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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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hatte, war noch stärker beschränkt und verfälscht worden als Menas. Larken hatte sie der Möglichkeit beraubt, fern von Acacia sie selbst zu werden. Das war das Geschenk gewesen, das ihr Vater ihnen gemacht hatte, doch erst jetzt, da sie erwachsen war und nach und nach erfuhr, wie es ihren Geschwistern im Exil ergangen war, wusste sie es zu schätzen. Wegen Larken war Corinn dieses Geschenk vorenthalten worden. Mena, die dem Mann bislang kein Gefühl entgegengebracht hatte, das sie hätte benennen können, nannte jetzt eines beim Namen – Hass! Die ganze Nacht lang überlegte sie, was sie tun sollte.
    Am nächsten Morgen kamen vier Punisari, um sie zu holen. Larken erwartete sie am Bug des Schiffes. Er war in Uniform, den Oberkörper in eine Thalba gewickelt, an der Hüfte trug er zwei unterschiedlich lange Schwerter und einen kleinen Dolch quer vor dem Bauch. Sie musterte ihn rasch. Falls es ihm überhaupt auffiel, so schmeichelte ihr Blick lediglich seiner Eitelkeit. »Ihr hattet jetzt eine Nacht lang Zeit zum Nachdenken«, sagte er. »Glaubt Ihr immer noch, ich könnte meine Schuld wiedergutmachen?«
    »Ja«, antwortete Mena, während sie auf ihn zutrat, »in gewisser Weise schon.«
    »Und wie?«
    Sie schritt stetig aus, ohne Eile. Es war schwer, die Augen in dem grellen Morgenlicht fest auf die seinen zu richten und sich von den auf sie einstürmenden Bewegungen und Geräuschen des unter vollen Segeln fahrenden Schiffs nicht ablenken zu lassen. »Es wäre nicht recht, es Euch jetzt zu erklären«, erwiderte sie. »Vielleicht versteht Ihr es, wenn es passiert, vielleicht aber auch nicht. Es ist nicht wichtig.«
    »Ihr habt Euch damit abgefunden. Das ist fast traurig, Prinzessin.«
    Mena hatte ihn erreicht. Sie trat so dicht vor ihn hin, als wollte sie ihn küssen. Stattdessen streckte sie den Arm aus und packte das Heft seines Langschwerts. Larkens Schwerthand zuckte, doch er machte keine Anstalten, ihre Hand vom Schwertgriff zu lösen. Selbst dies fand er erheiternd. »Das ist eine intime Berührung, Mena. Ihr solltet Euch gut überlegen, wo Ihr hinfasst.«
    Mit einer fließenden Bewegung zog sie die Klinge aus der Scheide.
    Larken hob in gespieltem Erschrecken die Arme. »Sehr eindrucksvoll, Mena. Wusstet Ihr, dass es gar nicht so leicht ist, das Schwert eines anderen zu ziehen? Das gelingt nur selten; entweder man zieht im falschen Winkel daran, oder die Bewegung fällt übereilt oder zu ruckartig aus. Irgendwas geht meistens dabei schief...«
    Mena trat ein paar Schritte zurück und wog die Waffe prüfend in der Hand. Sie wusste, dass hinter ihr Soldaten standen, doch Larken hatte sie mit einer Handbewegung am Eingreifen gehindert. Das hatte sie einkalkuliert. Sie spürte seinen forschenden Blick, doch sie wusste auch, dass sie von den talayischen Seeleuten und den acacischen Bediensteten aufmerksam beobachtet wurde.
    »Was nun?«, fragte Larken. »Was habt Ihr damit vor?«
    »Ich werde Euch töten.«
    »Ich bin gekränkt, aber gelingen dürfte Euch das kaum. Ihr habt Schneid, Mena. Das muss man Euch lassen. Aber Euer Problem ist, dass Ihr kaum einen besseren Schwertkämpfer als mich finden werdet. Ich glaube nicht, dass ein junges Mädchen, die von Vumu-Priestern aufgezogen wurde, eine Chance hat. Ich bin Euch gegenüber einfach nur ehrlich. Ich hätte Eure Hand packen können, bevor Ihr blankgezogen habt. Das wisst Ihr doch, oder? Und wie Ihr seht, seid Ihr von Leibwächtern und einer ganzen Schiffsbesatzung umringt.«
    »Mit denen befasse ich mich hinterher.«
    Larken grinste. »Ich wüsste gern, ob Eure Brüder genauso kühn sind.« Er zeigte auf sein zweites Schwert, das zwar kürzer, aber deshalb nicht minder tödlich war. »Außerdem habe ich noch eine Waffe.«
    Mena nahm die Ausgangshaltung der Ersten Figur ein. »Deswegen habe ich mir nur eine genommen.«
    Als Mena auf ihn zukam, zog Larken das Kurzschwert. Um Edifus’ ungewöhnlich tief angesetzte Eröffnung zu parieren, schwenkte er das Schwert mit schlaffem Handgelenk von rechts nach links, und dies war die letzte Bewegung, die er absolut beherrscht ausführen konnte.
    Menas Attacke hatte keinerlei Ähnlichkeit mit der Figur. Schon ihre erste Bewegung brach mit einem peitschenden Hieb daraus aus. Die Spitze der Waffe beschrieb eine Kreisbewegung, die Larken einen Moment zögern ließ. Die Schwertspitze traf sein Handgelenk im schrägen Winkel. Die scharfe Klinge schabte am Knochen entlang und schnitt ein ordentliches Stück Fleisch und Muskeln

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