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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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seine weise Meinung dazu äußern sollte, sondern dass er sie ordnen, stapeln, sortieren sollte, als wäre er ein niederer Schreiber. Er argwöhnte, dass die Kisten voller staubigem Papier in Wirklichkeit schon lange hatten beseitigt werden sollen, und hätte beinahe den Fehler gemacht, in Rialus’ Amtszimmer zu stürmen und die dort Beschäftigten zur Rede zu stellen, doch dann wurde ihm klar, dass sie ihn wahrscheinlich genau dazu bringen wollten. Sich zum Narren zu machen. Zu beweisen, dass er kein Mitglied der Elite war, zum Gespött zu werden. Offensichtlich gefiel seine Beförderung einigen seiner neuen Kollegen ganz und gar nicht. Er hielt den Mund und arbeitete die Stapel gründlich durch, um vielleicht etwas zu finden, das ihm das Weiterkommen erleichtern würde.
    Irgendwann an einem späten Nachmittag stieß Delivegu auf eine Art Diagramm oder architektonisches Gutachten. Er hätte es weggeworfen, wäre sein Blick nicht auf ein paar Worte gefallen, die in eine der oberen Ecken gekritzelt worden waren. Er erkannte die Handschrift sofort: Es war die von Rialus Neptos. Diese gequetschten Schriftzüge hätte er überall erkannt. Seiner Ansicht nach deuteten sie auf den Charakter des Mannes hin, weswegen Delivegu selbst mit breiten, kräftigen Strichen schrieb, die dazu gedacht waren, die Seite voll und ganz in Besitz zu nehmen.
    Er hätte das Diagramm auf der Stelle weggeworfen, doch dann betrat seine Sekretärin das Zimmer und fragte ihn, ob er sie an diesem Tag noch brauchen würde. Da er seine ohnehin bereits bedenkliche Stimmung nicht endgültig trüben wollte, indem er sie ansah, senkte er den Blick auf das Dokument und murmelte, nein, er brauche sie nicht mehr. Sie fragte, ob der Papierstapel auf dem Boden beseitigt werden solle. Er sagte, das habe bis morgen Zeit. Sie sprach noch ein bisschen weiter; Delivegu hob den Blick nicht von dem Blatt. Und als sie schließlich ging, wurde ihm klar, dass er da möglicherweise tatsächlich etwas Interessantes in den Händen hielt.
    Es war ein Schaubild von Gebäuden, von oben betrachtet. Je länger er es anstarrte, desto mehr glaubte er, etwas Vertrautes darin zu erkennen, was die Form der äußeren Mauern anging und den Hinweis auf einen vorspringenden Teil … Ja, es war der königliche Palast, die Grundfläche der Residenz! Kaum hatte er das gedacht, fand er auch schon die Worte Palast-Residenz in Rialus’ Handschrift. Hatte er es gelesen oder selbst herausbekommen? Es spielte keine Rolle.
    Er zog eine Lampe näher heran, da sein Arbeitszimmer bereits im Schatten lag und es von Minute zu Minute dunkler wurde, und nahm die Linien und Umrisse sehr sorgfältig in Augenschein. Überall auf dem Blatt fanden sich Gleichungen und Anmerkungen der Architekten zu Materialien und Beschreibungen von Wiederherstellungsarbeiten, die anscheinend im Laufe vieler Jahre erfolgt waren. Wenig davon sagte Delivegu etwas. Allerdings regte sich der Verdacht in ihm, dass Rialus’ geheimnisvolles Gekritzel erst nach allem anderen geschrieben worden war und eine andere Bedeutung hatte. Halbsätze und Zeichen und Pfeile, die nur als Notizen für Rialus selbst gedacht sein konnten, denn sie machten das Schema eher verwirrender, als dass sie irgendetwas erklärten. Und um alles noch schlimmer zu machen, hatte Rialus viele seiner Kritzeleien später wieder durchgestrichen.
    »Das ergibt doch keinen Sinn«, klagte Delivegu. »Reine Zeitverschwendung …«
    Erneut hätte er das Diagramm beinahe auf den Papierstapel geworfen, der sich neben seinem Schreibtisch auftürmte. Aber wenn es Zeitverschwendung war, warum hatte sich Rialus dann so lange damit aufgehalten? Er beugte sich vor und musterte das Blatt erneut. Es war eine Karte, die Geheimgänge zeigte. Natürlich! Dafür standen die gestrichelten Linien innerhalb der Mauern! Gewiss, es hatte den Anschein, als wären viele Geheimgänge nicht mehr nutzbar. Manche von ihnen hatte Rialus mit geradezu wütenden Bewegungen durchgestrichen. Hatte er dieses Dokument im Auftrag der Königin aufbewahrt oder heimlich? Das konnte Delivegu nicht erkennen, aber es schien offensichtlich, dass die Königin großen Wert darauf gelegt hatte, diese Gänge zu beseitigen.
    »Ihr habt wohl mit irgendwelchen Betrügereien gerechnet, Euer Majestät, was?«, fragte er. »Wo ist Euer Vertrauen, Euer Glaube an Eure loyalen Bediensteten?«
    Wenn sie Verrat befürchtet hatte, dann schien sie recht erfolgreich dabei gewesen zu sein, geheime Zugänge zum Palast zu

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