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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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sich wieder und wieder die Haare aus dem Gesicht, gleichzeitig jedoch bewegte er sich so, dass sie ihm eine Sekunde später wieder in die Stirn fielen. Rialus hätte ihm beinahe vorgeschlagen, sie zurückzubinden oder vielleicht abschneiden zu lassen. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob Devoth einfältig war. Oder ob ihm wirklich nicht klar war, was für ein Elend Rialus’ Leben war. Er wusste, dass beides ziemlich unwahrscheinlich war. Nein, Devoth, fürchtete Rialus, hatte alles vollkommen unter Kontrolle.
    Die wartende, plappernde Menge begann plötzlich wild zu schreien und zu applaudieren. Rialus wandte den Blick nicht von Devoth ab, der aufgesprungen war und in das allgemeine Gebrüll einstimmte. Zum Glück, denn Rialus hätte es nicht geschafft, seine Erbitterung zu verbergen, wenn Devoth ihm Beachtung geschenkt hätte. Er spürte, wie seine Empörung erneut in ihm aufstieg. Doch sie kam nicht weit, denn aus den Augenwinkeln erhaschte er eine Bewegung auf dem Spielfeld. Sein Mund öffnete sich stumm, während alle um ihn herum jubelten.
    Aus sechs verschiedenen Öffnungen in der Wand der Arena stapften Soldatenkolonnen auf das Feld. An ihrer recht normalen Statur konnte Rialus erkennen, dass sie keine Auldek waren, doch sie erschienen ihm auch nicht ganz menschlich. Eine Gruppe trug Helme aus Wolfsköpfen. Eine andere bestand ausschließlich aus gedrungenen, muskulösen Wüstlingen mit nackten grauen Oberkörpern, aus deren Wangen metallene Widerhaken ragten. Sie hielten gekrümmte Schwerter in beiden Händen. Die Mitglieder einer anderen Gruppe hingegen waren schlank wie Akrobaten; sie trugen Hellblau und hatten Federbüschel statt Helme auf dem Kopf. Sie trugen nur schlanke Piken.
    »Verstehst du das da, Rialus Gildenmann?«, fragte Devoth.
    »Nicht im Geringsten«, gab Rialus zu.
    Der Auldek lachte. »Ach, ich habe deine Unwissenheit vergessen. Es gibt so viel zu lernen.«
    »Diese Soldaten sind keine Auldek, oder?«
    »Natürlich nicht!«, rief jemand in der Reihe hinter Rialus. »Auldek vergießen kein Auldek-Blut. Wofür hältst du uns?«
    »Wir haben vereinbart, dass wir uns nicht gegenseitig töten«, erklärte Devoth. »Deswegen ist unsere höchste Strafe die Verbannung, nicht der Tod. Wir kämpfen gegeneinander, ja.« Er grinste bei diesen Worten, so dass die Feststellung wie das schuldbewusste Eingeständnis eines heimlichen Vergnügens wirkte. »Aber bei so etwas wie dem hier – eine Angelegenheit, die durch Blut entschieden werden muss –, lassen wir uns von unseren Sklaven vertreten. Für sie ist es eine Ehre. Das da sind ganz besondere Sklaven, sie wurden ausgewählt, Göttliche Kinder zu sein. Sie stehen weit über den anderen. Vor dir siehst du Totem-Krieger der acht Auldek-Clans. Hier. Siehst du da drüben?«
    Er beugte sich zu Rialus, deutete auf die erste Gruppe von Kriegern, die katzenartige Gesichtstätowierungen hatten, und dann auf die anderen, als er ihre Namen sagte. »Die Shivith, die gefleckten Katzen. Das da drüben sind die Kern, die blauen Kraniche. Sie sehen schlank aus, ja? Richtig zierlich? Lass dich nicht täuschen. Sie sind tödlich. Der Anet-Clan verehrt die Kobra. Die Kulish Kra – die, die mit dem Rücken zu uns stehen – schwarze Krähen. Die Grauen da – Antoks. Die Wölfe repräsentieren die Wrathic von jenseits des Himmelsberges. Die Fru Nithexek sind die Brüder des Himmelsbären, aber sie sind schwach, es sind nur wenige. Die Numrek … haben kein Totem.«
    »Und dort« – Devoth lehnte sich zurück, so dass Rialus die letzte Gruppe sehen konnte – »sind die Schneelöwen, die Lvin. Das sind meine. Meine Löwen. Mein Totem.« Er hatte seine Ankündigung zeitlich genau abgestimmt, denn die Lvin waren die Letzten, die die Arena betraten. Obwohl Rialus keine Ahnung hatte, was ein Schneelöwe war, war die Wirkung der Sklaven diese Namens nicht zu übersehen. Brüllend wie Tiere aus den talayischen Savannen kamen sie ins Freie gestürmt. Die meisten hatten weiße Gesichter, und manche waren bis zur Taille hinunter tätowiert oder bemalt. In der Mitte der Gruppe waren die größten Männer, von denen mehrere schneeweiße Locken hatten. Während sie so dahinstapften und schrien und die um sie herum mit Schlägen zu mehr Leben anstachelten, tanzten ihre Locken wie sich windende Schlangen um ihre Köpfe.
    »Es gibt noch andere Totems im Land«, fuhr Devoth fort. Seine Stimme war leise und voller Stolz. »Aber sie sind klein. Ameisen. Das hier sind die acht

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