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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Block
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schüttelte den Kopf. Er lächelte traurig. Man konnte seine Goldplomben dabei sehen. »Wenn Sie keinen Waffenschein haben, kann ich Ihnen auch keine Waffe verkaufen.«
    Er schlug einen Ton an, mit dem man einem kleinen Kind etwas erklärt.
    Ich sagte nichts.
    »So lautet das Gesetz«, sagte er.
    Ich sagte immer noch nichts. Ich holte meine Brieftasche und nahm zwei Fünfziger heraus, die ich auf die Theke legte. Er sah zuerst mich, dann das Geld und dann wieder mich an. Er wollte wissen, wer ich war.
    »Namen«, sagte ich. »Augie Manners, Bunny DiFacio, Ruby Crane. Namen.«
    »Kennen Sie diese Männer?«
    Ich nickte bedächtig.
    »Erzählen Sie mir etwas über sie.«
    Ich nannte ihm die Namen von zwei Nachtclubs, die inoffiziell im Besitz von August Manners waren. Ich sagte ihm, wann Bunny DiFacio nach Dannemorra fuhr und warum. Ich wollte ihm noch etwas über Ruby Crane erzählen, doch er hob die Hand.
    »Das genügt«, meinte er. »Bitte kommen Sie nach hinten.«
    Ich ging an ihm vorbei ins Hinterzimmer. Er schob den Riegel vor die Ladentür und ließ die Jalousien herunter. Dann kam er mir nach, suchte auf einem Regal herum und brachte schließlich eine 38er Smith & Wesson zum Vorschein. Genau, was ich verlangt hatte.
    »Ist diese Waffe irgendwo polizeilich registriert?«
    Wieder lächelte er sein trauriges Lächeln. »Vielleicht«, sagte er. »Ein junger Bursche hat sie im Handschuhfach eines Wagens gefunden. Er hat sie mir verkauft. Der ehemalige Besitzer hat es vorgezogen, den Diebstahl nicht der Polizei zu melden. Wissen Sie, wir bekommen regelmäßig eine Liste von Diebesgut, und ich habe die Liste sorgfältig überprüft. Ich habe den Verdacht, dass diese Waffe nie registriert wurde. Wollten Sie das wissen?«
    Das war es, was ich wissen wollte. Die Waffe war sauber. Man konnte sie nicht zu Moe und auch nicht zu mir zurückverfolgen.
    »Ich brauche Munition«, sagte ich.
    »Eine Schachtel?«
    »So viel, wie man braucht, um den Revolver zu laden. Sechs Kugeln.«
    »Sie wollen sie nur einmal benutzen?«
    Ich gab darauf keine Antwort. Er rechnete offenbar auch nicht damit. Stattdessen steckte er ein Dutzend Kugeln in einen kleinen Beutel aus Stoff, etwa von der Art, wie der Beutel, in dem man Bull-Durham-Tabak kauft. Er legte den Beutel in eine kleine Schachtel und reichte sie mir.
    Ich verließ den Laden, ohne mich zu verabschieden. Ich hatte einen Revolver mit Munition, und er hatte zwei Fünfzigdollarscheine. So einfach war das.
     
    Wieder saß ich auf dem Bettrand. Die Waffe und die Munition lagen sicher verstaut zwischen ein paar Hemden in der Schublade. Ich überlegte wieder. Langsam wurde es mir zur Gewohnheit.
    Wenn wir einen Unfall vortäuschten, kamen wir dran. Wenn wir einen Selbstmord vortäuschten, kamen wir auch dran.
    Also mussten wir einen Mord vortäuschen.
    Respektable Bürger aus Westchester fallen nicht oft einem Mord zum Opfer. Wenn doch, und wenn es alte Männer mit jungen Frauen sind, dann kann man sich leicht ausmalen, warum sie umgebracht wurden und von wem.
    Aber bei Verbrechern ist das etwas anderes. Verbrecher werden dauernd umgelegt, aus tausenderlei Gründen. Und Verbrecher werden von Profis umgelegt. Sie werden von Killern abgeknallt, die aus einer fremden Stadt für diese Aufgabe eingeflogen werden und die wieder verschwinden, wenn die Arbeit getan ist. Morde unter Gangstern werden nicht aufgeklärt. Morde unter Gangstern sind perfekte Verbrechen. Die Bullen reißen sich kein Bein aus, um den Killer zu finden. Für sie wäre das Zeitverschwendung.
    L. Keith Brassard war in gewisser Hinsicht ein ehrenwerter Bürger. In gewisser Hinsicht war er ein Verbrecher.
    Ich musste den Verbrecher töten. Ich musste dafür sorgen, dass es wie ein Mafiamord aussah, von einem Profikiller geplant und ausgeführt. Ich besaß eine nicht registrierte Waffe, die man nicht zurückverfolgen konnte. Das war der erste Schritt.
    Andere Schritte mussten noch getan werden. Doch danach war es einfach. Die Tat würde nicht auf Seite drei in der Daily News erscheinen, sondern auf der Titelseite. In dem Artikel würde stehen, dass ein Krimineller, der sich hinter einer bürgerlichen Maske in Westchester versteckt hatte, von seinen Komplizen umgelegt worden sei. Die Welt würde die Witwe in Frieden lassen. Man würde Mitleid mit ihr haben.
    Sie würden sie mir überlassen.
    Ich zog die Schublade auf, schaute mir den Revolver noch einmal an und lächelte. Ich verließ das Hotel und aß zu Mittag. Gegen drei

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