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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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gemacht und Geschenke dargeboten hatte. Tatsächlich hatte eine ganze Menge Edelleute das getan. Corinn hatte diese Ehre nur Agnaten gestattet, und auch nur, wenn sie versprachen, den Raum vollkommen lautlos zu betreten, den Prinzen aus einiger Entfernung zu betrachten und ihr Geschenk an jener Stelle zurückzulassen, die dafür freigeräumt worden war. Inzwischen füllte ein ganzer Stapel eine der Zimmerecken aus.
    »Oh, mein allerliebster Junge«, sagte Mena und ließ sich sanft auf dem Bettrand nieder. Er lag auf der Seite; sein Kopf ruhte auf seinen Händen, als hätte er diese Position absichtlich eingenommen, um ein Bild schlafender, kindlicher Unschuld abzugeben. Sie strich ihm übers Haar, schob ihm ein paar Strähnen aus der Stirn, dann saß sie da und sah ihn einfach nur an. In seinen Zügen war so viel von Corinn, was bedeutete, dass dort auch viel von ihrer Mutter war. Doch der Junge konnte auch seinen grauäugigen Vater nicht verleugnen. Wenn er wach war, sah man es nicht so deutlich, jetzt jedoch, wo sie seine Gesichtszüge in aller Ruhe betrachten konnte, wurde ihr klar, wie sehr Aaden ein Kind zweier Völker war. Sie fragte sich, ob Corinn es wohl auch bemerkte.
    Mena war Hanish Mein niemals persönlich begegnet. Merkwürdig, dass sie mit dem Mann, der so großen Einfluss auf ihr Leben gehabt hatte – und immer noch hatte –, nie zur selben Zeit im selben Raum gewesen war. Sie war allerdings seinem Bruder Maeander begegnet. Ihm hatte sie sich damals im Vumu-Archipel freiwillig gestellt, vor all den Jahren, und ihn benutzt, um sich in die Welt zurückbringen zu lassen, gleich nachdem sie die Göttin Maeben aufgespürt und getötet hatte. Wenn sie sich den Teil von Aaden, der nicht Akaran war, genau anschaute, war es Maeander, den sie vor sich sah. Die scharf geschnittenen Gesichtszüge und die Größe – er sah gut aus, ja, gewiss, aber auf arrogante, hochmütige Weise. Ein Glück also, dass die Züge der Mein, die Aaden zeigte, durch die weiche Schönheit Corinns abgeschwächt wurden.
    Sie zweifelte nicht daran, dass der Junge aufwachen würde, wie Corinn es behauptete. Was auch immer in jenem Lied gewesen war, ein Teil davon war Macht, war die Zauberei, die Corinn erlernt hatte. Aber würde er aufwachen und sich an den Augenblick erinnern, als der Numrek ihn verraten hatte? Würde er das Messer auf sich zuzucken sehen, oder würde ihm das erspart bleiben? Und was das anging – hatte er gesehen, was mit Devlyn geschehen war? Mena hoffte es nicht, sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er mit diesem grausamen Bild in seinem Kopf würde leben müssen, mit dem Gefühl, für den Tod seines Freundes verantwortlich zu sein.
    »Erinnere dich nicht daran«, sagte sie. »Nichts von alledem war dein Fehler. Die Schuld liegt voll und ganz bei anderen. Devlyn war ein tapferer Junge; denke an ihn als an jemanden, der gestorben ist, um dich zu retten. Das ist es, was er gewollt hat. Deshalb wird man sich seiner als Krieger erinnern. Als Held. Dafür werde ich sorgen. Und du auch, wenn du aufwachst.
    Oh, Aaden, wie wunderschön Elya war, als sie dich gerettet hat. So leidenschaftlich und voller Liebe zu dir. Du wolltest doch mit ihr fliegen, nicht wahr? Nun, du bist mit ihr geflogen. Sie hat dich so sehr geliebt, dass sie herbeigekommen ist und dich in die Luft hochgehoben und von all dem Übel fortgetragen hat. Siehst du, ich habe dir gesagt, dass sie dich für einen ganz besonderen Jungen hält. Da hast du den Beweis!«
    Und dann tat sie etwas, das sie gar nicht vorgehabt hatte. Sie hielt kurz inne, bis sie sich sicher war, dass sie ihn die Neuigkeit wirklich hören lassen wollte. Vielleicht würde es seinem schlafenden Geist Freude machen und ein Trost für ihn sein, bis er wieder aufwachte. »Ich muss dir etwas von Elya erzählen«, fing sie an …
    Als sie in ihre Gemächer zurückkehrte, wartete dort Melio auf sie. Er stand auf dem Balkon und ließ den Anblick des Hafens auf sich wirken. Neben ihm stand eine Glaskaraffe mit Zitronenlikör auf dem steinernen Geländer, sowie zwei Gläser, von denen eines halb voll war. »Hat sich irgendetwas geändert?«, fragte er mit sanftem Blick, als sie zu ihm trat.
    »Nein. Er schläft immer noch.«
    »Vielleicht ist es besser so. Ich bin kaum zum Schlafen gekommen, seit wir gegen die Numrek gekämpft haben. Zu viel, worum man sich Sorgen machen muss.«
    Mena sah zu, wie er ihr etwas einschenkte, und nahm das Glas, das er ihr hinhielt. »Du hast mehr

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