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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Arm, die andeutete, dass es Zeit für sie sei zu gehen.
    Sie ist nicht glücklich darüber, sich das Vertrauen der Königin mit mir teilen zu müssen, dachte Delivegu. Gewöhn dich dran, Mädchen. »Ist es Frieden, wonach Ihr Euch sehnt?«, fragte er.
    »Es herrscht jetzt Frieden, und doch ist nichts friedlich.«
    »Euer Majestät«, sagte Delivegu und musste erneut überrascht feststellen, dass er seine Worte ehrlich meinte, »Ihr stellt Euch selbst eine zu große Aufgabe, wenn Ihr die ganze Welt zu einem friedlichen Ort machen wollt. Das war sie nie – oder zumindest nicht, seit der Schöpfer uns verlassen hat. Vielleicht ist ja das Chaos die natürliche Ordnung, die man hinnehmen muss. Vielleicht würde Euch Ruhe gar nicht so glücklich machen, wie Ihr es Euch jetzt vorstellt. Sie könnte sich ein bisschen so anfühlen wie der Tod.«
    »Und was ist damit, meiner eigenen Familie Frieden zu bringen? Das sollte für eine Königin doch eigentlich zu schaffen sein. Was denn, du glaubst, wir leben in Frieden? Warum – weil ich lächle und sage, ich liebe meine Geschwister, und sie genau dasselbe tun?«
    »Liebt Ihr sie denn nicht?«
    »Natürlich liebe ich sie. Nur sie kennen mich …« Sie schnitt den Gedankengang mit einer ruckartigen Kopfbewegung zur Seite ab. Es musste ihr wehgetan haben, denn sie fasste sich mit einer Hand an die Stirn, als hätte sie plötzlich Kopfschmerzen bekommen. »Ich habe nicht darum gebeten, Königin zu werden. Als ich ein Mädchen war, war immer Aliver derjenige, der herrschen würde. Und das war für mich völlig in Ordnung.«
    »Was bedrückt Euch, Euer Hoheit?«, fragte Delivegu. »Sagt es mir, und ich werde einen Weg finden, es zu beheben.«
    »Delivegu, ich habe Kräfte, die weit über alles hinausgehen, was du dir vorstellen kannst. Ich prahle nicht, wenn ich das sage. Es ist die Wahrheit. Aber das war bei Tinhadin so – bei dem, den du gerne als meinen Vater sehen würdest. Eines Tages werde ich dir erklären, warum das nicht das Kompliment ist, für das du es hältst.« Sie richtete den Blick auf ihn und schien einen Moment lang überrascht über das zu sein, was sie sah. »Warum rede ich so mit dir? Ich werde dir sagen, warum: Weil ich vor kurzem erfahren habe, dass meine Schwester von einem Drachen entführt worden ist. Möglicherweise ist sie noch am Leben, möglicherweise ist sie tot. Möglicherweise kämpft sie immer noch gegen die Bestie. Ich weiß es nicht. Wie alle anderen muss auch ich warten, bis ich etwas über ihr Schicksal erfahre. Ich will, dass sie jetzt hier bei mir ist. Ich will, dass Dariel jetzt hier bei mir ist, statt auf der anderen Seite der Welt. Ich will das beides, und doch war ich diejenige, die sie weggeschickt hat. Und sobald sie zurückkehren, würde ich es wieder tun. Verstehst du? Ich kann nicht zuerst die Schwester und dann die Königin sein. Es ist andersherum. Und jetzt kommst du und erzählst mir, dass ich vielleicht die Tante des Kindes meines Bruders bin, aber ich weiß, dass ich keine Tante sein kann – nicht, wenn die Königin es verbietet. Nicht, wenn die Königin zu dem Entschluss kommt, dass ein Bastard, den ein Freibeutermädchen aus Candovia zur Welt bringt, dem Namen der Akarans Schaden zufügen und vielleicht sogar den Erben bedrohen könnte. Verstehst du?«
    Er war sich nicht sicher, ob er alles verstand, doch er glaubte, dass er den entscheidenden Teil mitbekommen hatte. »Wenn Wrens Kind Probleme verursacht.«
    »Ich kümmere mich um Wren, und es kann gut sein, dass du dabei eine Rolle spielen wirst.«
    Delivegu nickte höchst andächtig. »Schon die Tatsache, dass Ihr das sagt, erfüllt mich mit Freude, mit Entschlossenheit. Ihr sagt mir, was zu tun ist, und ich werde es tun. Was auch immer …«
    »Tu jetzt noch gar nichts«, sagte Corinn. Sie blinzelte langsam und müde. »Im Augenblick nicht. Die Königin muss erst noch gründlich darüber nachdenken.«
    Er sah ihr und Rhrenna nach, als sie die Treppe hinaufstiegen, bis sie hinter der Krümmung der Felswand verschwanden. Es war ein kurzer, schöner Anblick. Eines Tages, dachte er, werde ich diese Stufen neben euch beiden hinaufsteigen. Möge dieser Tag bald kommen.

24

    Obwohl er jeden Augenblick miterlebte, schaffte Rialus es irgendwie, das ganze Martyrium einfach nicht zu glauben. Wie hätte er solchen Wahnsinn auch glauben können? Was in all den Jahren seines Lebens hätte ihn auf das Chaos aus Gedränge, spritzendem Blut und ohrenbetäubendem Getöse vorbereiten

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