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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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nennen.“
    „ Verstehe. Danke, mir reicht erst mal das Müsli.“
    „ Traust du mir so wenig zu?“, grinste ich mit gespielter Enttäuschung.
    „ Ganz im Gegenteil.“ Sie setzte sich auf einen Stuhl, während ich eine Schüssel und das Müsli aus dem Schrank nahm. Ein Löffel und Milch aus dem Kühlschrank gesellten sich dazu.
    „ Kaffee oder Tee“, fragte ich anschließend.
    „ Danke schön, Nicholas. Du musst mich aber nicht bedienen, ich kann mir alles selbst holen. Auch wenn ich Newton habe, so besitze ich noch immer zwei gesunde Arme und Beine“, sie lachte.
    „ Na, und? Ich mache das gerne…außerdem-“, gab ich zu bedenken, „-bin ich viel schneller als du.“ In meiner Geschwindigkeit hatte ich eine Tasse aus dem Schrank geholt.
    „ Wow, das sah aus wie Zauberei! Punkt für dich“, gab sie zu. „Dann hätte ich also gerne einen Kaffee.“
    „ Kommt sofort.“
    Sie aß und trank und ich genoss es einfach nur, ihr dabei zuzusehen. Ich überzeugte sie, dass auch der Abwasch von meinen Händen eiliger erledigt werden würde und sie ließ es zähneknirschend geschehen. „Ich komme mir vor wie eine Diva. Du solltest mich nicht zu sehr verwöhnen.“
    Ich winkte nur ab.
    Es war erst halb Zehn, als wir nach draußen gingen. Der Himmel war glücklicherweise wolkenverhangen, kein Lichtstrahl drang hindurch. Ich hoffte, dass es den ganzen Tag über so bleiben würde. Liz hatte sich mollig warm eingepackt; sie trug einen kuscheligen Rollkragenpullover, dazu eine dunkle Jeans und eine dicke Daunenjacke. So konnte sie den rauen Wind beinahe genießen, der uns am Strand erwartete. Ich trug ebenfalls eine Jeans, mit einem weißen Hemd darüber. Mein grauer Mantel war relativ leicht, aber die Kälte machte mir ja schließlich nichts aus. Sie konnte mir nichts anhaben, denn meine Körpertemperatur lag weit unter der eines Sterblichen. Ich legte schützend einen Arm um Lesleys Taille und sie lehnte sich im Gehen an meine Schulter. Immer wieder erkundigte ich mich bei ihr, ob es ihr gut ging oder ob sie erschöpft sei. Ich hatte nun mal keinerlei Erfahrungen mit todkranken Menschen und nun, wo ich damit konfrontiert worden war, wollte ich ihr nicht zu viel abverlangen. Ich begann vermutlich etwas zu nerven, aber ich war bemüht auf jegliche Veränderungen ihres Körpers zu achten. Ich wusste nicht besonders viel über diese Art von Krebs, doch das was ich wusste, war beunruhigend genug.
    Wir spazierten noch eine ganze Weile am Meer entlang. Ab und an warfen wir ein paar Steine ins Wasser – meine nur unwesentlich weiter als ihre – und beobachten die stürmische See. Weiter draußen brachen sich die Wellen und das krachende Geräusch wurde vom stärker aufkommenden Wind immer öfter verschluckt.
    „ Es ist herrlich, Nicholas.“
    „ Ich bin froh, dass es dir gefällt.“ Ich spürte, dass sie ihre Befragung von gestern fortsetzen wollte, aber sie hielt inne. Weiße Flocken schwebten plötzlich an uns vorbei. Sie sahen aus wie dicke Wattebäuschchen. Ich starrte nach oben. Der Himmel war grau und es sah aus, als ob die Wolken noch mehr Schnee nach unten schicken würden.
    „ Wie romantisch! Ich liebe Schnee“, schwärmte Liz, aber sie zitterte auf einmal.
    „ Ist dir kalt?“
    Sie nickte. „Ein wenig.“
    „ Komm, gehen wir zurück und kuscheln wir uns vor den Kamin.“
    „ Da sage ich nicht nein.“
    Wir liefen zurück zur Hütte und hockten uns sofort vor das wohlige Kaminfeuer. Liz hatte sich noch mit einer Decke und einer heißen Tasse Tee ausgerüstet, damit ihr wieder schnell warm wurde. Während wir es uns auf der Couch gemütlich gemacht hatten, sprudelten immer wieder Fragen aus ihr heraus. Ich hatte sie alle bereitwillig beantwortet. Zwischendurch legte ich noch etwas Holz nach und setzte mich dann wieder zurück zu ihr auf das Sofa. Ihre Finger spielten unterdessen mit dem Teebeutel in der Tasse herum und ich merkte, dass sie irgendwie nervös wurde.
    „ Na, frag´ schon.“, ermutigte ich sie.
    „ Woher weißt du immer, dass ich etwas sagen will?“
    „ Weil du das vielleicht schon die ganze Zeit über machst“, antwortete ich grinsend zurück.
    „ Ja, ich weiß. Das nervt dich wahrscheinlich.“
    „ Nein, abgesehen davon ist das ja wohl verständlich. Diese ganze Geschichte zwischen uns beiden ist schließlich nicht alltäglich. Also lenk´ nicht ab. Was hast du auf dem Herzen?“
    „ Ich weiß gar nicht, wieso ich in deiner Nähe so unsicher werde.“ Sie starte verlegen auf den

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