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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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bewiesen, dass eine Verschwörung im Gange ist. Ihr hattet nicht unrecht, dergleichen zu vermuten. Ganz im Gegenteil.«
    Verärgert warf Corinn mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk den Stein nach dem Affen, der sich hingesetzt hatte, als würde er an ihrer Unterhaltung teilnehmen. Die Kreatur sprang flink beiseite und kreischte auf, dabei verzog sie das Gesicht so, dass es sehr wie menschliche Unverschämtheit aussah. Der Affe grunzte und bleckte die Zähne, wich jedoch noch weiter zurück, als Corinn sich nach einem anderen Stein bückte. Delivegu sah ihr belustigt zu.
    Corinn starrte ihn düster an. »Das sind üble Neuigkeiten. Warum bereitet es dir so viel Freude, sie mir zu überbringen?«
    »Die Neuigkeiten an sich bereiten mir keine Freude. Wenn ich mich daran erfreue, dann deshalb, weil ich geholfen habe, Ratten im Keller ans Licht zu bringen. Oh, und ich habe den Namen dieses Dreckskerls.« Letzteres sagte er, als sei es ihm gerade erst wieder eingefallen, doch er konnte seine Selbstzufriedenheit kaum verbergen.
    »Was für einen Namen?«
    »Der Schmied hat ihn nicht absichtlich preisgegeben. Er ist ihm einmal entschlüpft, als er vor sich hin gebrabbelt hat. Habt Ihr jemals von Barad dem Geringeren gehört? Er hat in Kidnaban Ärger gemacht. Es scheint, als hätte er seine Bemühungen ausgeweitet.« Delivegu grinste erneut, dieses Mal noch breiter. »Erst der Name und dann der Mann. Seid ehrlich: Ich leiste Euch gute Dienste, oder? Möge es immer so bleiben.«
    Darauf brauchte Corinn nicht zu antworten, denn Rhrenna – die Einzige, die wusste, mit wem sie sich hier auf dem Balkon traf – kam die Treppe herunter. Mit der einen Hand hob sie ihren Rock an, damit sie sich schneller bewegen konnte, in der anderen hielt sie eine Pergamentrolle. Sie sah Delivegu nur kurz an, ehe sie sich an die Königin wandte. »Eine Nachricht«, sagte sie. »Es geht um Mena.«

21

    Als Mena erwachte, lag sie auf der Seite; eine heiße Hand umklammerte ihren Schädel und versengte ihn dort, wo sie zudrückte. Sie versuchte, darauf einzuschlagen, doch ein greller Schmerz im linken Unterarm hinderte sie daran. Im schummrigen Licht vor Anbruch der Morgendämmerung starrte sie den merkwürdig herabhängenden Arm an – krumm, wo er hätte gerade sein sollen, schlaff, wo er hätte fest sein sollen. Er war eindeutig gebrochen. Und mit dieser Erkenntnis wurde ihr auch klar, dass nichts sie festhielt, ihr schmerzender Schädel kam daher, dass sie mit dem Kopf auf den von Steinen übersäten Hügelhang geprallt war. Das Brennen an ihrem Oberschenkel stammte von einer Schürfwunde, und ihre Schulter tat weh, weil sie sie sich ausgekugelt hatte. Sie erinnerte sich an den grauenvollen Schmerz, und an das herrliche Gefühl der Erleichterung, als ihr haltloser Sturz sie wieder eingerenkt hatte. Ihre raue Kehle verdankte sie der Tatsache, dass sie in der verdrehten Stellung, in der sie auf dem Boden gelandet war, geschlafen hatte, mit offenem Mund bei dem trockenen talayischen Wind. Sie wusste eine ganze Menge, doch in ihrem Kopf war alles so durcheinander, dass sie es nicht in seiner Gesamtheit erfassen konnte.
    Stattdessen konzentrierte sie sich auf eine Kleinigkeit. Der kleine Finger ihrer linken Hand war aus dem Gelenk gesprungen und stand seitlich ab, er war rot und geschwollen und schien irgendwie nicht so recht zu den anderen zu gehören. In mancherlei Hinsicht war dies eine unbedeutende Verletzung, doch der unnatürlich abstehende Finger nahm Menas ganze Aufmerksamkeit gefangen, zwang sie dazu, sich trotz der hämmernden Bänder zu konzentrieren, die ihren Schädel zusammendrückten. Langsam streckte sie die andere Hand aus und umfasste den Finger. Sie hielt ihn einen langen Moment fest, erschrocken, wie dick er sich anfühlte. Dann bog sie ihn in seine natürliche Position zurück. Als er wieder ins Gelenk schnappte, stieß sie einen abgehackten Fluch aus – nicht so sehr wegen des Fingers, sondern wegen der sengenden Schmerzsplitter, die ihren Unterarm emporschossen und sich bis in die Schulter und durch ihren ganzen Körper ausbreiteten.
    Schwer atmend lag sie ganz still auf dem Rücken, damit der Schmerz sie vielleicht vergessen und sich davonschleichen würde. Der graue Himmel über ihr war mit hohen Wolken überzogen, die von der aufgehenden Sonne in Rosatöne getaucht wurden. Sie sahen weich aus. Und sie erinnerten sie an etwas. Ein paar Augenblicke verstrichen, während sie herauszubekommen versuchte, woran,

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