Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
Vom Netzwerk:
waren, nicht tun. Deshalb verbannte er die Santoth aus seinem Reich. Nicht alle gingen freiwillig. Tatsächlich kämpfte er gegen viele von ihnen und vernichtete sie. Die anderen trieb er ins Exil. Sodann belegte er sie mit seinem letzten Zauberbann, der zur Folge hatte, dass sie ewig leben würden und so lange im Süden gefangen wären, bis er oder einer seiner Nachfahren beschloss, sie zurückzuholen. Das geschah natürlich nie, und die Santoth waren zu jenen Wesen geworden, mit denen Aliver sich jetzt austauschte. Es waren dieselben Männer, die Tinhadin vertrieben hatte, sie lebten – wenn man es denn so nennen konnte – und warteten.
    Als der Prinz wissen wollte, ob sie noch immer Magie wirken könnten, bejahten sie dies, erklärten aber, ihr Wissen sei mit der Zeit so verfälscht geworden, dass sie nicht wüssten, was geschehen würde, wenn sie die Worte des Schöpfers gebrauchten. Das Wissen sei ihnen zum Fluch geworden, vor dem sie sich ihr ewiges Leben lang versteckten. Ohne das wahre Wissen, das nur in Elenets Buch zu finden war, bestehe die Gefahr, dass sie einen Riss in der Welt erzeugten, der sich vielleicht niemals wieder würde heilen lassen.
    Jetzt, da Ihr alles wisst , sagte die Kollektivstimme der Santoth, sagt uns, wo sich das Buch befindet. Ohne das Wort leiden wir. Wir brauchen das Wort des Schöpfers, und dann können wir wieder vollständig sein und gut.
    Aliver schüttelte den Kopf. Er wollte nicht aussprechen, was er sagen musste. Schon jetzt spürte er unter den Zauberern einen gewissen Frieden. Er fühlte ihr Leid, noch ehe sie davon sprachen. Er verstand, dass ihre Verbannung einen schrecklichen, fortdauernden Fluch dargestellt hatte, und es war ihm nicht länger vergönnt, irgendetwas von dem anzuzweifeln, was sie ihm mitgeteilt hatten. Doch die Wahrheit war einfach.
    Es tut mir leid , sagte Aliver. Ich habe das Buch nicht.
    Die Santoth ließen sich Zeit mit ihrer Erwiderung. Euer Vater … hat Euch nicht davon erzählt?
    Nein, er hat es nie erwähnt.

40

    Corinn bemühte sich, ihren Hass auf Hanish Mein offen vor sich her zu tragen. Er war der größte Feind ihrer Familie. Sie würde es niemals vergessen, ihm niemals verzeihen. Sie verabscheute ihn. Nichts, was er tat, würde daran etwas ändern. Er war ein Schurke von ungeheurem Ausmaß, ein Massenmörder, über dessen Niedertracht bessere Menschen in der Zukunft ganze Chroniken verfassen würden.
    Das musste sie sich immer wieder in Erinnerung rufen, denn in der friedlichen Umgebung von Calfa Ven waren es vor allem Beleidigungen viel persönlicherer Natur, die ihr zu schaffen machten. Einfach aufgedrückt, spielte Hanish mit ihr, so wie er es schon am ersten Abend im Jagdhaus getan hatte. Manchmal schien er sich große Mühe zu geben, sie zu erfreuen – und sie merken zu lassen, dass er sich darum bemühte; dann wiederum begegnete er ihr mit verletzender Gleichgültigkeit.
    Ein paar Tage nach ihrer Ankunft bat er sie, am nächsten Tag mit ihm auszureiten. Um diese Einladung machte er in Gegenwart zahlreicher Zuhörer großes Aufhebens. Als sie dann zur verabredeten Zeit – bekleidet mit cremefarbenem Reitanzug und Seidenhut, die Wangen von der Morgenkühle anmutig gerötet – bereitstand, stellte sich heraus, dass er die Verabredung vergessen hatte. Er war bereits in aller Frühe auf die Jagd geritten, anscheinend ohne einen Gedanken an sie zu verschwenden. Selbst Rhrenna, ihre ehemalige Freundin, zeigte sich belustigt über die Kränkungen, die er ihr zufügte.
    Aber was machte das schon? Die Mein waren kleinliche Menschen, denen es Vergnügen bereitete, ein Volk zu erniedrigen, das über Generationen hinweg seine Überlegenheit unter Beweis gestellt hatte. Hanish konnte ruhig seine kleinen Späße treiben, und sie würde sich ihren Zorn bewahren. Zum Glück war ihr Aufenthalt in den Bergen so gut wie vorüber. Corinn hatte die Tage gezählt und konnte es gar nicht erwarten, nach Acacia zurückzukehren, wo es ihr leichter fallen würde, Abstand zwischen sich und diesem Barbaren zu bringen, der sich als Herrscher der Bekannten Welt bezeichnete.
    Und dennoch: Als ein Diener ihr eine Nachricht von Hanish überbrachte, verspürte sie ein Prickeln in der Brust und bekam Herzklopfen, was sie – unter anderen Umständen – als Freude gedeutet hätte. Der Bote teilte ihr mit, Hanish bitte sie, ihm am Nachmittag beim Bogenschießen Gesellschaft zu leisten. Er hoffe sehr, dass sie ihn nicht sich selbst überlassen werde. Das hörte sich

Weitere Kostenlose Bücher