Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Block
Vom Netzwerk:
es gut aushalten. Sie würde sich nichts von ihnen gefallen lassen.
    Eine Weile lang.
    Aber sie würden nicht lockerlassen, weil es Mord war und sie die einzige Verdächtige. Sie würden sie immer härter rannehmen. Und bevor die Bullen aufgaben, würde sie zusammenbrechen. Vielleicht würde sie kein Geständnis ablegen. Aber sie würden meinen Namen aus ihr herausquetschen und mich schnappen. Dann würden sie uns gegeneinander ausspielen. Sie würden uns Angst einjagen und halb verrückt machen. Daran würden wir schließlich zerbrechen.
    Im Staat von New York gilt die Todesstrafe. Sie benutzen den elektrischen Stuhl. Kaltblütig geplanter Mord wird immer mit dem elektrischen Stuhl bestraft, es sei denn, die Geschworenen lassen ein Gnadengesuch zu.
    Sie würden kein Gnadengesuch zulassen, nicht bei uns.
    Ich zählte alles zusammen, aber jedes Mal endete ich bei der Todesstrafe. Ich ging das Ganze von jedem möglichen Gesichtspunkt aus durch, immer wieder, aber ich fand keine Lösung. Es war nicht fair. Er hatte sie und das ganze Geld, und ich wollte beides.
    Es musste einen Weg geben.
     
    Ich legte mich schlafen und träumte davon. Die furchtbaren Träume quälten mich fast die ganze Nacht. Es wurde immer schlimmer, weil sie einander so ähnlich waren – Träume, in denen ich rannte, mit oder ohne Mona, in denen ich wie vom Teufel besessen davonrannte und nicht von der Stelle kam. Meistens rannten wir durch einen rabenschwarzen Tunnel, und etwas entsetzlich Angsteinflößendes jagte uns und kam immer näher. Dann erreichten wir das Ende des Tunnels, und die Dunkelheit wich, und da war ein Teich und grünes Gras und ein Picknicktisch. Das furchtbare Wesen hinter uns packte uns, gerade als wir uns der Mündung des Tunnels näherten. Ich fand nie heraus, was der Verfolger uns antun wollte, denn jedes Mal erwachte ich schweißgebadet genau in diesem Augenblick.
    Um acht Uhr dreißig stand ich auf. Ich hatte eine neue Idee. Sie nahm Gestalt an, als ich auf dem Bettrand saß und die erste Zigarette des Tages zwischen meinen Fingern verglühte. Es war eine interessante Idee, und sie berücksichtigte den einen springenden Punkt, an den ich am Tag zuvor nicht gedacht hatte.
    Brassard war ein Verbrecher.
    Ich erinnerte mich an das, was Mona gesagt hatte. Wir brauchen ihn nicht zu töten, Joe. Wir können ihm das Heroin unterschieben und zusehen, wie sie ihn ins Gefängnis stecken.
    Aber so würde es nicht klappen. Ich hatte ihr einen ganzen Waschkorb voll Argumente gegen diesen Vorschlag überreicht. Nie im Leben würde das funktionieren.
    Etwas anderes vielleicht schon. Solange Brassard lebte, konnte man ihm nichts unterschieben.
    Doch wenn er tot war, sah die Sache ganz anders aus.
    Ich saß da und spielte es im Kopf durch. Ab und zu verstrickte ich mich in unüberwindliche Probleme und musste wieder von vorn anfangen. Doch irgendwann lösten sich alle Probleme wie von selbst. Je mehr ich darüber nachdachte, desto besser wurde es. Als der Plan beinahe perfekt war, ging ich ins Bad, um zu duschen und mir die Zähne zu putzen.
    Unter der Dusche sang ich.
    Ich zog ein sauberes weißes Hemd, eine Krawatte und einen Anzug an. In einem Café gegenüber vom Hotel aß ich Rührei zum Frühstück und trank zwei Tassen schwarzen Kaffee. Ich ging zur Vierunddreißigsten Straße hinüber und stieg dort in einen Bus Richtung Third Avenue. Der Bus war überfüllt. Ich musste die ganze Strecke stehen. Aber das machte nichts.
    Ich war auf dem Weg zu einem Pfandleiher, allerdings nicht zu dem, bei dem ich meine Koffer versetzt hatte. Dieser Laden lag an der Zweiunddreißigsten Straße, Ecke Third Avenue. Es war eine Bruchbude mit den unvermeidlichen drei Goldkugeln über dem Eingang. Der Besitzer war ein kleiner, unauffälliger Mann mit einer randlosen Brille und tiefen Furchen in der Stirn. Er hieß Moe Rader und war ein Hehler.
    Als ich hineinkam, war ein Junge im Laden. Er wollte Moe eine Uhr verkaufen. Ich tat so, als schaute ich mir ein Saxophon an, während sie um den Preis feilschten. Der Junge ließ sich schließlich auf zehn Mäuse ein. Ich wartete, dass er sein Geld nahm und nach Hause ging, und fragte mich, wem die Uhr wohl gehört hatte und wie viel sie wirklich wert war.
    Dann verschwand der Junge endlich.
    »Ich möchte eine Waffe«, sagte ich.
    »Ein Gewehr, eine Handfeuerwaffe oder eine Schrotflinte?«
    »Einen Revolver, eine 38er oder ein ähnliches Kaliber.«
    »Sie haben einen Waffenschein, nehme ich an?«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher