Abtruennig
dürfen.“
„ Das stimmt, deswegen war ich ja bei ihnen.“
Lesley schluckte, sie wirkte nervös. „Und? Was haben sie gesagt?“
Meine Augen waren wohl Antwort genug. Sie seufzte. „Ich würde es trotzdem tun, wenn du es möchtest“, antwortete ich eindringlich.
„ Aber das würde doch bedeuten, dass du gegen die Regeln verstößt. Gegen deine eigenen, wohl bemerkt.“
„ Kann sein…“ Ich knirschte mit den Zähnen. „Das ist aber nicht wichtig. Du, nur du bist wichtig!“ Ich stand langsam auf und kniete mich vor ihr auf den Boden. „Ich habe dich gerade erst gefunden, ich werde dich nicht schon wieder gehen lassen.“
„ Du kannst dem Tod kein Schnippchen schlagen, Nicholas“, sagte sie wehmütig.
Ich streichelte sanft ihre Hände. „Oh doch. Sieh mich an, ich bin der mehr oder weniger lebende Beweis.“
Sie musste tatsächlich lächeln. „Hast du mich in diese Einöde gebracht, damit ich nicht weglaufen kann, wenn du mir so ein unmoralisches Angebot machst?“ Ihr warmes Lachen umhüllte mich, wie ein zarter Schleier.
„ Du kannst mir doch sowieso nicht davon laufen.“ Ich bereute diesen Satz sofort wieder, aber sie schien es nicht falsch verstanden zu haben.
„ Das glaube ich dir aufs Wort. Ich...ich möchte sie sehen…“
„ Wen?“ Ich wusste nicht, was sie meinte.
„ Deine, ähm…die Zähne…“
Jetzt war ich perplex. „Du willst meine Fangzähne sehen? Das ist so, als ob du deinen Kopf in den Rachen eines Drachen steckst.“
Sie legte ihren Kopf schief und verzog das Gesicht. „Es gibt keine Drachen!“ Einen kurzen Moment lang zögerte sie. „Oder doch?“
Ich schüttelte grinsend den Kopf.
„ Ich möchte wissen, auf was ich mich einlassen würde. Wie du mich verwandeln würdest.“
„ Ich will nicht, dass du Angst vor mir hast.“
„ Dafür ist es nun echt zu spät, Nicholas. Ich meine, ich fürchte mich nicht vor dir, aber du hast mir schon so viele Details offenbart, die ich nie im Leben für möglich gehalten hätte. Du hast blitzartige Reflexe, du hast seltsame Augen und wahrscheinlich verfügst du noch über so vieles mehr, von dem ich noch gar nichts weiß.“
„ Da hast du Recht.“ Ich seufzte. „Hast du keine Panik davor, dass ich nach deinem Blut dürste, wenn ich mich verwandle?“
„ Ich weiß es nicht…könnte das passieren? Bist du nicht mehr du selbst, wenn du dich verwandelst?“
„ Manchmal ist es schwer, dem Drang zu widerstehen. Doch ich würde dir niemals etwas tun.“ Ich berührte mit meinen Fingerspitzen ihre warme Wange.
Lesley legte ihre Hand auf meine. „Bitte zeig es mir, Nicholas. Ich möchte sehen, was du aus mir machen willst.“
Ich wollte sie nicht zu meinesgleichen machen, aber hatte ich eine andere Wahl? Ich konnte sie doch nicht an diese Krankheit verlieren. War ich einfach nur zu egoistisch? Die Worte des Ältesten kamen mir wieder in den Sinn. ` Was ist, wenn sie es gar nicht will? ´ Ich schüttelte den Gedanken ab.
„ Ich werde es dir zeigen, aber bitte…hab keine Angst, Liz! Ich sehe vielleicht aus wie ein Monster, aber das bin ich nicht.“
Sie nickte, ohne auch nur zu wissen, was ihr gleich gegenüber stehen würde. Ich erhob mich wieder und ging zur Haustür hinüber. Mit dem Rücken lehnte ich mich dagegen. „Bereit?“, fragte ich leise.
„ Ja…ich glaube schon.“ Ihre Stimme bebte vor Aufregung.
Im nächsten Augenblick spannte ich meinen gesamten Körper an. Meine Muskeln dehnten sich aus und ich fühlte die Kraft, wie sie gierig durch meine Glieder fuhr. Der Kiefer schmerzte und war bereit meine tödlichste Waffe frei zu geben. Ich wusste, welchen Anblick ich bot, wenn ich mich verwandelte. Die Augen glühten in einem leuchtenden Grün und sie funkelten wie Edelsteine. Es war noch intensiver, als bei Dunkelheit oder Hunger, sie schillerten, als wäre die Iris regelrecht flüssig. Die Schatten in meinem hellen Gesicht verdunkelten sich, breiteten sich über meine scharfen Wangenzüge aus. Meine Zähne blitzten in einem perfekten weiß, ein grotesker Gegensatz zu meinem gesamten Erscheinungsbild. Dann sah ich wirklich aus wie das, was ich nun einmal war – ein Vampir!
Ich knurrte und die spitzen Hauer schoben sich urplötzlich über meine beiden Eckzähne. In wenigen Augenblicken verschmolzen sie miteinander und zurück blieben raubtierartige Fänge, bereit zu jagen. Es ging, wie immer, alles sehr schnell, doch ich wusste, dass Liz es auch mit ihren menschlichen Sinnen wahrnehmen konnte. Ich
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