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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Füße stolpern lassen. Dieser Glücksfall war kaum zu glauben. Der Mann wurde seit Jahren gesucht. Einst war eine Prämie auf seinen Kopf ausgesetzt gewesen. Das war zwar Jahre her, doch er war immer noch ein Feind des Reiches. Grae und Barad in einer heimlichen Verschwörung gegen die Königin. Hier war der Schlüssel zu all seinen Sehnsüchten, ging eine Straße in einem bedeutungslosen Drecksloch von einem Dorf außerhalb von Aos entlang, sprach mit einem barfüßigen Bauernjungen und zog eine Ziege hinter sich her.
    Mit ein paar geschickten Zügen könnte er den am schwersten fassbaren Aufrührer des Reiches fassen und gleichzeitig Grae kompromittieren. Diese zwei Geniestreiche würden die hochmütige Fassade der Königin zum Einsturz bringen, dessen war er sich sicher, und dann würde nichts mehr zwischen ihm und dem Rest von ihr stehen. Delivegu ging weiter. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, wie einem Raubtier, das sein Opfer vor sich sieht.

31

    Dariel dachte immer an die kleinen Dinge aus seinem früheren Leben, an Augenblicke, die ansonsten vergessen gewesen waren. Vielleicht war genau dies der Grund, warum sie sich ungebeten und klammheimlich in seine Gedanken schleichen konnten. Er dachte daran, wie er Aaden zum ersten Mal hatte lachen sehen, an jenem Nachmittag, als sein Neffe noch ein Säugling gewesen war und auf dem Schoß einer Zofe gesessen hatte. Dariel war herumgetanzt, wie er es schon so oft getan hatte, um den Jungen zu unterhalten. Aber dieses Mal sah Aaden ihm nicht einfach nur zu. Dieses Mal verzogen sich die Lippen des Jungen fröhlich, und er gab einen Schwall merkwürdiger Geräusche von sich. Anfangs hatte Dariel gedacht, er würde husten, dann jedoch legte Aaden den Kopf in den Nacken und wedelte auf unmissverständliche Weise mit einem Arm in der Luft herum. Er lachte! Noch nie war ihm diese einfache Handlung so sehr als Offenbarung der Menschlichkeit erschienen.
    Oder er erinnerte sich an ein Paar Filzpantoffeln, die er einst als Geschenk für Val gekauft und dann verloren hatte, ehe er sie ihm geben konnte. Was für eine Enttäuschung! Oder er erinnerte sich daran, wie er als Junge immer Aliver angestarrt hatte, wenn dieser es nicht gemerkt hatte. Mehr als bei jedem ausgewachsenen Mann hatte er die Arme und Schultern seines Bruders bewundert, und die Leichtigkeit, mit der er sein Übungsschwert schwang.
    Und anstatt sich an Wren im Kampf an Bord der Ballan zu erinnern, oder mit ihr verschlungen, wenn sie einander liebten, oder daran, wie sie über die Reling des Kriegsschiffs der Gilde geklettert war, das zu zerstören sie geholfen hatte, oder wie sie während der windgepeitschten Begräbniszeremonie für seinen Vater und seinen Bruder neben ihm gestanden hatte, erinnerte er sich daran, wie sie an einem glühend heißen Nachmittag in einem der Teiche der oberen Gärten geschwommen waren. Sie hatte gesagt, sie hätte genug, hatte ihn geküsst, war aus dem Wasser geklettert und davongegangen. Er hatte ihren Körper betrachtet, der sich in einem dünnen Schwimmhemd – das irgendwie viel erotischer wirkte als völlige Nacktheit – seinen Blicken dargeboten hatte. Doch sobald sie außer Sicht gewesen war, war sein Blick auf die Spur dunkler Fußabdrücke auf dem blassgrauen Stein gefallen. So perfekt geschwungene Nachahmungen ihrer Füße. Die Abdrücke waren in der Sonne so rasch verblasst, dass er atemlos zugesehen hatte, wie sie verschwanden.
    Solche Dinge krochen während der langen Stunden seines einsamen Kerkerdaseins in seine Gedanken. Jedes Mal, wenn ihm klar wurde, dass er im Wachen träumte – und er darüber hinaus begriff, wo er war –, war es, als erinnere er sich schlagartig an etwas so Schlimmes, dass er nicht glauben konnte, dass er es auch nur einen Augenblick lang vergessen haben sollte. Es hatte tatsächlich ein ganzes Meer voller Leichen gegeben! Er hätte mitten zwischen ihnen ins Wasser tauchen und von einer zur anderen und weiter zur nächsten schwimmen können und sie trotzdem niemals alle erreicht, noch nicht einmal, wenn er hundertmal aufgetaucht wäre, um nach Luft zu schnappen. Lange hatte er die Lothan Aklun gefürchtet; jetzt wünschte er sich verzweifelt, er hätte eine Gelegenheit gehabt, zumindest mit einem von ihnen zu sprechen. Vielleicht war es albern, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihm möglicherweise wichtige Dinge über die Welt hätten sagen können, in der er nun gefangen war.
    Wie und wann würde Corinn von alledem

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