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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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keine Dörfer, keine Anzeichen von Landwirtschaft, keine weggeworfenen Werkzeuge. Es gab überhaupt keine Lebewesen. Es war eine schrecklich verlassene Landschaft, und mit jedem Tag wurde die Einsamkeit drückender. Die Santoth waren Menschen gewesen, Männer wie Edifus, dessen Blut in Alivers Adern floss. Wenn sie hier noch lebten, hätte es irgendwelche Spuren von ihnen gegeben. Doch es gab keine.
    Eine Woche nach dem Beginn seiner einsamen Reise wurde Aliver eines Morgens klar, dass er diese Suche nicht überleben würde. Ein Teil von ihm hatte nie geglaubt, dass er die Santoth finden würde, doch erst jetzt, da er eine Bestandsaufnahme seiner bescheidenen Vorräte machte – ein handflächengroßes Häufchen Sedikorn, ein paar Schluck warmes Wasser, ein kleines Päckchen getrocknete Kräuter, um Suppe zu kochen -, wurde ihm klar, dass er nicht genug hatte, um mehr als einen oder zwei weitere Tage zu überstehen. Seit drei Tagen hatte er kein Wasser mehr entdeckt. Auch Knöchelwurzeln oder andere wasserhaltige Pflanzen waren hier nicht zu finden. Einen so trockenen Ort hatte er noch nie gesehen. Selbst wenn er still dasaß, spürte er, wie die trockene Luft Feuchtigkeit aus der Haut sog. Er könnte versuchen, seine Fährte zum Fluss zurückzuverfolgen, doch wie viele Tagesmärsche war er von dort entfernt? Er vermochte es nicht zu sagen und wusste nur, dass es zu weit für ihn wäre.
    Er stand mit schmerzenden Beinen auf und sah sich um. Die einförmige, trostlose Landschaft erstreckte sich bis zum Horizont und darüber hinaus. Nichts. Nichts als Sand, Steine und Himmel. Aliver machte einen Schritt. Und dann noch einen. Er versuchte nicht zu laufen. Er hatte nur das Gefühl, er müsse in Bewegung bleiben, langsam, stolpernd. Seine Vorräte ließ er liegen. Sie würden ihn ohnehin nicht retten, und ohne sie wäre diese Qual schneller zu Ende. Anhand des Sonnenstands schätzte er die Tageszeit, dann beschloss er, dass das keine Bedeutung hatte. Wie er die ganze Zeit über geahnt hatte, waren die Santoth nichts weiter als der Dunst der Vergangenheit, am Leben gehalten von den Abergläubischen. Und er war nichts weiter als ein wandelnder Toter. Erstaunlich war nur, dass ihm das eigentlich nicht besonders viel ausmachte. In gewisser Weise fühlte er sich bestätigt. Er hatte die ganze Zeit über recht gehabt. Er war nicht zu mythischer Größe bestimmt. Vielleicht würde diese Rolle ja irgendwann Corinn, Mena oder gar Dariel zufallen, oder vielleicht hatte das Akaran-Geschlecht die Macht, die es besessen hatte, schlicht nicht verdient.
    Dies alles erschien ihm vernünftig, und indem er sich seinem Schicksal ergab, fand er eine innere Ruhe, die er noch nie zuvor empfunden hatte. Voller Zuneigung dachte er an seine Schwesternund seinen Bruder. Er hätte gern miterlebt, wie sie heranwuchsen. Hoffentlich würden sie ihre Ziele erreichen. Er, Aliver, war immer das schwächste Glied gewesen, so sehr er sich auch bemüht hatte. Sein Vater hatte zu viel Vertrauen in ihn gesetzt.
    Gegen Mittag stolperte er und stürzte. Er rappelte sich auf die Knie hoch. Um ihn war nichts als flacher Sand. Hier und da waren längliche Steine von derselben gelbbraunen Farbe wie alles andere; sie standen teils aufrecht, teils gegeneinandergelehnt da. Am Rande wunderte er sich darüber, doch seine Kehle war so trocken, und das schien ihm wichtiger. Seine Haut hatte vor einiger Zeit aufgehört zu schwitzen. Sein Kopf pochte im Rhythmus seines Herzschlags, und hin und wieder trübte dieses Dröhnen seinen Blick.
    Er legte sich nieder. Dies alles wäre nur halb so schlimm gewesen, wenn er es nicht mehr aus dem Innern seines Körper heraus hätte erleben müssen. So blieb er eine Weile liegen, zufrieden damit, kein Ziel mehr zu haben. Deshalb durchlief ihn beim ersten Anzeichen von Bewegung, von Veränderung, eine Gefühlsregung, die er... nicht als Angst empfand, wie man vielleicht hätte erwarten sollen. Nicht als Ehrfurcht oder Unglauben. Das Gefühl war schwerer zu fassen. Es war etwas wie Bedauern. Ausgelöst hatte diese Empfindung die Tatsache, dass die Steine um ihn herum zum Leben erwachten. Sie erwachten und kamen langsam auf ihn zu.

35

    Das Jagdhaus Calfa Ven schmiegte sich oberhalb der schroffen, wilden Täler des königlichen Jagdreviers an die Südseite eines Granitvorsprungs. Halb in den Fels gehauen und halb darauf errichtet, hatte das Haus den acacischen Adligen über zweihundert Jahre lang als Freizeitdomizil gedient. Der Name

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