Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
Vom Netzwerk:
hob die Schultern, eine Geste, die bedeuten sollte, dass sie dies gewiss verstand, »so hartnäckig – und dann so froh, wenn sie ihn wieder bekommen haben. Warum sollte man ihn ihnen vorenthalten?«
    Corinn behielt ihren finsteren Gesichtsausdruck bei. Das stimmt mich sehr unfroh, Baddel , sagte sie im Stillen. Du hättest das erforschen sollen, anstatt so viel persönliches Vergnügen aus all dem zu ziehen. Jetzt war es zu spät für weitere Versuche. Sie hatte bereits zu lange gewartet. Bringen wir es hinter uns.
    »Schicke eine Nachricht an deine Leute«, sagte sie. »Bringt den Wein unter das Volk.«
    »Ja?«, fragte er aufgeregt. Sein Mund sah jetzt aus wie der eines erwartungsvoll hechelnden Hundes. »Ist das Euer Ernst?«
    »Da ich es gerade gesagt habe, meine ich es offensichtlich ernst. Wie schnell könnt ihr ihn verteilen?«
    »Oh, sehr schnell. Wirklich sehr schnell. Das Hauptlager ist natürlich auf Prios, aber da wir mit Eurem Befehl gerechnet haben, haben wir Vorräte in Danos, Alecia und Bocoum angelegt. Wir haben sogar eine Lagerstätte in Denben. Wenn wir heute einen Botenvogel losschicken, sind die ersten Fässer morgen Abend auf dem Weg ins Landesinnere von Talay. Und nach Westen, nach Tabith, so dass wir die ganze Küste entlang der Hänge beliefern können!« Die Möglichkeiten verschlugen ihm den Atem. Er stammelte noch einige Zeit weiter, und dann, als ihm etwas klar wurde, betrachtete er Corinn voller neuer Bewunderung. »Euer Majestät, Ihr seid so weise, dass Ihr dies alles arrangiert habt.«
    Sie zeigte keine Freude über das Kompliment. Stattdessen schnippte sie mit den Fingern, um ihm zu bedeuten, dass er gehen sollte. Ehe er die Tür erreichte, hielt sie ihn noch einmal auf. »Eines noch. Führt einen Versuch durch: Wenn jemand dem Wein verfallen ist, und er wird ihm unbefristet entzogen, was passiert dann? Findet es heraus.«
    Später, als sie mit Rhrenna in ihren Arbeitsräumen saß, schloss Corinn die Tagesgeschäfte ab. Die Mein las aus den sorgfältigen Notizen, die sie sich immer machte, zählte eine Vielzahl von Punkten auf, die erledigt worden waren, und andere, um die es sich am folgenden Tag zu kümmern galt. Rhrennas Stimme zu hören, besänftigte Corinn; vieles von dem, was sie sagte, hingegen nicht. »Wren hat um eine Audienz bei Euch gebeten. Ich habe gesagt, sie hätte sich einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht, habe ihr aber versprochen, dass ich Euch die Bitte vortragen werde.«
    »Wren …« Corinn atmete aus. Dariels Konkubine. Die schwanger war und jeden Tag runder wurde. Obwohl Corinn es vermied, mit ihr zu sprechen, erhaschte sie dennoch oft genug einen Blick auf sie. Ihre schmalen Augen schienen stets auf Corinn zu warten, hefteten sich auf sie, bevor sie merkte, dass ihre Blicke sich begegnen würden. Sie war in der Tat hübsch. Aus Nord-Candovia. Eine von diesen schlanken, athletischen Frauen, für die ein Kind nichts weiter als eine wohlgeformte Wölbung ist, die sie nur noch attraktiver macht, ein Mond, den es zu liebkosen gilt. »Ich will sie jetzt nicht sehen. Wahrscheinlich wird sie mich bitten, ihr Kind als Dariels anzuerkennen.«
    »Es ist Dariels Kind.«
    »Ja, aber ich bin mir ganz und gar nicht sicher, ob ich das ausgerechnet jetzt verkünden will. Sag ihr, ich bin zu beschäftigt. Wenn sie will, kann sie sich nach Calfa Ven zurückziehen. Ich werde Ärzte hinschicken. Sie könnte ihr Kind dort bekommen, in friedvoller Abgeschiedenheit.«
    »Was das angeht, habe ich ihre Wünsche bereits ergründet, Euer Majestät. Sie möchte lieber hier im Palast bleiben.«
    »Na schön«, sagte Corinn ein wenig kühl, da sie das Thema abschließen wollte, »aber sie wird auf eine Audienz warten müssen.«
    Rhrenna nickte und notierte sich das in ihren Unterlagen. Während Corinn ihr gesenktes Gesicht betrachtete, erinnerte sie sich daran, dass sie die Frauen der Mein einst samt und sonders für fade gehalten hatte. Zu blass und dünnhäutig, mit fein geschnittenen Gesichtszügen, welche eine Kälte verströmten, die im Einklang mit ihrer kalten Heimat stand. Damals hatte sie es ironisch gefunden, dass die Männer des gleichen Volkes so bemerkenswert waren, vor allem Hanish … Als sie Rhrenna jetzt ansah, wurde ihr klar, dass ihre Gefühle hinsichtlich der weiblichen Mein nie zutreffend gewesen waren. Ja, ihre Züge waren so, wie sie sie beschrieben hatte, aber sie waren auf ihre eigene Weise schön. Eifersucht hatte sie daran gehindert, das zu sehen. Die Angst,

Weitere Kostenlose Bücher