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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Block
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wurde zu heiß für uns, und die Klimaanlage konnte nichts dagegen ausrichten. Ich legte meine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf so hoch, dass sie mich ansehen musste.
    »Wann fährst du mit Keith zurück nach Cheshire Point?«
    »Joe, ich will nicht mit ihm gehen. Ich kann nicht mit ihm gehen, Joe. Ich muss bei dir bleiben.«
    »Wann fahrt ihr zurück nach Cheshire Point? Beantworte einfach meine Frage, verdammt noch mal.«
    »In einer Woche. In sechs Tagen. Ich weiß nicht.«
    Ich stellte im Kopf Berechnungen an. »Okay«, sagte ich. »Zuerst einmal dürfen wir uns nicht mehr treffen. Wenn wir einander auf der Promenade begegnen, schaust du mich nicht an, ganz gleich, wo Keith ist. Ist das klar? Er hat Freunde hier. Ich möchte nicht, dass jemand eine Verbindung zwischen uns beiden herstellt. Niemand darf uns zusammen sehen, oder das Spiel ist aus.«
    »Ich verstehe nicht, Joe …«
    »Halt einfach den Mund, damit ich es dir erklären kann.«
    Ihr Blick verriet, dass sie verletzt war, doch sie schwieg.
    »Ich reise übermorgen ab«, sagte ich. »Ich checke aus dem Hotel aus und fahre nach New York. Dort such ich mir unter einem anderen Namen eine Bleibe.«
    »Unter welchem Namen?«
    »Ich weiß es noch nicht. Doch das ist unwichtig. Du wirst nicht mit mir in Verbindung treten. Ich melde mich bei dir. Bleib einfach zu Hause. Soweit es dich betrifft, ist nichts geschehen. Keith ist der gute alte Keith, und du hast mich nie kennengelernt. Ist das klar?«
    Sie nickte ernst.
    »Vergiss es nicht. Du musst es dir immer wieder vorsagen, damit du nicht aus der Rolle fällst. Du bist Keiths Frau. Wir sind uns nie begegnet. Du fährst mit ihm zurück, und du wirst die gleiche Frau sein, die mit ihm nach Atlantic City gekommen ist. In jeder Hinsicht die gleiche Frau. Du weißt von nichts. Ist das klar? Du verstehst, dass du ihm das überzeugend vorspielen musst?«
    »Ich verstehe.«
    Jetzt kam der schwierigere Teil. Ich wollte es ihr nicht sagen, ich wollte nicht daran denken. »Du wirst mit ihm schlafen müssen«, sagte ich. »Ich … wünschte, du müsstest das nicht tun. Es gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht.«
    »Vielleicht kannst du ihm sagen, dass du krank bist«, meinte ich. »Das könnte klappen. Aber denk dran: Wenn alles so läuft wie geplant, dann brauchst du nie mehr mit ihm zu schlafen, ihn nie mehr ansehen und den Rest deines Lebens nicht mehr an ihn denken. Das macht es vielleicht etwas leichter.«
    Sie nickte.
    Ich zögerte und sah mich nach meinen Zigaretten um. Sie wollte auch eine, was nur verständlich war. Ich gab ihr eine, nahm mir selbst eine und steckte beide an. Wir rauchten ein paar Minuten schweigend.
    »Mona«, sagte ich dann, »ich brauche Geld.«
    »Geld?«
    »Um die Hotelrechnung zu bezahlen«, sagte ich. »Ich kann es mir diesmal nicht leisten, dass das Hotel einen Detektiv auf mich ansetzt. Und ich muss den Aktenkoffer mit dem Heroin aus dem Safe holen.«
    »Was wird das kosten?«
    »Ich weiß nicht. Ich brauche auch Geld, um die Dinge in New York zu regeln. Ich brauche nicht viel, aber je mehr ich habe, desto besser. Ich bitte dich ungern darum …«
    »Red keinen Unsinn.«
    Ich grinste. »Wie viel kannst du erübrigen?«
    Sie überlegte einen Moment. »Ich habe ein paar Hundert in bar. Die kann ich dir geben.«
    »Wie wirst du es ihm erklären?«
    »Wenn er mich fragt, sag ich ihm, ich hätte mir Schmuck davon gekauft. Ich glaube nicht, dass er mich groß fragen wird. Er ist nicht so. Es ist ihm gleichgültig, wie viel ich ausgebe oder für was. Ich könnte ihm auch sagen, dass ich es beim Rennen verloren habe. Das wäre ihm auch egal.«
    »Bist du ganz sicher, dass es nicht gefährlich ist?«
    »Ganz sicher.«
    »Steck alles, was du nicht brauchst, in einen Umschlag«, sagte ich. »Einen Umschlag vom Hotel. Schreib nichts darauf. Irgendwann heute Abend gehst du an meinem Zimmer vorbei. Die Tür wird zu, aber nicht abgesperrt sein. Mach sie auf, wirf den Umschlag herein und verschwinde. Und bleib nicht stehen, um mit mir zu reden.«
    Sie lächelte. »Das klingt wie ein Spionagefilm. Mit Mantel und Degen, weißt du? Robert Mitchum im Trenchcoat.«
    »So ist es am sichersten.«
    »Ich halte mich genau an das, was du gesagt hast. Nach dem Abendessen?«
    »Wann immer du von ihm wegkommst. Ich warte hier, bis ich den Umschlag habe. Übermorgen reise ich nach New York ab. Ich möchte nichts überstürzen. Einverstanden?«
    »Ich glaub schon.«
    »Zieh dich an«, sagte ich. »Wir sehen uns

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