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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Botschaft würde verspätet abgeschickt werden, möglicherweise so spät, dass ein Reisender vor ihr an ihrem Bestimmungsort ankommen könnte – wenn der Reisende unverzüglich aufbrach.
    Delivegu brauchte nur ein paar Minuten, um sich seine weitere Vorgehensweise zu überlegen. Rasch drückte er dem Besitzer die Botschaft wieder in die Hand, zusammen mit dem Beutel voller Münzen, und wünschte dem Mann einen guten Tag. Er erzählte niemandem, dass er abreiste und schickte auch keine Nachricht an die Königin, da er es für höchst unwahrscheinlich hielt, dass sie seine Abwesenheit überhaupt bemerkte.
    Am späten Vormittag setzte er nach Alecia über, was leicht war, denn viele Boote durchschnitten die Wellen zwischen Acacia und der großen Stadt. Er segelte den ganzen Tag und die Nacht hindurch und ging am späten Vormittag des folgenden Tages an Land. Den größten Teil des Tages geisterte er in Alecias Hafen herum, ehe er an Bord eines Handelsschiffs ging, das die Küste entlang nach Norden unterwegs war. Auf diesem Schiff verbrachte er die Nacht – ungemütlich nass, aber entschlossen –, und am nächsten Morgen sprang er mit einem Satz auf den steinernen Pier des Hafens von Aos. Er hatte wenig geschlafen, doch er war schnell vorangekommen. Beinahe wie in Trance schritt er den Pier entlang, voller Zuversicht, dass er vor dem Botenvogel angekommen war.
    Einige Zeit lang schaute er den alten Männern zu, die Vögel mit langen Hälsen zum Fischfang einsetzten. Sie saßen da und unterhielten sich, während ihre schwarzen Vögel, die geschmeidig und gefährlich aussahen, sich ins klare Wasser stürzten und durch Schwärme silbriger Fische hindurchschossen. Von Zeit zu Zeit zogen die Männer die Vögel an Schnüren zu sich heran, die an Geschirren um ihre Leiber befestigt waren. Die Vögel protestierten jedes Mal, kamen wütend an die Wasseroberfläche, die Kröpfe prall mit lebenden Fischen gefüllt, die sie wegen des Metallrings um ihren Hals nicht schlucken konnten. Die alten Männer plauderten weiter, während sie die Fische nach oben und aus den kreischenden Schnäbeln der Vögel strichen und in Eimer warfen.
    Merkwürdig, wie manche Menschen ihre Zeit verbringen, dachte Delivegu und ging schließlich weiter.
    Es fiel ihm überraschend leicht, den Botenvogeldienst zu finden, und als dieser seine Türen öffnete, saß er ein kleines Stück entfernt am Strand. Die Straße ähnelte ihrem Gegenstück auf Acacia. Sein Magen begann bei dem Geruch von in gewürztem Öl und Wasser schmorenden Zwiebeln – einer Suppe für das einfache Volk – zu knurren. Er legte sich eine Hand auf den Bauch und atmete durch den Mund. Seit Jahren hatte er keine Speisen für Gemeine mehr gegessen, und er hatte nicht vor, wieder damit anzufangen, wie verlockend es auch sein mochte.
    Er sah mehrere Vögel zu den Körben hinter dem Haus herabsinken. Einer davon trug seine Botschaft, dessen war er sich sicher. Unauffällig beobachtete er ein paar Menschen, die den Laden betraten, aber keiner davon erregte sein Interesse, bis ein blonder Knabe auftauchte. Vermutlich hätte er ihn nicht weiter beachtet, denn er schien sich so ziellos herumzutreiben wie jeder andere Straßenjunge. Bis er plötzlich in den Ladenraum des Botendienstes schoss, und zwar mit überraschender Zielstrebigkeit. Als er ihn wenige Augenblicke später wieder verließ, gab er sich vollkommen sorglos. Das nahm Delivegu ihm nicht ab, also mischte er sich unter die Menge und machte sich an die Verfolgung des Jungen. Er folgte ihm bis in die Außenbezirke der Stadt, nahe genug bei den Äckern und Wiesen, dass er den Mist der Kühe und Schweine riechen konnte. Beinahe hätte er sich voller Abscheu umgedreht, und er fürchtete bereits, einen schrecklichen Fehler gemacht zu haben, ging aber nichtsdestotrotz weiter. Er wurde dafür belohnt, dass er seiner Ahnung gefolgt war.
    Der Junge traf sich mit einem Mann, der nichts weiter als ein Bauer zu sein schien. Der Junge überreichte dem Mann etwas, blieb einen Augenblick stehen und unterhielt sich mit ihm. Und dann begriff Delivegu. B.! Dort war er. Dort war er tatsächlich! Der berüchtigte Barad der Geringere, der alte Aufwiegler aus den Minen von Kidnaban. Sein Anblick und das Erkennen jeder Einzelheit – sein massiger, gebeugter Körper, der Kopf, der wie ein Felsen auf dem dicken Hals saß, seine tiefe, grollende Stimme, die selbst aus dieser Entfernung zu hören war – hätten Delivegu beinahe über die eigenen

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