Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
Vom Netzwerk:
paar Sessel für die Auserwählten, die das Glück hatten, einen Teil des Abends mit ihr verbringen zu dürfen.
    Während ein Vada-Priester ihr etwas ins Ohr murmelte, ließ Corinn den Raum auf sich wirken. Manchmal überraschte es sie selbst, wie sehr ihr Wissen um das, was wirklich um sie herum vorging, dem widersprach, was sie vor sich sah. Oberflächlich betrachtet, saß sie ein Stück erhöht über einer Schar feiernder, prunkvoll gekleideter Menschen, die lächelten und vergnügt waren. Fackeln erhellten den Innenhof; sie waren von großen, eingefärbten Glasröhren umgeben, die den Rauch nach oben ableiteten und dem Licht eine blaue, rote, grüne oder gelbe Tönung verliehen. Musiker säumten die Wände und Geländer, die den Platz begrenzten, und spielten Melodien, die von einem Teil des Hofs zum anderen tänzelten wie ein Chor spielender Vögel. Überall waren lachende Gesichter, Gelächter, Gespräche, Getändel; zwischen den Gästen huschten Bedienstete mit Speisen und Getränken hin und her, die großzügig von den Küchen ausgestoßen wurden. In einem kleinen Bereich verlockten Unterhalter die Gäste zum Tanzen. Sie entdeckte Aaden, der mit seinen Freunden spielte. Die Jungen waren wie silberne Fische, die inmitten der Erwachsenen herumschwammen und sich an einem komplizierten Fangenspiel erfreuten. Und über alledem der Nachthimmel, sanft und klar, wo die Sterne sich ins Dasein blinzelten, während die Sonne hinter dem westlichen Horizont versank.
    Als wäre das alles noch nicht genug, hatte Corinn Magie aus dem Lied von Elenet gewoben, einen kleinen Spruch, den sie sich selbst ausgedacht hatte und der ein paar Stunden lang alles verzaubern würde, ehe er wieder verblasste. Eine leichte Euphorie, die unsichtbar in der Luft des Innenhofs kreiste, genau das Richtige, damit die Feiernden sich selbst besonders anziehend fanden, damit Witze witzig waren, das Licht ein bisschen heller funkelte und Speise und Trank noch besser schmeckten. Es war also ein weiterer festlicher Abend in Acacia; was konnte angenehmer sein? Es dauerte nie lange, bis sie die Dinge entdeckte, die sich unter der Oberfläche dahinwanden, die Schmarotzer, die trotz der Freuden des Abends am Werk waren.
    Delivegu half ihr, sich daran zu erinnern. Corinn entdeckte ihn im Gespräch mit der Winzergruppe aus Prios. Sie hatte keine Ahnung, wie er sich Zutritt zu dem Bankett verschafft hatte und wofür die Männer ihn halten mochten, aber auf merkwürdige Weise war sie froh, ihn bei der Hand zu haben. Augen, in denen ein Lächeln aufleuchtete, wenn sie ihrem Blick begegnete, führten in die Irre. Sie konnte spüren, wie dieselben Augen boshafte Blicke schleuderten, wenn sie nicht hinsah. Sie konnte erkennen, wann ein Gespräch freundlich war und wann die geflüsterten Worte ihr gegenüber unfreundlich waren. Sie bemerkte Kleinigkeiten, die sie später genauer überprüfen würde. Senator Seyden vermied jeglichen Blickkontakt mit dem neureichen Landverkäufer aus Alyth, während er die Frau an seiner Seite mit einem Wortschwall überschüttete. Der Mann, der an ihm vorbeiging, hatte möglicherweise etwas gesagt, doch Seyden würdigte ihn keines Blickes, bis sie bereits ein gutes Stück voneinander entfernt waren. Dann schaute er zurück, und die beiden sahen sich wissend an. War da irgendein kleiner Verrat im Gange? Wahrscheinlich. Sie würde später Rhrenna beauftragen, der Sache nachzugehen.
    Corinns Blick trieb von Seyden weg und blieb an einem jungen Mann hängen, der auf der anderen Seite des Innenhofs stand, ziemlich nahe bei der Treppe, die zu den unteren Terrassen hinunterführte. Er wurde von mehreren Männern flankiert, deren unbewegte Gesichter sie als geübte Wachen auswiesen. Die rötlich blonden Haare des Mannes waren wirr, als hätte ein älterer Bruder sie gerade gezaust, sein Gesicht jedoch – von dem Corinn selbst auf diese Entfernung ahnte, dass es ansehnlich war – musterte die Menge mit selbstsicherer Gelassenheit.
    »Wer ist das?«, fragte Corinn und deutete mit dem Kinn.
    Ihre Zofe antwortete, dass es König Grae von Aushenia sei. Normalerweise wäre er förmlicher angekündigt worden, fuhr sie fort, doch er war erst vor ein paar Stunden eingetroffen und hatte darum gebeten, an diesem abendlichen Bankett teilnehmen zu dürfen, und sei es auch nur, um den Hofstaat aus einiger Entfernung zu …
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ruf ihn her.« Sie sah den Priester an und lächelte. »Gewiss wird der Vadayaner einem fremden

Weitere Kostenlose Bücher