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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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gewöhnliche Hauskatze und hatte an jeder Pfote eine zusätzliche Zehe, was ihr zum Vorteil gereichte, wenn sie Mäuse gegen die Fliesen klatschte. Außerdem half ihr das, sich gegen die Goldaffen zu behaupten, die längst einen weiten Bogen um sie machten.
    Als Thaddeus den Umhang ablegte und über einen Stuhl warf, sprang Mesha von dem Stuhl und kam mit geschmeidigen Schritten auf ihn zu. Er streckte die Hand aus, und sie stieß sanft den Kopf dagegen. Auch wenn Thaddeus es sich anderen gegenüber niemals anmerken ließ, so legte er doch den größten Teil seines Verlangens nach sinnlichem Verkehr mit anderen in die Fingerspitzen, und seine innigsten Berührungen waren Mesha vorbehalten. Mehr Nähe wollte und brauchte er nicht. Er war ein zu stolzer und zu befangener Mann, um sich mit Bindungen an andere Menschen abzulenken, und eine ernsthaftere Liebe wollte er nicht noch einmal riskieren.
    »Mesha, du bist mein kleiner Liebling. Das weißt du doch, oder? Außerhalb dieses Raums herrscht der Wahnsinn, aber damit hast du nichts zu schaffen. Hast du ein Glück.«
    Kurz darauf saß Thaddeus mit Mesha auf dem Schoß da. Er nippte an einem sirupartigen, nach Pfirsich duftenden Likör und bemühte sich, eine Ruhe in seinem Innern zu schaffen, die seiner äußeren Gefasstheit entsprach. Es gelang ihm nicht. Die Probleme eines Landes, das einen Schlag nach dem anderen hingenommen hatte und sich jetzt in aller Hast auf einen Krieg vorbereitete, hätten an und für sich schon mehr als ausgereicht, um seinen Verstand bis an die Grenze des Erträglichen zu belasten. Den ganzen Tag lang hatte er mit den Generälen beraten, wie man Hanish Meins Streitmacht nahe Alecia begegnen könne, das vermutlich das erste Angriffsziel sein würde. Sie hatten alle Einzelheiten durchgesprochen, die nötig waren, um die größte Armee der Bekannten Welt seit Tinhadins Zeiten aufzustellen. Eine wahrhaft entmutigende Aufgabe, denn alles musste in größter Eile vonstattengehen und ohne einen wahren König, der die ganze Unternehmung geleitet hätte. Gewiss, Aliver nahm an den Beratungen teil, leistete seinen Beitrag, so gut er konnte, und hielt sich tapfer. Doch es war Thaddeus, an den die Generäle sich in Wirklichkeit wandten. Und es war der Dreh- und Angelpunkt, an dem diese Seite seines Lebens und sein Wunsch nach Rache aufeinanderprallten, der ihm wahrhaftig Rätsel aufgab.
    Er hatte nicht ausdrücklich eingewilligt, Hanish Mein zu unterstützen, doch als er die schlichte Nachricht des Häuptlings gelesen hatte, war ein Teil von ihm geneigt gewesen zu gehorchen. Vielleicht hatte er zu lange in Diensten eines Königs gestanden, um sich als sein eigener Herr wohl zu fühlen. Oder vielleicht war es ein Zeichen von Hanishs Macht, ein Zeichen seiner Fähigkeit, in der Ferne zu wirken und sich die Herzen anderer Menschen gefügig zu machen. Wie sollte er auf Hanishs Forderung reagieren? Der Mein hatte ihm befohlen, die Akaran-Kinder in seine Gewalt zu bringen. Ganz einfach. Wenn er dies für ihn tat, hätte sich Thaddeus an den Akaran gerächt. Wenn er dies tat, würde er auch noch in anderer Hinsicht belohnt werden. Thaddeus fragte sich, ob er sich selbst als Diener der Mein neu erschaffen könnte. Was würden sie ihm als Gegenleistung geben? Vielleicht einen Gouverneurstitel. Talay würde ihm zusagen, diese endlose Weite, endlose Meilen Grasland. Die Provinz war groß genug, um spurlos darin zu verschwinden. Diese Vorstellung hatte ihren Reiz.
    Vielleicht jedoch waren seine Überlegungen zu kleinmütig. Hätte er noch immer den Ehrgeiz besessen, den Gridulan vor Jahren in ihm gespürt hatte, hätte er eine Möglichkeit gefunden, sich den Thron anzueignen. So gesehen leitete er gegenwärtig die Geschicke der Insel. Bedachte man dann noch jene, die umgekommen waren, so hielt angesichts des Durcheinanders auf dem Festland und der blutigen Zusammenstöße auf den Plätzen Acacias niemand die Zügel der Macht so fest in Händen wie er. Die Königskinder vertrauten ihm, und er hatte Zugang zu ihren Gemächern, zu jedem von ihnen. Er hätte von einem zum anderen gehen und sie vergiften können: eine Tasse warmer Milch von ihrem geliebten Onkel, ein Kuchen mit ganz besonderer Glasur, eine Salbe an seinem Daumen, die er ihnen um die Augen tupfte, als wischte er ihre Tränen fort … Er kannte so viele Arten, jemanden zu vergiften. Er hätte ein Kissen auf ihre schlafenden Münder drücken, sie aus einer Halswunde verbluten lassen, ihr Herz durch einen

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