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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Mund voller Orangenfruchtfleisch setzte er hinzu: »Bei den Göttern, die Früchte hier sind wirklich wundervoll!«
    Hanish ging nicht auf die Bemerkung ein, doch darüber, dass Maeander mit den Tunishni Umgang pflegte, dachte er lange nach. Er wusste schon seit einer Weile darüber Bescheid. Es war noch nie dagewesen, dass jemand anderes als der Häuptling oder die Oberpriester mit ihnen in Kontakt trat. Hanish hatte es zugelassen, weil er so tief in Maeanders Schuld stand. Sein Bruder war schon immer eine perfekte Waffe gewesen, ein Hund, der bereit war, jeden zu beißen, auf den man ihn hetzte. Hanish wusste, dass die Ahnen ihn wegen seiner Körperkraft bewunderten, derer er sich so lässig bediente. Doch dass sie zu Maeander über ihn sprachen … Dass sie Zweifel an ihrem lebenden Häuptling geäußert haben sollten, war eine ernste Angelegenheit. Hier galt es, Botschaft um Botschaft zu entschlüsseln, Bedrohung um Bedrohung. Und er konnte nichts davon offen diskutieren, solange er es nicht besser verstand.
    »So weit sind wir noch nicht«, sagte Haleeven. »Du hast uns noch nicht gesagt, was für Neuigkeiten dir der komische Vogel verkündet hat.«
    Hanish berichtete es ihnen. Er hatte ihnen dergleichen niemals verheimlicht, selbst wenn er bestimmte Dinge für sich behielt, die er mit seinen Beratern besprach, jener neuen Gruppe hochrangiger Mein, die, welche Ironie, ausgerechnet in Alecia zusammentrat. Es irritierte Hanish, dass sie bereits so viel von der acacischen Lebensweise übernommen hatten. Wäre ihm eine andere Möglichkeit eingefallen, hätte er diese vorgezogen, doch ein ums andere Mal kam er zu dem Schluss, dass die acacische Verfahrensweise die einzig vernünftige und machbare war.
    Als er geendet hatte, sagte Haleeven: »Es ist mir zuwider, dass wir uns vor den Lothan Aklun verneigen müssen. Ich habe noch nie einen zu Gesicht bekommen. Sie könnten auch eine Erfindung der Gilde sein. Ich habe diesen Vorschlag schon einmal gemacht: Wir sollten die Gilde beiseiteschieben und direkt mit den Aklun verhandeln, falls es sie denn gibt.«
    »Das finde ich auch«, pflichtete Maeander seinem Onkel bei, »aber es steht uns nicht zu, den Ahnen zu widersprechen. Sie haben die Vereinbarungen gesegnet, die wir getroffen haben, und sie sind es, die befreit werden wollen, und zwar jetzt. Vergiss nicht, dass auch die Stimme deines Bruders durch sie spricht, Haleeven, und die deines Vaters, Hanish.«
    Hanish zögerte, doch er schob den Gedanken beiseite, der ihm zusetzte, und behielt dabei seine ungerührte Miene bei, sodass Maeander nichts bemerkte. »Ich werde heute Abend mit den Ahnen sprechen«, sagte er. »Wenn sie einverstanden sind, werden wir Tahalia benachrichtigen, dass der Umzug stattfinden kann. Haleeven, du wirst ihn beaufsichtigen.«
    »So war das nicht abgesprochen«, widersprach Maeander. »Hanish, komm schon, du weißt genau, dass ich das tun sollte. Du hast ein Reich zu lenken; ich bin nur ein Werkzeug, um dir zu helfen. Du glaubst doch nicht, ich würde bei einer so bedeutsamen Aufgabe versagen! Haleeven wird mich begleiten, wenn dich das beruhigt, aber wann habe ich dich schon einmal enttäuscht?«
    »Noch nie. Kein einziges Mal. Aber in dieser Angelegenheit dürfen wir uns nicht den geringsten Fehler erlauben.«
    Maeander gab sich empört.
    »Ich will damit sagen«, fuhr Hanish fort, »es geht nicht nur um den Umzug. Wir müssen unsere Anstrengungen bei der Suche nach den Akaran verdoppeln. Falls sie noch leben, müssen wir sie finden. Dazu brauche ich dich, Maeander. Das ist fortan deine einzige Aufgabe – finde sie und schaff sie herbei.« Er sprach mit großer Entschiedenheit, wobei er dem Blick seines Bruders bewusst auswich, da er die Auflehnung in dessen Zügen nicht sehen wollte. »Ich hätte dich von Anfang an mit der Suche betrauen sollen. Ich für mein Teil sorge dafür, dass Corinn in meiner Nähe bleibt und gut bewacht wird.«
    Er trat um seinen Schreibtisch herum, nahm einen Schlüssel aus der Brusttasche und sperrte damit eine Schublade auf. »Onkel, lies das«, sagte er, als er eine Ledermappe voller Dokumente herausnahm und sie auf die Tischplatte fallen ließ. »Du musst dich genau hiernach richten. Ganz genau. Tu alles, Wort für Wort, was die Alten uns sagen. Die Tunishni sind seit zwanzig Generationen nicht verlegt worden. Wenn du einen Fehler machst …«
    Haleeven nahm die Mappe vom Tisch und setzte sich. Er fuhr mit dem Finger über das Rentierleder, öffnete die

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