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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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tun haben. Mehr noch, die Sklaven durften keinerlei Erinnerungen an etwas anderes als an ihr Leben auf den Inseln haben. Aus diesem Grund hatten sie sich jetzt seit einigen Jahren Kleinkinder beschafft.
    Es würde noch einige Zeit dauern, bis die Sklaven tatsächlich in dem Ausmaß produzierten, wie Sire Dagon und die anderen es sich vorstellten, aber schließlich würde es zu einem vollständig autarken System führen. Die Sklaven würden ihre eigenen Nahrungsmittel anbauen und ernten. Sie würden innerhalb eines geschlossenen Systems miteinander Handel treiben, das das Reich nichts kostete. Sie würden nichts anderes kennen als das Dasein, das die Gilde für sie schuf – und das, so hatte Sire Dagon es der Königin persönlich versprochen, würde ein Dasein der Beständigkeit sein, sogar mit einem gewissen Maß an Bequemlichkeit. Sobald die Gilde ein System scheinbarer Selbstregierung aufgebaut hatte, zusammen mit einer passenden religiösen Lehre, brauchten die Sklaven sich nicht einmal mehr als Sklaven zu fühlen.
    Das Ergebnis all dessen war, dass sie ihre Kinder hergeben würden, ohne Fragen zu stellen. Diese würden dann je nach Alter auf verschiedene Inseln gebracht, so dass die Eltern gar nicht erst dazu kamen, sie zu lieben. Die Kinder hingegen würden nicht wissen, wer ihre Eltern waren. Die genauen Einzelheiten hatte die Gilde ihr niemals offenbart, und sie fragte auch nie danach. Schon allein die Tatsache, dass sie es gestattet hatte, war ein ausreichend enges Band zwischen ihnen. Sie glaubte, dass es generationenlang halten würde; vielleicht weitere zweiundzwanzig, wie jene ursprüngliche Vereinbarung, die Tinhadin ausgehandelt hatte. Hatte sie deshalb jemals Gewissensbisse? Ja, aber doch das war, wie sie sich immer wieder ins Gedächtnis rief, eben die Bürde des Herrschens.
    »Nichts anderes würde ich von Euch erwarten, teurer Dagon«, sagte sie und legte eine leichte Schärfe in ihren höflichen Tonfall, »und das Gleiche werdet Ihr auch von mir bekommen. Fahrt fort.«
    Sire Dagon nickte mit halbgeschlossenen Augen, als klängen ihre Worte in seinen Ohren wie Musik. »Königin Corinn, Ihr müsst doch mittlerweile wissen, dass die Gilde Euch die allerhöchste Achtung entgegenbringt. Um die Wahrheit zu sagen, es liegt bereits Generationen zurück, dass wir einem Akaran so vollständig vertraut haben. Nichts gegen Eure Vorfahren, natürlich. Es ist nur so, dass wir Eure Herrschaft höchst bemerkenswert finden, so jung sie auch ist.«
    »So vielversprechend«, mischte Sir Neen sich ein. Er lächelte. Seine Zähne waren zurechtgefeilt worden, nicht spitz, sondern rund, jeder gleichermaßen sanft geschwungen. Wenn Corinn ihn ansah, richtete sie ihren Blick auf seine Stirn. Seine Augen hatten etwas Lebloses, eine reptilienhafte Ausdruckslosigkeit, die sie nicht durchdringen konnte – und in gewisser Hinsicht auch nicht durchdringen wollte. Weder wusste sie genau, welcher der beiden Vertreter der Gilde den höheren Rang innehatte, noch wusste sie, wo oder wie Sire Neen der Gilde gedient hatte, bevor er die Verwaltung der Außeninseln übernommen hatte. Solche Information gaben sie ihr niemals von sich aus preis, und sie fragte auch nie nach.
    Obwohl sie behauptet hatten, offen sprechen zu wollen, verstrichen ein paar weitere Minuten, in denen beide Männer den Frieden priesen, den sie gebracht hatte; beide waren sicher, dass das Reich schon bald wohlhabender sein würde als je zuvor in seiner Geschichte. Schließlich hob Corinn den Finger. »Bitte, Ihr schweift schon wieder ab. Warum seid Ihr wirklich hier? Was wollt Ihr mir sagen oder von mir erbitten?«
    Die beiden Vertreter der Gilde wechselten einen Blick und schienen zu dem Schluss zu kommen, dass die Zeit reif war. »Es hat eine unglückliche Entwicklung gegeben«, sagte Sire Neen. »Wir haben kürzlich – im letzten Herbst, um genau zu sein – versucht, uns Kenntnisse über die Auldek zu verschaffen.«
    »Kenntnisse?«
    »Es hat niemals ein Volk gegeben, das sich mehr abgeschottet und aufreizender geheimnisvoll verhalten hat als die Lothan Aklun«, sagte Sire Dagon und ließ durch nichts erkennen, dass seine Zuhörerin diese Klage aus seinem Mund vielleicht ironisch finden könnte. »Wie Ihr wisst, sind die Lothan Aklun für die Auldek das, was wir für Euch sind. Sie sind nicht der Markt, mit dem Ihr Handel treibt; sie sind lediglich die Kaufleute, die in den Anderen Landen Einfluss haben.«
    Corinn unterbrach ihn. »Dies war etwas, womit

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