Abtruennig
einen Menschen, den du nicht verwandeln darfst? Für eine Sterbliche, die du kaum kennst?“
„ Es gibt keine Bestimmung oder Vorsehung wann wir unsere Gefährten treffen.“
„ Das ist wahr.“ Er beugte sich zu mir. „Wir halten uns jedoch solange von ihnen fern, bis wir die nötige Reife haben. Genau aus diesem Grund ist es untersagt, sich zuviel mit Sterblichen abzugeben.“
„ Bitte…“ Verzweiflung schwang in diesem einen Wort mit. Ich hatte kein wasserdichtes Argument, um ihn zu überzeugen, ich konnte lediglich darauf hoffen, dass er mir half, weil er mein Mentor war.
„ Deine Arbeit in England läuft hervorragend, das wissen auch die Anderen. Man ist zufrieden mit dir, das wird niemand bestreiten. Die Rate der Neuankömmlinge ist wieder gesunken. Aber-“, seine dunklen Augen blitzten auf, „-ich bezweifle, dass sie deiner Bitte nachkommen werden.“
„ Ich habe keine andere Wahl, ich muss es wenigstens versuchen“, beharrte ich hartnäckig. „Wann kann ich zu ihnen?“
Er seufzte erneut, dieses Mal klang es resignierend. „Wie kann ich dich davon abbringen?“
„ Du kennst die Antwort.“
„ Ja, ja!“ Etwas verärgert, erhob sich der anmutige Vampir und er wandte sich von mir ab. „Ich werde ihnen deine Bitte vortragen und melde mich wieder bei dir, sobald wir einen Termin haben.“
„ Gut…ich danke dir.“ Es waren ehrliche Worte, die über meine Lippen kamen und er wusste das. Mit einer Handbewegung bedeutete er mir zu gehen und ich folgte seiner Aufforderung. Mir blieb erst einmal nichts anderes übrig, als zu warten.
Ich fuhr zurück in die Innenstadt und bezog schließlich mein Hotel für die restlichen Stunden in dieser Nacht. Da ich vermutlich den Tag über in meinem Zimmer fest saß, wollte ich wenigstens noch einmal Lesleys Stimme hören. Es war spät, aber ich hoffte, dass sie noch nicht schlief. Ich kramte nach meinem Handy und drückte auf die Kurzwahltaste. Das Freizeichen ertönte einmal, zweimal…dann hörte ich ein Rascheln.
„ Hallo…?“, murmelte sie verschlafen.
„ Hey mein Engel. Ich habe dich geweckt, es tut mir leid.“
Plötzlich schien sie hellwach. „Hallo Nicholas! Das macht nichts. Wie geht es dir, alles in Ordnung? Ist etwas passiert? Wie spät ist es?“
Ich lachte, froh darüber sie wohlauf zu wissen. „Hier ist es Viertel vor Zwölf und es ist alles in Ordnung.“ Mir fiel das Lügen anscheinend immer leichter, zumindest wenn ich ihr dabei nicht in die Augen sehen musste. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass ich das alles für sie tat. „Ich wollte einfach nur noch einmal deine Stimme hören, bevor ich ins Bett gehe.“
„ Ich dachte du schläfst nicht?“
„ Das ist richtig, aber deswegen muss ich doch nicht auf dem Boden liegen, um die Zeit totzuschlagen, oder?“
Sie kicherte. „Nein, ich muss mich wohl oder übel daran gewöhnen, dass du nicht in einem Sarg liegst oder von der Decke baumelst.“
„ Ja, das solltest du.“ Ich lachte kurz, wurde aber schnell wieder ernst. „Wie geht es dir?“ Ich konnte meine Besorgnis nicht verbergen. Bevor sie antwortete hörte ich das Anklopf-Zeichen auf meinem Handy. „Liz? Bitte entschuldige, aber auf der anderen Leitung versucht mich jemand zu erreichen. Kannst du kurz warten? Es ist wichtig!“
„ Klar, ich warte.“
„ Ich bin sofort wieder bei dir.“ Ich drückte auf die Taste und wusste sofort wer dran war. „Heute hätte ich nicht mehr mit dir gerechnet, Vincent.“
„ Es wird morgen neblig sein, also sieh zu, dass du in der Morgendämmerung hier bist.“ Seine Stimme klang reserviert.
„ In Ordnung.“
„ Sie werden dich anhören…und, Nicholas?“
„ Ja?“
„ Ich werde tun, was in meiner Macht steht.“ Der väterliche Tonfall, den ich momentan so dringend benötigte, kehrte glücklicherweise zurück.
„ Ich danke dir.“
„ Noch nicht. Danke mir erst, wenn deinem Begehren zugestimmt werden sollte.“ Ich hörte, wie er lächelte, dann legte er auf.
Ich wechselte nochmals die Leitung. „Liz? Bist du wieder eingeschlafen?“, ich schmunzelte.
„ Nein, auch wenn ich völlig erschöpft bin, obwohl ich gar nicht weiß wieso.“ Ich spürte, dass es nicht ganz die Wahrheit war, aber ich nahm an, dass sie mich einfach nicht beunruhigen wollte. „War es etwas Wichtiges?“
„ Wie? Ach, du meinst den Anrufer? Ja, ich werde bereits morgen früh erwartet.“
„ Das ist gut, oder?“
„ Ich denke schon.“
„ Du wirst mir nicht sagen, was du vorhast oder
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