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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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dunkle Augenringe. In diesem Augenblick wirkte ich vermutlich tatsächlich wie ein Geschöpf der Hölle. Ich rutschte tiefer in den Sitz und schob dabei meine Sonnenbrille, so weit es möglich war, auf meiner Nase nach oben. Ich musste wenigstens meine Augen verbergen.
    „ Geht es Ihnen gut, Sir? Kann ich Ihnen irgendetwas bringen?“ Eine Stewardess beugte sich zu mir herunter und sie sah durchaus besorgt aus.
    Dein Blut, ich brauche einfach nur etwas von deinem Blut!
    „ Vielen Dank, mir geht es gut, ich habe nur eine schwere Grippe hinter mir.“ Es fiel mir zum ersten Mal schwer, höflich zu bleiben.
    „ Wir haben Aspirin an Board oder möchten Sie eine heiße Zitrone?“
    Ich wusste, dass sie es einfach nur gut meinte, aber das war gerade ziemlich fehl am Platz. „Nichts, danke.“ Geh endlich weg!
    „ Falls Sie doch etwas benötigen, sagen Sie meiner Kollegin oder mir einfach Bescheid.“
    Hmpf! Ich nickte nur und zwang mich zu einem Lächeln. Die Gedanken, die plötzlich auf mich einstürmten waren von entsetzlicher Natur. Mein Hunger schob mir Bilder vors innere Auge: wie ich mich auf die ahnungslosen Passagiere dieses Fluges stürzte und sie allesamt tötete. Ich würde soviel Nahrung zu mir nehmen, dass es für eine lange Zeit reichen würde und niemand käme auf die irrwitzige Idee, dass diese Unglückseligen einem Teufel in Menschengestalt zum Opfer gefallen waren. Das Flugzeug würde abstürzen und man würde sowieso nicht mehr allzu viel in den Trümmern finden können. Die brutalen Vorstellungen verschwanden nicht, als ich die Augen schloss. Mit kreisenden Bewegungen massierte ich meine Schläfen und ich konzentrierte mich auf das Einzige, was mir in dieser Sekunde Kraft geben konnte.
    Lesley!
    Als wir endlich London erreichten war ich dankbarer denn je. Viel länger hätte ich für die Sicherheit der Passagiere nicht mehr garantieren können. Ich zog mein Handy aus der Tasche und schaltete es wieder ein, sobald ich die Kontrollen hinter mir hatte. Ich bekam sofort mehrere Kurzmitteilungen, aber ich ignorierte sie. Sie waren natürlich von Vincent. Ich konnte mir bereits denken, was drin stand. Ich drückte die Kurzwahltaste. Es klingelte.
    „ Hey!“ Es tat so gut Lizs Stimme zu hören.
    „ Hallo mein Engel.“ Es war mehr ein Krächzen.
    „ Mein Gott, Nicholas. Ist alles okay? Du hörst dich so komisch an.“
    Ich musste schauderhaft klingen. „Es ist nichts.“ Ich strich mir über mein Gesicht. „Hör zu, wie weit bist du mit deinen Vorbereitungen für das Wochenende?“ Ich bemühte mich sanft zu klingen.
    Ich hörte, wie sie lächelte. „Ich bin offengestanden schon fertig, obwohl ich das erst morgen sein müsste.“
    „ Gut, denn es geht heute los.“
    „ Wirklich? Toll, wo bist du denn?“
    „ Bereits in London am Flughafen. Ich muss mich nur schnell um eine Kleinigkeit kümmern, dann komme ich dich holen, okay?“ Meine Hände begannen zu zittern.
    „ Klar, ich freue mich!“
    „ Ich mich auch. Bis später.“ Ich legte auf und das Handy verschwand rasch in meiner Tasche. Inzwischen war ich am Ausgang des Flughafens angekommen. Meine Augen suchten eilig nach einem Taxi, denn ich wollte keine Zeit mehr verlieren. Ich musste unbedingt etwas gegen diesen verfluchten Durst unternehmen.

13. Katz und Maus

    Nach einem holprigen Flug und den fast endlosen Stunden, die wir auf einer Fähre verbringen mussten, hatten wir endlich unser Ziel erreicht.
    Laukvik! Ein kleines Fischerdörfchen, das zu den Lofoten, dem so genannten Inselreich Norwegens gehörte. Es war in den Wintermonaten ein eher abgeschiedener Ort und ich hatte uns eine Hütte gebucht, die neben vier Anderen auf einem winzigen Campingplatz lag. Ich hoffte, dass wir die einzigen Besucher zu dieser Jahreszeit sein würden und wie es aussah, hatte ich Glück.
    „ Danke…“, flüsterte Lesley gerührt, als wir vor unserem Domizil standen. Sie griff nach meiner Hand und drückte sie fest.
    „ Gern geschehen“, hauchte ich und drehte sie zu mir herum, damit ich sie ansehen konnte. „Wir sind endlich einmal ganz allein. Kein Newton, keine Colette, kein anderer Mensch. Nur du und ein Vampir.“ Ich grinste.
    „ Muss ich mir Sorgen machen, dass du mich in die totale Abgeschiedenheit verschleppt hast?“, fragte sie lachend.
    Ich sah ihr tief in die Augen und lächelte amüsiert. „Schon möglich. Hast du Angst?“
    Sie nickte. „Ja, das ich aufwache und es ist alles nur ein Traum gewesen.“
    Ich beugte mich nach vorne und

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