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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Corinn hatte die Erbfolgegesetze in allen Einzelheiten studiert und kannte sie wahrscheinlich besser als jeder Senator. Sie bezweifelte, dass irgendeiner von ihnen sich vorstellen konnte, dass sie so etwas plante, doch genau das tat sie. Sie würden warten, bis sie tot war, ehe sie gegen ihn vorgingen. Doch sie würde früher handeln.
    Die Ratsmitglieder redeten immer noch durcheinander, als sie beschloss, noch einmal das Thema zu wechseln. Sie übertönte das Gerede. »Ich werde dieses Thema heute nicht mehr erörtern. Sollte ich mich entschließen zu heiraten, werdet Ihr es umgehend erfahren, aber meine eheliche Situation wird nicht von diesem Rat entschieden werden.« Ein paar Ratsmitglieder sahen aus, als wollten sie Einwände erheben, doch sie ließ sie nicht zu Wort kommen. »Hier ist noch etwas, das ich besprechen will: Wir werden die Kultur des Pferdes wieder in die Mitte des Reiches zurückbringen.«
    Stille senkte sich auf das Zimmer herab.
    Sire Dagon nahm seine Pfeife aus dem Mundwinkel. »Die Kultur des Pferdes?«
    »Genau.«
    »Und welche Art … Kultur wäre das, Euer Majestät?«
    »Sicher kennen alle in diesem Raum Acacias alte Traditionen der vollendeten Reitkunst. Ich habe mir das alles reiflich überlegt, habe mit sachkundigen Personen gesprochen und bin zu dem Schluss gekommen, dass wir diesem edlen Brauch wieder einen gebührenden Platz in der acacischen Kultur einräumen sollten.«
    Die Wahrheit war ein wenig simpler. Aaden hatte sie auf die Idee gebracht, als sie durch Talay geritten waren. Er hatte ganz beiläufig bemerkt: »Zu Pferd ist man größer. Ich finde es schön, größer zu sein.« Als sie gesehen hatte, wie er davonritt, aufrecht und entspannt im Sattel und die Zügel so in den Händen, wie man es ihn gelehrt hatte, hatte Corinn eine Eingebung gehabt. Ihr Volk, beschloss sie, war einst ein Reitervolk gewesen – in ferner Vergangenheit, vielleicht zur Zeit der frühen Könige. War Tinhadin nicht dafür berühmt, wie sehr er seine graue Stute geliebt hatte? Ja, gewiss. Hatte Valeeden nicht einst einen Gewaltritt von Calfa Ven nach Alyth unternehmen müssen und dabei nur so lange haltgemacht, wie es gedauert hatte, ein frisches Pferd zu besteigen, das ihm von den Bauern angeboten worden war? Die genauen Einzelheiten kannte sie nicht, doch sie hatte festgestellt, dass Einzelheiten nicht besonders wichtig waren, wenn man danach trachtete, Menschen von etwas zu überzeugen, was sie gern glauben wollten. Die Acacier waren einst ein Reitervolk gewesen, beschloss sie; und sie würden es wieder sein. Man war größer, wenn man zu Pferde saß, genau wie es der zukünftige König gesagt hatte. Sollte das Volk sich größer fühlen.
    »Jason«, bat Corinn, »erzählt dem Rat von der Bedeutung des Pferdes für unser Reich.«
    Der Gelehrte zuckte erneut zusammen. Er warf ihr einen flehenden Blick zu, doch als sie darauf mit einem erwartungsvollen Lächeln antwortete, fand er die notwendigen Worte. »Tinhadin war ein Reiter, das stimmt. Und Edifus hat im Tal von Pelos einen großen Hengststall unterhalten. Einige hier haben wahrscheinlich die Achte Form eingeübt, bei der Pferde eine Rolle spielen. Die königliche Familie der Akarans ist immer geritten …«
    Seyden unterbrach ihn, offenkundig verärgert über den Themenwechsel. »Dass die königliche Familie reitet, bedeutet noch nicht, dass wir ein Reitervolk sind. Das wisst Ihr bestimmt auch. Ihr wisst, warum so wenige Menschen im Reich reiten: Weil die königliche Familie es nicht wollte. So einfach ist das. Eure Vorfahren haben den Talayen Pferde ausdrücklich verboten.« Er nickte Baddel zu, der darauf nicht einging. »Sie haben gedacht, reiten würde die Talayen verkrüppeln. Wie sich herausgestellt hat, war das nicht der Fall. Sie können so schnell und so weit laufen wie jedes Pferd, im Verlauf mehrerer Tage sogar weiter. Zumindest habe ich das gehört. Tinhadin hat versucht, den Mein die Pferde wegzunehmen, aber er hat es nicht geschafft.«
    »So wie ich es verstehe«, sagte General Adeson, »stehen Gesetze in den Büchern, die dem einfachen Volk das Reiten ausdrücklich verbieten. Pferde dürfen Karren ziehen oder Lasten tragen, ja, aber nur das Militär und natürlich die Adligen dürfen reiten.«
    In einem Tonfall, der andeutete, dass sie, ganz gleich, was die Ratsmitglieder bis dahin vorgebracht hatten, dasselbe gesagt hätte, verkündete Corinn: »Die Vergangenheit liegt hinter uns, und jetzt schaue ich in die Zukunft. Ich will

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