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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Unterhaltung unterbrechen, um einen Trinkspruch entgegenzunehmen oder kurz mit denjenigen zu sprechen, die die Kühnheit besaßen, sich dem Podium zu nähern. Einmal erzählte ein Geschichtenerzähler davon, wie König Standish die Rebellion niedergeschlagen und den Frieden auf der Welt bewahrt hatte, eine ausgeklügelte Mär, von der Corinn wusste, dass sie nur wenig der Wahrheit entsprach. Sie kannte die Tagebücher des frühen Königs und wusste daher, wie sehr der offizielle Bericht sich von den Bekenntnissen des Monarchen hinter dem Mythos unterschied.
    Sie hörte nicht besonders gut zu, denn Grae erwies sich als kurzweilige Gesellschaft. Er lobte sie für ihre Pläne hinsichtlich der Pferdezucht. Die Aushenier, sagte er, betrachteten ihre Reitertraditionen als einen Teil dessen, was ihren unabhängigen Geist genährt hatte. Sich eine solche Verbindung mit edlen Tieren nahe am Herzen eines mächtigen Reiches wie Acacia vorzustellen, machte ihn sehr neugierig. Er bot den Sachverstand seiner Landsleute an, sollte Acacia Verwendung dafür haben. Corinn erwiderte, dass das wahrscheinlich der Fall sein würde, und vergaß dabei mehr oder weniger, dass sie das Ganze nur angefangen hatte, damit ihre ehrgeizigen Berater beschäftigt waren.
    Grae war beinahe zu unterhaltsam. Sie spürte, dass er irgendetwas zurückhielt, eine Arroganz, die sich hinter seiner leutseligen Fassade verbarg. Es war nicht im eigentlichen Sinne unattraktiv – vor allem, da er es beherrschte –, doch es machte sie nachdenklich.
    Vielleicht hatte sie zu viele Atemzüge der von ihrem eigenen Zauberspruch geschwängerten Luft genommen, denn schließlich fragte sie: »König Grae, worauf habt Ihr es wirklich abgesehen?«
    Abrupt setzte Grae das Weinglas ab, aus dem er gerade trank, und verschüttete ein wenig. »Wie meint Ihr das?«
    Da ihr ebenso so spielerisch zumute war, wie sie sich gab, beugte sie sich dicht zu ihm – sie wusste, dass diese Position ihre Brüste zusammenpresste und Grae Mühe hatte, seinen Blick nicht dorthin wandern zu lassen – und fragte: »Niemand kommt zu mir, ohne irgendetwas zu wollen – nicht einmal ein König. Also, was wollt Ihr?«
    »Ich werde nicht versuchen, die Wahrheit vor Euch zu verbergen.« Grae büßte einen Moment lang seine entspannte Haltung ein. »Ich würde scheitern, wenn ich es täte. Ich bin ein Bewunderer von Euch. Das war ich schon immer, aber … vielleicht bin ich inzwischen so reif geworden, dass ich es verstehe.«
    »Und tapfer genug, um es auszusprechen, zumindest andeutungsweise.«
    Grae neigte den Kopf, wandte jedoch den Blick nicht von ihr ab. »Ich werde nur zu gern deutlicher, solltet Ihr …«
    »Es wollten? Ja, ich will es. Tut mir die Liebe.« Sie dehnte den letzten Satz, steigerte den Reiz mit Lippen und der Neigung ihres Kopfes. Noch immer wusste sie nicht genau, was eigentlich in sie gefahren war. Wie lange war es her, seit sie das letzte Mal mit einem Mann herumgetändelt hatte? Jahrhunderte. Seit Hanish – und was für eine Art von Tändelei war das gewesen? Meistens war sie ihn mit ihrer scharfen Zunge angegangen. Eine merkwürdige Methode, jemandem den Hof zu machen. Nein, seit ihrer Jugend – seit Igguldan – hatte sie keinen Mann mehr mit flatternden Wimpern angesehen. Doch während die Erinnerung an ihn bis jetzt anscheinend zu schmerzhaft gewesen war, schien Grae eine Variante der gleichen Dinge zu sein, die sie an seinem Bruder bewundert hatte – und er lebte und saß hier neben ihr.
    »Ihr wollt es wirklich wissen?«, fragte er. »Ihr wollt, dass ich es offen ausspreche? Das ist nicht die Art der Aushenier. Normalerweise müsste ich ein Gedicht verfassen …«
    »Das bestimmt sehr unterhaltsam wäre. Verfasst eines und tragt es mir später vor. Aber jetzt seid bitte direkt.«
    Der König saß eine Minute lang da und sah aus wie ein verblüfftes Kind, dann zuckte er die Schultern und fand seinen Charme wieder. »Wie Ihr wünscht, Euer Majestät. Die Wahrheit ist, dass ich in der Hoffnung gekommen bin, Euch den Hof zu machen, und dass ich mich, sollten die Zeichen günstig scheinen, als Ehemann anbieten würde. Mit allem Respekt für Euren erhabeneren Stand.«
    Oh … Das war es also. Zumindest sagt er es frei heraus. »Ihr wollt mich zu Eurer Gemahlin nehmen?«
    »Ich wäre damit zufrieden, wenn Ihr mich zu Eurem Gemahl nehmen würdet, Euer Majestät.« Er beugte sich zu ihr hinüber. »Schaut, ich bin ein stolzer Mann, der für seine Ehre kämpft und jede

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