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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Leben – die Liebe zwischen zwei Menschen, die ersten Bewegungen von neuem Leben –, das hört nicht einfach auf, wenn die Ereignisse es verlangen. Das ist das Leben, viel mehr als die Kriege, die wir führen, oder die Ungeheuer, die wir erschlagen.«
    Sie zupfte ihn an den Haaren und unterbrach ihn. »Hör zu. Ich schwöre dir einen Eid. Mein Versprechen an dich und an den Schöpfer. Wenn wir mit den Numrek und den Auldek fertig sind, werden wir zusammen ein Kind machen. Das schwöre ich. Aber Melio, ich kann nicht nicht kämpfen, wenn uns ein Krieg bevorsteht. Es ist die einzige Gabe, die ich wirklich zu bieten habe. Es ist das, was ich gut kann. Ich bin Maeben auf Erden. Ich kann nicht so tun, als wäre es nicht so.«
    »Das ist nicht das Einzige, was du zu bieten hast«, fing Melio an, aber er führte den Gedanken nicht weiter. Einen Moment lang betrachtete er sie skeptisch. »Wir werden zusammen Kinder machen. Nicht nur eines. Wir haben einen jahrelangen Aufschub aufzuholen.«
    »Ja, das stimmt.« Sie zog ihn näher an sich heran und presste ihr Gesicht gegen sein Schlüsselbein. Er ließ sie einen Augenblick gewähren, dann wich er zurück.
    »Sieh mir in die Augen«, sagte er. »Schwörst du das auch bei Maeben?«
    »Ja.« Und als sie es sagte, wurde ihr klar, dass sie es ernst meinte. Sie würde kämpfen wie noch nie zuvor. Sie würde alles geben, was sie hatte, weil der Traum von einem friedlichen Leben, den sie heraufbeschworen hatte, etwas war, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Nur noch ein Krieg. Nur noch einer, und bestimmt würde der Schöpfer sie dann ausruhen lassen. »Du bist mein Vaharinda«, sagte sie. »Du wirst mir viele Kinder geben – genug, um mit ihnen die Welt zu bevölkern.«
    Endlich ließ er das Wunder Gestalt annehmen, das sein Lächeln war. Alles, was sein Gesicht ausmachte, alle einzelnen Bestandteile, verschoben sich zu einem Bild der Freude. »Na schön, Mena«, sagte er, »ich hoffe nur, dass du die Möglichkeit bekommst, dieses Versprechen zu halten.«
    Das hoffe ich auch, dachte sie und hob den Kopf, damit ihre Lippen sich treffen konnten. Das hoffe ich auch.

43

    Eines schönen Morgens eine Woche nach den chaotischen Ereignissen mit den Numrek schritt Delivegu mit gerecktem Kinn an den Marah vorbei, die den Eingang zum Innenhof der Königin bewachten und ließ ihre starren Blicke hochmütig und verächtlich von sich abprallen. Er genoss das ziemlich. Wie schnell die Begabten doch aufsteigen. Als er in das Vorzimmer trat, das gleichzeitig Rhrennas Arbeitszimmer war, gab er sich allerdings sofort umgänglicher. »Sekretärin«, sagte er und zeigte ihr seine vollkommenen Zähne, »ich brauche eine Audienz bei der Königin.«
    »Ich weiß«, sagte Rhrenna. »Das habt Ihr mir bereits mitgeteilt. Deshalb habe ich auch erlaubt, dass Ihr bis hierher vordringt. Ich muss wissen, warum Ihr mit ihr zu sprechen wünscht, bevor Ihr weitergeht.«
    Ja, warum, dachte Delivegu lächelnd. Warum? »Oh, es ist nur eine Kleinigkeit, aber ich glaube, sie würde es trotzdem gerne wissen.«
    Die Tatsache, dass Delivegu vor kurzem Barad den Geringeren gefangen genommen hatte, hatte ihm mehr als nur ein paar Vorrechte verschafft. Er bekleidete jetzt offiziell einen Posten im Stab von Rialus Neptos. Es hätte ihn verdrossen, wenn Neptos – diese rattenähnliche Kreatur – tatsächlich anwesend gewesen wäre, doch er war auf unbestimmte Zeit fort, möglicherweise sogar tot. Corinn behielt ihre Pläne für sich, verwahrte sie so sorgsam in ihrer lieblichen Brust, dass nur sehr wenig bis in die Amtsräume des Ratsmitglieds drang. Das wenige, das durchkam, schien der höherrangige Stab ihm vorenthalten zu wollen. In den ersten Tagen auf seinem neuen Posten gewöhnte er sich an, sich selbst – natürlich nur insgeheim – »Amtierender Kanzler Delivegu Lemardine « zu nennen. Die Zeit würde das »Amtierend« verschwinden lassen, und endlich würde alles im Lot sein. Vielleicht würde er zu guter Letzt sogar den Titel »Delivegu Lemardine, Kanzler und Gemahl der Königin, Herr der gewaltigen Erektion« tragen. Der letzte Teil war natürlich wahr, und was den Rest anging … Nun, man würde ja wohl noch träumen dürfen.
    Einhergehend mit seiner neuen Position wurde ihm in einem der Außengebäude des Regierungsflügels des Palasts ein Raum als Arbeitszimmer gewährt – nicht gerade im angesehensten Bereich des Palastgeländes. Dokumente, die vom Arbeitszimmer des Ratsmitglieds zu ihm gebracht

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