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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Haar war leicht ergraut. In knappen Worten schilderte er die Kriegsmacht, die sie zusammengezogen hätten. Hanish stehe einer erdrückenden Übermacht gegenüber, und selbst diese Streitmacht sei nur ein Teil der Armee, über die das Reich gebiete. »Also, was habt Ihr uns anzubieten? Ihr habt uns in die gegenwärtige Lage gebracht. Müssen wir kämpfen, oder seid Ihr bereit, Euch geschlagen zu geben und die Folgen zu tragen?«
    »Mich geschlagen geben? O nein, mit derlei Gedanken gebe ich mich nicht ab.«
    »Ich bin Schnitzer von der Familie der Dervan«, stellte sich ein dritter Acacier vor. »Vor ein paar Jahren habe ich beim Candovischen Streit unsere Armee befehligt. Ich kenne den Krieg und weiß, wie unsere Kämpfer sich in der Schlacht bewähren. Ihr könnt nicht hoffen, gegen uns zu bestehen.«
    Hanish zuckte mit den Schultern. »Ich beurteile die Lage anders, und ihr habt meine Kriegserklärung erhalten. Lasst uns in zwei Tagen gegeneinander antreten.«
    »Zwei Tage?«, wiederholte Hephron. Er blickte Relos und die anderen Generäle an. Niemand erhob Einwände.
    Hanish hob erneut die Schultern. »Ja, wir dachten, das käme euch gelegen. Da die Zahl eurer Truppen täglich steigt, solltet ihr eigentlich nichts dagegen haben. Ich werde in dieser Zeit keine neuen Kämpfer bekommen, aber ich werde meine Männer mit Gebeten vorbereiten. Das werdet ihr uns doch nicht verwehren?«
    »So sei es«, sagte Hephron. »Also in zwei Tagen.« Die übrigen Acacier wandten sich zum Gehen, doch Hephron stand wie angewurzelt da. Er hielt Hanishs Blick stand, nicht gewillt, ihn ziehen zu lassen, jedoch unsicher, wie er vorgehen sollte. Schließlich sagte er: »Leodan war ein guter König. Es war ein furchtbarer Fehler von Euch, Hand an ihn legen zu lassen.«
    »Wirklich?« Hanish trat etwas näher an Hephron heran. »Ich will Euch etwas erklären. Mein Ahne Hauchmein war ein ehrenwerter Mann. Er stand für das Recht ein, als euer Tinhadin vor wahnwitziger Machtgier brannte. Hauchmein hat Tinhadin zugeredet, so wie ein Freund, ein Bruder es täte.«
    Ehe Hephron ihn abwehren konnte, zog Hanish die Hand von seiner Brust und legte sie dem jungen Mann sanft auf die Schulter. Hephron zuckte zurück, argwöhnisch und sprungbereit. Hanish hob die Finger, schürzte die Lippen und machte mit seiner ganzen Körperhaltung klar, dass von ihm keine Gefahr ausging. Die körperliche Nähe, besagte seine Geste, sei nötig, damit seine Botschaft verstanden wurde.
    »Hauchmein hat Tinhadin gesagt, dass er von Dämonen besessen sei. Er hat ihn gebeten, sich klarzumachen, dass er seine Brüder erschlagen, die Magie aus der Welt vertrieben und alle Menschen in die Sklaverei verkauft habe. Euer König aber wollte davon nichts hören. Er fiel über meinen Ahnen her und schlug ihm den Kopf ab. Er verfluchte Hauchmeins Volk – mein Volk – und verbannte uns ins Hochland, wo wir seitdem gelebt haben. Was ich Euch sage, ist die Wahrheit. Hauchmein hatte recht. Euer Reich ist böse und gedeiht seit all diesen Jahren allein durch das Leiden unzähliger Menschen. Ich bin gekommen, um eurer Herrschaft ein Ende zu machen, und, glaubt mir, viele werden mich dafür rühmen. Könnt Ihr nicht hören, dass dies alles wahr ist?«
    Die Sehnen und Muskeln an Hephrons Hals traten hervor, als meistere sein Körper gerade eine gewaltige Anstrengung. »Nein, ich halte es nicht für wahr.«
    Einen Augenblick lang rührte Hanish sich nicht. Er musterte den jungen Mann; seine grauen Augen blickten wehmütig, traurig, wie die eines Menschen, der weiß, dass man eine Tragödie nur auf eine Weise ertragen kann, mit Humor. »Ich achte Euren Zorn. Glaubt mir, das tue ich wirklich. Wir werden uns bald wieder begegnen, aber ich werde versuchen, Euch so im Gedächtnis zu behalten, wie ich Euch jetzt vor mir sehe.« Er löste die Hand von Hephrons Schulterblatt und fuhr damit in einer flüchtigen Liebkosung über das Kinn des jungen Mannes. Hephron riss den Kopf zur Seite, dennoch streifte Hanishs Finger seinen Mundwinkel und die glatte Oberfläche eines Zahns. Hephron hätte beinahe das Schwert gezogen, doch Hanish hatte ihm bereits den Rücken zugekehrt.
    »Ich werde Euch eigenhändig erschlagen!«, rief Hephron. »Stellt Euch mir in der Schlacht, wenn Ihr Manns genug seid!«
    Der arme Junge, dachte Hanish, während er davonging. Er weiß nichts von der Macht einer Berührung und ahnt nicht, was ihm bevorsteht.
    Als der Morgen der Schlacht dämmerte, ging Hanish an der Spitze

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