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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Rhrenna. »Wie viele Numrek sind heute im Palast?«, schnappte sie.
    Als die Mein den Kopf drehte, um zu antworten, bedeutete Corinn ihr mit einem Fingerschnippen, dass sie ihn loslassen könne. Sie tat wie geheißen, und Sire Dagons Hand zuckte sofort zu seinem Hals empor. Er berührte ihn sanft, als wenn seine Finger auf irgendeine Weise mehr Schaden anrichten könnten, als die Klinge es getan hatte. Verschwommen wurde ihm bewusst, dass Rhrenna der Königin antwortete, doch er bekam nur das Ende ihrer Antwort mit.
    »… und dann ist noch eine Handvoll mit Aaden und Mena im Carmelia-Stadion.«
    Die Königin stieß keuchend die Luft aus, als hätte sie einen Schlag gegen die Brust bekommen. Beim zweiten Mal brachte sie ein Wort hervor. »Aaden!«
    Sie eilte auf die verborgene Tür zu, aber Sire Dagon warf sich mit einem Satz zwischen sie und den Ausgang.
    »Aus dem Weg!«, zischte Corinn so heftig, dass der Gildenmann halb zur Seite trat, obwohl er wusste, dass dies das Schlimmste war, was er tun konnte. Doch er kam nicht dagegen an, denn plötzlich schien es, als hätte sie die Macht, ihn binnen eines Herzschlags zu zermalmen, wenn er ihr nicht gehorchte.
    Sie streifte ihn mit der Schulter, und er beobachtete sie von hinten, als sie nach den Vertiefungen suchte, die die Tür öffnen würden. Gerade hatte sie sich vorgebeugt, um dagegenzudrücken, als einer der Numrek, Codeth, von der anderen Seite der Tür nach der Königin rief. Die vorgetäuschte Ruhe in seiner Stimme währte nicht lange. Aufbrandendes Stimmengewirr übertönte sie, und man hörte, wie Stahl auf Stahl klirrte und Möbel polternd umstürzten.
    Sehr viel näher hörte Sire Dagon die Königin den Namen ihres Sohnes flüstern, es war kaum mehr als ein Ausatmen.

DRITTES BUCH –
Das Lied der Seelen

35

    Neben Devoth zu sitzen war die furchterregendste Erfahrung, die Rialus in seinem ganzen Leben je gemacht hatte. Die Auldek besaßen dieselbe brutale Körperlichkeit wie ihre Numrek-Verwandten. Sie hatten sie sogar bis auf ihre Essenz destilliert und dann eine merkwürdige Vornehmheit hineingerührt, die erst recht fehl am Platz war. Etwas wie wilde Wut brodelte unter Devoths gebräunten Gesichtszügen, darüber jedoch lag eine dünne Schicht aus Langeweile. Rialus war sich nicht schlüssig, ob Devoth sein Leben leidenschaftlich genoss oder von ihm vollkommen ermüdet war. Das war schon verwirrend genug, aber noch viel beunruhigender war, dass der Auldek mehr aristokratisches Selbstvertrauen verströmte als sämtliche acacischen Adligen, die Rialus jemals gesehen hatte – und er hatte viele gesehen.
    Devoth saß zurückgelehnt auf seinem Platz, einen Arm angewinkelt und aufgestützt, die Knie weit gespreizt. Seine Haltung wirkte vollkommen entspannt und vermittelte dennoch den Eindruck, dass er jederzeit aufspringen und über die Welt schreiten und Köpfe abschlagen könnte. Jetzt trug er ein Hemd, ein leichtes, ein wenig geckenhaftes Kleidungsstück aus weißer Baumwolle mit karmesinroten Knöpfen aus Atlasseide, die zu seiner Hose passten. Ein goldener Reif lag um seinen Hals. Die Spitzen seiner langen Fingernägel waren silbern lackiert worden, und wenn Rialus sich nicht täuschte, waren seine Augen mit schwarzer Schminke umrahmt. Hätte Rialus in Acacia einen Numrek gesehen, der so gekleidet war, so hätte er über die Absurdität des Aufzuges gelacht; hier war die Wirkung beinahe verwegen.
    »Rialus Gildenmann«, sagte Devoth, »gefällt es dir, unser Gast zu sein?«
    Sie saßen mit ein paar anderen in einer abgeschiedenen Loge unter einer Seidenmarkise, die sie vor der brennenden Sonne schützte. Rings um sie herum erstreckte sich ein Stadion, das es mit dem Carmelia-Stadion in Acacia aufnehmen konnte. Die Bänke, die es umgaben, erhoben sich steil ansteigend bis in schwindelerregende Höhen. Rialus wusste, dass in Wirklichkeit das Spielfeld in die Erde gegraben worden war; was wie Höhe aussah, war eigentlich Tiefe. Doch da er etwa auf halber Höhe saß, war ihm beim Blick nach unten und bei dem Wissen, wie hoch sich die weiteren Ränge noch über ihm erstreckten, ziemlich mulmig.
    »Ich hoffe doch, du hast keine Klagen, Rialus Gildenmann«, stichelte Devoth weiter.
    Rialus Gildenmann! Was für eine Schikane! Er hatte mehrere Male versucht, den Auldek klarzumachen, dass er nicht der Gilde angehörte. Genauer gesagt hasste er sie. Schließlich hatte sie ihn als Gefangenen hierhergeschleppt! Er spuckte auf Gildenmänner und hatte nichts mit

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