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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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ein Postskriptum, für das sie mehrere Minuten benötigte:
    Ich liebe dich. Wenn die Welt es jemals zulässt, beweise ich es dir.
     
    Ein paar Stunden heimlicher Vorbereitung waren nötig, um ihren Plan auszuführen. Nur noch eine letzte Täuschung war notwendig, um ihr den Weg ins Zentrum des Geschehens zu bahnen. Sie schlich sich in ihr Ankleidegemach, zog sich aus und wusch sich in dem Becken mit nach Blumen duftendem Wasser. Dann legte sie in der Enge des Raums die Gewänder der Göttin an. Sie schminkte sich nach Gefühl. Als sie den Eindruck hatte, sie sehe passabel aus und der Morgen sei nicht mehr fern, verließ sie das Tempelgelände und ging zum Haus des Magistrats, wo die Abordnung der Mein schlief.
    Der Rest geschah sehr schnell. Maeander stellte ihr nur ein paar Fragen, ehe er von ihrer Identität überzeugt war. Eine halbe Stunde später war sie auf dem Schiff, und Minuten später legten sie ab. Sie fühlte es, als sie den flachen Hafen hinter sich ließen und sich von der Dünung tragen ließen, die um diese Jahreszeit von Süden nach Norden rollte.
    Obwohl sie ihm nicht mehr sagen konnte, als er bereits wusste, hatte Maeander offenbar Spaß an den Verhören. Mena wusste nur das über ihre Brüder und ihre Schwester, was Melio ihr erzählt hatte, und nichts davon war besonders konkret. Eigentlich verriet Maeander ihr viel mehr als sie ihm. Sie erfuhr von ihm, dass Aliver am Leben und wohlauf war und sich in Talay aufhielt. In der Mitte dieses Reiches sammelte er eine Armee, die langsam nach Norden vorrückte, während ihre Stärke zunahm.
    »Es heißt, er sei ein richtig guter Redner geworden«, sagte Maeander. »Angeblich hat ihn ein Zauberer berührt, und jetzt rüttelt er mit seiner Redekunst die Massen auf. Er sagt, er will die Bekannte Welt von Unterdrückung, Fronarbeit, hohen Steuern und sogar der Quote befreien. Dabei hat er wohl vergessen, wer diese Weltordnung überhaupt erst geschaffen hat.«
    Es gab ein unbestätigtes, aber durchaus glaubhaftes Gerücht, wonach Dariel zu ihm gestoßen sei. Bis vor kurzem sei der Jüngste der Akaran der Anführer einer Seeräuberbande von den Grauen Hängen gewesen. Und Corinn, sagte Maeander, sei wegen der Wonnen, die sie im Bett seines Bruders genieße, zu den Mein übergelaufen. »Sie nennen sie hinter ihrem Rücken die Häuptlingshure. Ich selbst würde das natürlich niemals tun.«
    »Nein«, bemerkte Larken wie aufs Stichwort, »du würdest es ihr ins Gesicht sagen.«
    Während sie alldem lauschte, gelang es Mena, die Gefühle im Zaum zu halten, die in ihr aufwallten. Mit dem meisten davon hatte sie sich bereits auf ihre Weise befasst. Als sie Maebens Leichnam durch den Wald geschleift hatte, waren Kindheitserinnerungen auf sie eingestürmt. Sie setzten ihr ebenso zu wie die Äste, das Wurzelgewirr und die blutsaugenden Insekten. Im Gehen hatte sie sogar mit ihren Geschwistern geredet, hatte sich ihnen zu erklären versucht und sie gefragt, wie es ihnen ergangen sei, hatte versucht herauszufinden, ob sie wieder zusammenkommen könnten und dann alles wieder wie früher sein würde. Sie wusste natürlich, dass das unmöglich war. Nichts würde je wieder wie früher sein. Damals hatte niemand ahnen können, was aus ihr werden würde; umgekehrt war es das Gleiche. Eins jedoch stand außer Zweifel – sie liebte sie noch immer. Nichts, was Maeander sagte, änderte etwas daran.
    Maeander ging in Aos von Bord. Er hatte dort etwas zu erledigen, würde aber wahrscheinlich zur gleichen Zeit wie sie in Acacia einzutreffen. Mena blieb in Larkens Obhut zurück. Maeanders unmittelbarem Einfluss entzogen, war der Acacier ein anderer Mensch. Er stolzierte auch weiterhin großspurig umher, lächelte so arrogant wie eh und je und strotzte vor Selbstgefälligkeit. Doch dies alles entsprach seinem Charakter. Der Unterschied bestand daran, dass er sich als freier Mann darstellte, nicht als bloßen Anhang. Er sprach mit einer Beiläufigkeit, die fast auf Verachtung für Maeanders Befehlsgewalt schließen ließ, obgleich Mena sich nicht ganz sicher war, warum es ihr so vorkam. Es waren nicht seine Äußerungen, nur irgendetwas in seinem Auftreten.
    An dem Abend, nachdem sie von Aos aus in See gestochen waren, betrat Larken in Begleitung mehrerer acacischer Bediensteter ihre Kabine. Mena war aufgefallen, dass die meisten Dienstboten Acacier waren, während der größte Teil der Besatzung aus Talay stammte. Nur der Kapitän, der Erste Offizier und die Punisari waren Mein. Die

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