, Peter und mach dir keine Sorgen, okay?“
    Er nickte. „Wozu? Du hörst ja eh nicht auf mich.“
    „ Richtig.“ Ich ging quer durch das Zimmer und verschwand im angrenzenden Raum. Es war mein provisorisches Schlafzimmer, nicht das ich es wirklich dafür nutzte, aber ich lagerte ein paar Dinge von mir in diesem Raum. Ich griff in den hölzernen Kleiderschrank, der neben dem unbenutzten Bett stand und zog meine kleine Reisetasche heraus. Eilig stopfte ich ein paar Klamotten von mir hinein, ich hatte sowieso nicht besonders viele Sachen in dieser Wohnung, genau wie Peter. Wenn wir weiter zogen, erneuerten wir auch meistens unsere Kleidung und entsorgten die Alte. Wir ließen nichts von uns zurück, als würde es uns gar nicht geben.
    Mit gepackter Tasche kehrte ich ins Wohnzimmer zurück. „Wollen wir noch eine Tour gemeinsam machen? Ich fliege erst am frühen Abend.“
    Peter hüpfte grinsend vom Sofa. „Klar, du weißt doch, dass ich einen Hang zum Melodramatischen habe, wenn es schon das letzte Mal sein soll, dann will ich es auch nicht missen.“

    Liz und ich fuhren am Nachmittag zum Flughafen. Als ich sie zum Abschied in die Arme schloss, überkam mich plötzlich ein ungutes Gefühl. Ich konnte nicht sagen, woran es lag, aber ich vermutete, dass es mit dem bevorstehenden Besuch bei den Ältesten zu tun hatte. Die Chancen standen schlecht, vielleicht sogar gleich null, aber ich konnte mich trotzdem nicht davon abringen

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