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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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gleich vorzulassen und es von ihnen zu erfahren. Anschließend würde sie die Wahrheit hinter dem ergründen, was sie gesagt hatten.
    Sie empfing die Gildemänner in dem Versammlungsraum, der an ihren Hauptbalkon angrenzte, einem großen Gemach, das an einer Seite völlig offen war. Doch anstatt die Aussicht zu genießen, saß sie entspannt in einem hochlehnigen Sessel, das helle Tageslicht im Rücken. Ihre Finger schmiegten sich locker um die Knäufe der Armlehnen. »Welchem Anlass verdanke ich dieses unerwartete Vergnügen?«, fragte sie und schlug die Beine übereinander, als Dagon und Neen näher traten. »Zwei Sires, die mich gleichzeitig aufsuchen. Welch seltene Freude.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf unserer Seite«, beteuerte Sire Dagon, während er auf die typische bedächtige Art und Weise der Gildenkaufleute den Kopf neigte.
    »Wir bitten um Vergebung für unser Eindringen«, fügte Sire Neen hinzu. »Die Angelegenheit ist von beträchtlicher Tragweite, Eure Majestät. Wir konnten nicht anders, als sie Euch unverzüglich zu unterbreiten.«
    Beide Männer ergingen sich in rituellen Grußformeln und warfen mit Nichtigkeiten um sich wie mit Rosenblättern, die den Raum mit einem angenehmen Duft erfüllen sollten. Sie trugen die prachtvollen Seidengewänder ihrer Sekte und bewegten sich mit fast mönchsartiger Andacht. Dabei gehörten sie keineswegs einem religiösen Orden an – tatsächlich war ihre Hauptdoktrin auf einen unersättlichen Appetit auf Reichtum ausgerichtet –, doch sie waren eine verschworene Gemeinschaft mit geheimnisvollen Gebräuchen, die nur wenige Außenseiter verstanden. Äußerlich waren die Angehörigen der Gilde stets hager und meistens hochgewachsen; ihre Hälse waren durch einen lebenslangen Streckprozess länger geworden. Ihre Köpfe wurden im Kindesalter gewickelt und so in eine bleibende konische Form gepresst. Es hieß, sie rauchten ihre eigene Destillation des Nebels – eine Variante, die so konzentriert war, dass sie normale Menschen töten würde –, die ihre Lebensspanne verlängerte. Da jedoch niemand außerhalb der Gilde wusste, wann einer von ihnen geboren wurde oder wann die meisten von ihnen starben, war es unmöglich, dieses Gerücht zu überprüfen.
    Auch wenn sie redeten, als diene ihr Besuch keinem anderen Zweck als der Pflege guter Beziehungen, bemerkte Corinn, dass keiner der beiden Männer eine Nebelpfeife in den Händen hielt. Dies war mehr als alles andere ein Hinweis darauf, dass sie rasch zur Sache kommen wollten. Sie tat ihnen den Gefallen. »Sires«, unterbrach sie sie, »bitte setzt Euch. Ich weiß, dass Eure Zeit kostbar ist. Ich gehe doch davon aus, dass es keine Probleme mit dem Zusatzstoff gibt? Ihr habt mir versichert, dass er vervollkommnet wurde.«
    »Das wurde er!«, rief Sire Dagon. »Das wurde er. In eben diesem Augenblick zusammen mit ausführlichen Anweisungen nach Prios geliefert. Nein, es geht um etwas anderes …« Er machte eine kurze Pause, räusperte sich, und setzte erneut an: »Wir sind stets offen zueinander gewesen, Ihr und ich. Offen und vollkommen ehrlich. In dieser Angelegenheit werde ich es genauso halten.«
    Corinn verdrehte innerlich die Augen. Die Offenheit der Gilde hatte viel mit den wirren Ranken der Brombeersträucher gemein, die die Hügel entlang der Flüsse in Senival überwucherten. Man konnte sich in dieser »Offenheit« verfangen, tausendmal von Dornen gestochen, die sich immer tiefer ins Fleisch bohrten, wenn man dagegen ankämpfte. Es stimmte, dass sie Sire Dagon länger kannte als Sire Neen. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart ein kleines bisschen wohler. Er war es gewesen, mit dem sie das Arrangement ausgehandelt hatte, durch das die Gilde während des Krieges ihre Unterstützung für Hanish aufgegeben hatte, und mit dem sie die grundlegenden Einzelheiten ihrer weiteren Geschäftsbeziehungen entworfen hatte. Das war nichts, worauf sie stolz war, doch so war es nun einmal, wenn man herrschte.
    Ihr bedeutendstes Zugeständnis war gewesen, der Gilde die Außeninseln urkundlich als Eigentum zu übertragen. Die Inselkette aus weißem Sand, die einst Dariel in seiner Zeit als Pirat Zuflucht geboten hatte, beherbergte jetzt eine Reihe von Plantagen zur Zucht und Aufzucht von Quotensklaven. Die Gilde war der Ansicht, dass das ganze System in sich geschlossen sein sollte. Es durfte keinen wie auch immer gearteten Einfluss von außen geben. Niemand durfte mit den Zuchtsklaven handeln oder anderweitig mit ihnen zu

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