Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
Vom Netzwerk:
aushenischen Häfen beklagt. Wie ich gehört habe, hast du gesagt – weißt du noch, was du gesagt hast?«
    Das tat er, doch er schüttelte achselzuckend den Kopf.
    »Du hast gesagt: ›Ihr könntet recht haben‹. Wie konntest du so etwas sagen? Begreifst du, dass das meine Stellung untergräbt?«
    »Das habe ich nicht vorgehabt. Es ist nur so, dass sie uns für …«
    »Stell mich nicht in Frage! Sie bezahlen uns für die Möglichkeit, zu Wohlstand zu kommen – für den Frieden, der es ihnen ermöglich, Handel zu treiben. Das ist das, was wir ihnen geben; was wir uns nehmen, ist nichts weiter als das, was uns rechtmäßig zusteht. Wenn wir ihnen den Handel vollständig überließen, gäben wir ihnen damit das erste Stück Unabhängigkeit.«
    Wäre das denn so schlimm?, dachte Dariel, wagte jedoch nicht, es auszusprechen.
    »Das dürfen wir nicht tun. Wir dürfen noch nicht einmal andeuten, dass es möglich wäre. Grae weiß nicht, was gut für ihn ist. Er ist wie ein Kind, das am liebsten nur Süßigkeiten essen würde. Mag sein, dass er glücklich wäre – bis ihm die Zähne ausfallen. Nein, der einzige Weg zu Wohlstand in der Bekannten Welt ist mein Weg, der Weg der Akarans. Zeige niemals Zweifel daran, schon gar nicht vor den Augen anderer.«
    Sie holte tief Luft, strich sich mit einer Hand übers Gesicht und änderte ihr Verhalten schlagartig. In einem wärmeren, zufriedeneren Tonfall beteuerte sie: »Es ist wunderbar, dass du schon so viel gegeben hast, und dass du damit weitermachen willst. Vater wäre stolz auf dich. Aliver wäre stolz auf dich. Die Verzögerung, bis du wieder zu dieser Arbeit zurückkehren kannst, wird bestimmt nur eine Kleinigkeit sein.« Sie stellte ihren Becher ab – unberührt, soweit er es sagen konnte – und beugte sich auf ihrem Sessel vor. »Auch ich bin stolz auf dich, Bruder, aber ich habe eine wichtige Aufgabe für dich. In den Anderen Landen ist es zu einem Missverständnis gekommen. Ich brauche deine Hilfe, um es wieder in Ordnung zu bringen.«
    Während er ihren Worten lauschte, schwankte Dariel zwischen Furcht und Erregung. Die Gilde hatte Kontakt zu den Auldek aufgenommen, jenem geheimnisvollen Volk, zu dem so viele Kinder geschickt worden waren. Es war nicht gut gelaufen, und jetzt brauchte die Gilde Hilfe. Es fiel ihm schwer, dies alles zu begreifen.
    Corinn sagte ihm, dass er über die Grauen Hänge reisen würde! Er würde auf Wellen reiten, so hoch wie Berge – wenn die Geschichten wahr waren – und die gewaltigen Seewolf-Schwärme sehen, jene gefürchteten Kreaturen, denen zu entgehen nur die Gilde eine Möglichkeit gefunden hatte. Er würde die Anderen Lande sehen. Es war verblüffend, etwas, das kein bekannter Acacier jemals getan hatte.
    »Du wirst mein Botschafter sein«, sagte Corinn und lächelte, als wäre damit eine Ironie verbunden, die er nicht recht erfassen konnte. »Du wirst mich vertreten und meine ganze Autorität ausüben. Du, Dariel, wirst mit der wichtigsten Mission beauftragt, die ich bisher irgendjemandem übertragen habe. Der mögliche Zusammenbruch des Handels mit diesen Fremden ist für uns eine größere Bedrohung, als Hanish Mein es jemals war. Ich übertreibe nicht. Hanish konnte getötet werden, und dann konnte man sich anderen Dingen zuwenden. Das war leicht. Aber wenn wir den Handel mit dem Nebel nicht wieder aufnehmen …«
    »Du hast doch nicht etwa vor, wieder damit anzufangen?«
    »Doch, das habe ich vor. Halt! Ich weiß, wie du darüber denkst. Ich weiß, was Aliver versprochen hat. Aber er ist nicht hier. Wir können nicht bis in alle Ewigkeit Quotensklaven gegen Edelsteine und Metalle und Wertlosigkeiten eintauschen. Das war armselig, untragbar. Wir müssen zu der Stabilität zurückkehren, die diese Nation zweiundzwanzig Generationen lang zusammengehalten hat.«
    Dariel setzte zu einem Protest an, doch sie übertönte ihn.
    »Und ich meine das in zweifacher Hinsicht. Erstens, wir haben Partner – die Gilde, die Lothan Aklun, sogar die Auldek –, die gewisse Dinge von uns erwarten, die uns viel gegeben, uns so sehr geholfen haben. Willst du die alle zum Feind haben?«
    Wieder hätte Dariel gerne etwas gesagt, aber Corinn sprach ohne Pause weiter.
    »Nein, natürlich nicht. Zweitens, die Menschen in den Provinzen werden unzufrieden. Erzähl mir nicht, dass du das nicht weißt. Sie murren und stecken die Köpfe zusammen und schmieden Pläne, um Unheil anzurichten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie rebellieren,

Weitere Kostenlose Bücher