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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Block
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wahrscheinlich.«
    »Ich habe Geld zurückbehalten, seit wir aus Atlantic City zurück sind«, sagte sie. »Zuhause hatte ich auch noch welches. Ich habe es mitgebracht. Fast hätte ich vergessen, es dir zu geben. Ich weiß nicht, wie lange es reichen wird, aber du wirst schon etwas damit anfangen können.«
    Sie gab mir den Umschlag. Sein Name und seine Adresse waren links oben in der Ecke aufgedruckt. Ich beschloss, den Umschlag sofort zu vernichten.
    »Du rufst mich nicht noch einmal an?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Und wir werden uns nicht sehen?«
    »Erst wenn es vorüber ist.«
    »Und wenn etwas passiert – wie kann ich dich dann erreichen?«
    »Was könnte denn passieren?«
    »Ein Notfall.«
    Ich überlegte. »Es wird keinen Notfall geben«, sagte ich. »Und wenn, dann wird es eh nichts nützen, wenn wir miteinander in Verbindung treten.«
    »Hast du Angst, dass ich dir die Polizei auf den Hals jage?«
    »Red keinen Unsinn.«
    »Dann …«
    »Ich weiß nicht, wo ich sein werde«, sagte ich. »Und sollte wirklich etwas Unvorhergesehenes passieren, dann bringt es auch nichts, wenn du mich erreichen kannst. Tu nur, was ich dir gesagt habe. Das ist alles.«
    Sie trat von einem Fuß auf den anderen. Der Moment war fast peinlich.
    »Also«, sagte sie, »wir sehen uns in Miami.«
    Ich nickte unbeholfen und griff nach ihr. Sie fiel beinahe gegen mich, und meine Arme umfassten sie. Ich weiß nicht, ob der Kuss ein Zeichen der Liebe oder ein Vertrag war, der mit Lippenstift anstatt mit Blut besiegelt wurde. Ich ließ sie los, und wir starrten einander an.
    »Es war schön heute«, sagte sie. »Es wird mir schwerfallen, einen Monat auf dich zu warten.«
    Dann war sie weg. Ich blickte ihr nach und schloss die Tür. Ich setzte mich auf das Bett und riss den Umschlag auf. Ich verbrannte ihn in einem Aschenbecher, auch wenn ich mir dabei etwas melodramatisch vorkam. Die Asche spülte ich in die Toilette. Dabei fühlte ich mich noch melodramatischer. Dann zählte ich das Geld.
    Es war eine ganze Menge. Über siebenhundert Dollar. Es war nicht viel, wenn man überlegte, dass ich eine Fahrkarte nach Chicago oder Cleveland und einen Flug nach Miami davon bezahlen musste. Es war nicht viel, verglichen mit den Kosten, die im nächsten Monat auf mich zukamen. Aber es waren siebenhundert Dollar. Damit konnte ich allerdings eine ganze Menge anfangen.
    Dann fiel mir etwas auf. Zum zweiten Mal hatte Mona mir einen Umschlag mit Geld übergeben. Und beide Male war es gewesen, kurz nachdem wir uns geliebt hatten.
    Das störte mich.

7
    Der Montagabend war langweilig. Ich aß zu Abend, saß in meinem Zimmer im Collingwood herum und wartete darauf, dass die Zeit verging. Ich dachte an sie und an ihn und an mich selbst und überlegte, wie ich vorgehen würde. Vor ihr hatte ich so getan, als sei alles klar. Sie sollte mich für den Wunderknaben halten, der alles drauf hatte. Aber mir selbst konnte ich nichts vormachen. Ich war ein Novize, was das Morden betraf.
    Immer wieder überlegte ich, und immer wieder kam etwas Falsches heraus. Meine Gedanken drehten sich immer um dieselbe Frage: Ich wollte einen Mann töten und nicht geschnappt werden. Dafür gibt es ein paar Standardmethoden. Ich ging eine nach der anderen im Kopf durch, aber keine passte.
    Ich konnte es so anstellen, dass es wie ein Unfall aussah. Das Unangenehme an dieser Methode ist, dass nichts, aber auch gar nichts schiefgehen darf. Wenn man einen Unfall oder einen Selbstmord vortäuscht, genügt ein Fehler, und das Spiel ist aus. Ein Fehler, und es ist kein Unfall und kein Selbstmord mehr. Es ist ein Mord, und du bist der Mörder.
    Die Bullen sind zu gut. Die Kriminallabors sind zu gut. Ich konnte dem fetten Schweinehund eins über den Schädel ziehen, ihn in seinen Wagen laden und ihn über die nächste Klippe schieben. Doch dann fingen die Schnüffler an zu schnüffeln. Ich hatte sicher irgendwo einen Fingerabdruck hinterlassen. Oder irgendein Knilch fand heraus, dass man ihm eins über den Kopf gegeben hatte, bevor er die Klippe hinuntergefallen war. Oder tausend andere Dinge.
    Oder ich konnte mir eine Pistole besorgen und ihm den Lauf in den fetten Mund stecken, seine lausige Hand um den Abzug legen, für ihn abdrücken und sein Gehirn gegen die nächste Wand spritzen lassen.
    Etwas würde schiefgehen, irgendetwas, irgendwo. Und jemand würde bestimmt herausfinden, dass es kein Selbstmord war.
    Dann holten sie sich Mona und nahmen sie in die Zange. Am Anfang würde sie

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