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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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als unsere Verbündeten zu betrachten. Sie haben Menschenfleisch gegessen! Was hat sie sich dabei gedacht, ihnen zu vertrauen? Sie hat gedacht, wie sehr es ihr gefällt, dass alle anderen Todesangst vor ihren Leibwächtern haben. Es hat ihr gefallen, dass sie anders war und sich an niemanden wenden musste, um Schutz zu suchen, noch nicht einmal an ihre Familie. Nein, bleib hier. Du weißt, dass ich recht habe. Und sie weiß es auch. Aber du, Mena, du hast Aaden am Leben erhalten. Auch das weiß Corinn. Erwarte nicht, dass sie dir in absehbarer Zeit dafür dankt, aber tief in ihrem Innern weiß sie es.«
    Melio löste seine Hand von ihrem Nacken, aber nur, um mit beiden Händen die ihren zu umfassen. »Also, es gibt da noch etwas anderes, worüber wir uns unterhalten sollten.«
    »Nein.« Sie wusste genau, worum es ging. Sie wusste es, weil sie selbst darüber nachgedacht hatte. Er war geduldig gewesen, und sie hatte gewusst, dass er in den fröhlichen Zeiten, nachdem er wieder auf der Insel angekommen war und Elya alle verzaubert hatte, drauf und dran gewesen war, das Thema von Neuem zur Sprache zu bringen. Wenn er sie vor ein paar Tagen gefragt hätte, hätte sie zugestimmt. Jetzt lagen die Dinge anders.
    »Lass uns ein Kind machen«, sagte er. »Hör auf, dieses Wurzelpulver zu benutzen, und lass uns die Eltern einer neuen Generation sein.«
    »Jetzt nicht. Schau doch, was …«
    »Doch, genau jetzt! Wir haben lange genug gewartet. Willst du wirklich, dass ich aufbreche, um mich den Numrek zu stellen, ohne es zumindest versucht zu haben? Was ist, wenn ich nicht zurückkomme? Wäschst du dann alle Erinnerungen an mich ab?« Mena setzte dazu an, ihm zu widersprechen, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Warum sollte ich das nicht glauben? Das tust du doch jetzt schon. Ich hasse es, wie du mich aus dir herauswäschst! Als ob mit mir etwas nicht stimmt. Als ob du nichts von mir in dir haben willst. Jedes Mal, wenn wir uns lieben, tötest du den Teil von mir, der mit dir zusammen Leben erschaffen will.«
    Er ließ ihre Hände fallen, eine Geste der Empörung, die zu dem passte, dessen er sie anklagte. Sein Gesicht – so vollkommen, wenn er lächelte – wurde zu einer Maske aus Falten, Verachtung und Enttäuschung. Es war ein schrecklicher Anblick. Als er ein paar Schritte zurücktrat, folgte Mena ihm. »Gerade eben hast du zu mir gesagt, ich soll kein dummes Zeug reden. Du auch nicht. Ich will dich immer in mir haben. Immer. Du bist schon hier. Genau hier, in meiner Mitte.« Sie zeigte die Stelle, indem sie aus ihrer Hand eine Klinge machte, die in ihre Brust stieß.
    »Sag bloß nicht, dass die Welt wieder wahnsinnig wird«, sagte Melio. Er verbarg die Gehässigkeit in seiner Stimme nicht, eine verschrobene Bosheit, die sich um Verletzlichkeit und Liebe wand – alles kaum voneinander zu trennen. »Du hast immer einen Grund. Du wolltest warten, bis Aaden älter war, um sicherzugehen, dass er am Leben bleibt und gesund ist. Nett von dir, keinen Wettstreit mit deiner Schwester zu wollen. Aber er ist am Leben geblieben. Er ist gesund und wird bald aufwachen, und es wird ihm besser gehen als je zuvor. Er ist der Erbe. Sie kann sich doch wohl deswegen kaum Sorgen machen, dass du Kinder haben wirst. Sag ihr das einfach. Dann konntest du nicht gleichzeitig schwanger sein und gegen die Übeldinge kämpfen. Schön. Das ist erledigt. Und jetzt sagst du gleich, dass die Welt wieder in Aufruhr ist. Zu gefährlich, stimmt’s? Nicht ausgerechnet jetzt. Später. Ausreden, Mena, Ausreden!«
    Seine Stimme war schroff, doch dann schien er seinen Ton zu bereuen. Sanfter fügte er hinzu: »Es muss immer eine neue Generation geben, ganz egal, wie die Umstände im Augenblick aussehen. Wir können niemals wissen, was die Zukunft bereithält. Aber ich weiß, was genau jetzt richtig ist. Genau jetzt liebe ich dich, und du liebst mich. Diese Liebe ist ein Geschenk des Schöpfers, und du solltest ihm dafür danken, indem du etwas daraus machst.«
    »Nein«, sagte Mena, doch dann hasste sie das Wort und wusste, dass es nicht das war, was sie meinte. Sie war es, die sich jetzt dichter an Melio heranschob, mit einem Arm seinen Oberkörper zu sich zog, während sie die andere Hand um seinen Nacken legte und seine Haare zwischen den Fingern zwirbelte. »Nicht jetzt, aber wenn das, was kommt – mit den Auldek, meine ich – vorbei ist, können wir es versuchen.«
    »Me-naaaa!« Er zog ihren Namen gereizt in die Länge. »Das mit dem

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