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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Was geht der Euch an?« Und dann, als würde er die Frage bedauern, fügte er hinzu: »Die Geschäfte meiner Kunden sind vertraulich.« Mittlerweile hatte er den Tresen vor der Rückwand des Raumes erreicht. Er schob sich dahinter, seine Fingerspitzen berührten die Oberseite des Tresens; sie zuckten leicht, verrieten mehr Nervosität als sein Gesicht.
    »Du hast da hinten eine Waffe, stimmt’s?«, fragte Delivegu. Er war ein paar Schritte vorgetreten, als der Mann zurückgewichen war, und stand jetzt breitbeinig da, die Arme locker neben dem Körper. »Es wäre ein Fehler, danach zu greifen. Tu’s nicht. Hör mir zu, bevor du irgendetwas Dummes tust. Ich muss wissen, was in der Nachricht steht. Du hast sie doch bestimmt noch nicht abgeschickt.« Er hielt gerade lang genug inne, um dem Mann Zeit zu geben, zu behaupten, dass es keine Nachricht gäbe. Doch es kam kein Protest. »Ich werde keiner Menschenseele davon erzählen. Du wirst einfach weiterleben wie bisher. Du wirst die Nachricht wegschicken. Ich will nur wissen, was darin steht, und es ist gut möglich, dass durch mein Wissen ein Verrat vereitelt wird. In dieser Situation kannst du auf vielerlei Weise verlieren. Was ich dir anbiete, ist ein einfacher Sieg: Entscheide dich.«
    Bei den letzten Worten breitete Delivegu die Arme aus. In der Linken hielt er einen kleinen Leinenbeutel, in dem etwas Schweres war. In der Rechten hatte er einen zierlichen Dolch. »Ein Beutel voller Münzen oder eine Klinge. Was ziehst du vor? Und ich kann dir versichern, ich kann ziemlich gut mit dem Dolch umgehen. Ich hatte eine schlimme Kindheit, verstehst du? Schau dir die Klinge nicht allzu genau an«, fügte er hinzu. »Sie ist scharf genug, um dir den Augapfel zu zerschneiden.«
    »Ihr seid ja verrückt«, sagte der Mann, doch er wandte den Blick mit einiger Mühe von dem Dolch ab. »Die Nachricht ist für seine Mutter. Ein Brief, in dem er seine Verlobung ankündigt, das ist alles. Das hat er gesagt.«
    »Wenn das stimmt, gibt es keinen Grund, mir die Nachricht nicht zu zeigen. Ich werde lachen, und du wirst lachen, und die Nachricht wird zu Mutter fliegen. Alles in Ordnung.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf den Dolch, während er fortfuhr: »Ich habe nichts gegen dich, aber ich werde dich ausweiden wie ein Schwein und dich in deine Eingeweide gewickelt hier zurücklassen. Oder ich werde dich doppelt bereichert zurücklassen, und das alles, noch bevor deine Geschäftszeit anfängt. Denk schnell nach.«
    Der Mann tat wie geheißen. Sein Leben war ihm mehr wert als seine Ehre. Eine vernünftige Art und Weise, die Welt zu betrachten, dachte Delivegu, als er sich von dem Mann das Pergament geben ließ, es entrollte und las.
    Es handelte sich nicht um die Ankündigung einer Verlobung, doch das war Delivegu längst klar gewesen. Beim ersten Lesen war die Nachricht so täuschend schlicht, dass man sich hätte fragen können, warum sie überhaupt verschickt werden musste. Sie lautete:
    B. Es geht voran. Werde schon bald ihr Vertrauen haben. G.
    Delivegu spürte, wie das Blut durch seinen Körper rauschte, wie es in seinen Fingerspitzen prickelte und in seinen Schläfen pulsierte und sich sogar in seinen Lenden regte. G. Er war sicher, dass das für Grae stand, und genauso sicher war er, dass sie Königin Corinn war. Doch wer war dieser oder diese B.? Dies war genau die Art von Hinweis, nach dem er gesucht hatte, obwohl die Nachricht an sich nicht viel zu bedeuten hatte. Doch wenn sie zu größeren Beweisen führen konnte …
    »An wen soll das geschickt werden?«, fragte er.
    Der Besitzer hatte keine Ahnung. Der Bestimmungsort des Vogels war ein ähnlicher Botendienst in Aos, und dort würde sie von irgendjemandem, der nach ihr zu fragen wusste, in Empfang genommen werden. Auf die Frage, ob dieses Arrangement nicht seltsam sei, gab der Mann zu, dass dem so sei, und auch, dass er in den vergangenen Wochen bereits mehrere solcher Nachrichten verschickt hatte. »Ich stelle keine Fragen, ich biete nur einen Dienst, versteht Ihr?« Er machte eine unbestimmte Handbewegung.
    Günstigerweise hatte der Mann keinen Vogel, um die Nachricht gleich zu verschicken. Sie würde seinen Laden frühestens am nächsten Abend verlassen, und auch das nur, wenn sein heimkehrender Vogel – den er später an diesem Tag erwartete – in guter Verfassung war. Die Tiere, die sich noch im Laden befanden, erholten sich gerade. Dies hatte dem Mann, der die Nachricht hiergelassen hatte, Sorge bereitet. Die

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