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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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endlos so weitergehen. Dabei hätte er mit Freuden den Rest seines Lebens ohne derartige Aufregungen verbracht. Doch als er die letzten Stufen hinaufstieg und das Feld unter ihnen in Sicht kam, erblickte Rialus die Armee, die Devoth und die anderen Auldek für die Invasion zusammengezogen hatten.
    Sie war gewaltig. Zahllose Leiber drängten sich auf einer riesigen rechteckigen Freifläche, die sich bis zum Horizont erstreckte. Nicht weit entfernt standen die Auldek selbst, nach Clanzugehörigkeit in rechteckige Einheiten aufgeteilt und durch Rüstungen und Kleidung in unterschiedlichen Farben gekennzeichnet. Rialus wusste mittlerweile genug, um sie auf einen Blick voneinander unterscheiden zu können: die Lvin und die Kern und die Kulish Kra standen am nächsten, die Anet, die Antoks und die Wrathic gleich dahinter, die Shivith auf der linken Seite. Die Fru Nithexek – ein Clan, über den er nur wenig wusste – bildeten als dünne Linie die hinterste Reihe, und die wenigen Numrek standen in der rechten Ecke, ziemlich weit vorn. Die Totem-Clans der Auldek.
    Rialus versuchte, die Angetretenen zu zählen, aber er hatte sehr rasch das Gefühl, er könnte sie nur schätzen. Es mochten zwanzig- oder dreißigtausend sein. Nicht besonders viele, wenn man bedachte, dass sie ein ganzes Volk repräsentierten. Doch sie waren nur ein Teil des versammelten Heeres.
    Hinter ihnen erstreckten sich bis zum Horizont die Göttlichen Kinder. Grellbunt gekleidet und ebenfalls nach den Clans angeordnet, die sie ihr Eigen nannten, viele von ihnen äußerlich verändert, um ihren Totem-Tieren zu ähneln. Wie merkwürdig, menschliche Wölfe heulen zu sehen, oder weißgesichtige Löwenmenschen, die die Zähne fletschten, kranichähnliche Menschen, deren Köpfe von einer Seite zur anderen ruckten, oder andere, die zischten wie Giftschlangen … Wahnsinn, in gewaltigem Ausmaß. Jene, die weiter hinten standen, verloren durch die Entfernung alles, was ihre Persönlichkeit ausmachen mochte und verschwammen zu einer wogenden Masse. Sie sahen aus wie wimmelnde Ameisen, aufeinandergestapelt und so miteinander verschlungen, dass unmöglich zu erkennen war, wo eine endete und die andere begann.
    An den äußeren Rändern der zahllosen Soldaten waren die Tiere aufgereiht, die ebenfalls über Acacia herfallen würden. Kwedeirs – jene fledermausähnlichen Monstrositäten mit Reitern auf dem Rücken – trampelten unbehaglich herum; ihre unbeholfen angewinkelten Flügel raschelten, als würden sie sich am liebsten unverzüglich in die Lüfte erheben. Soweit Rialus wusste, war der Kwedeir kein Totemtier, doch es gab auch Vertreter jener Clan-Tiere, die wild genug waren, um zu kämpfen. Antoks standen in Reihen, die sich in der Ferne verloren. Sie trugen komplizierte Geschirre mit Taschen, in denen Soldaten hockten, sieben oder acht pro Kreatur. Weißmähnige Schneelöwen und katzenartige Shivits, schlank, ruhelos und sprungbereit. Wrathic-Wölfe, so groß wie Pferde, deren lange Schnauzen beim Knurren zitterten; und sogar ein paar Himmelsbären, ungeschlachte Fleischfresser, die die Farbe von schmutzigem Schnee hatten und sich – nach dem, was er sehen konnte – auf die Hinterbeine stellten, wenn sie aufgeregt waren. Und über allem zogen Schwärme freudig erregter Krähen der Kulish Kra ihre Kreise. Gewiss waren sie doch abgerichtete Haustiere. Gewiss freuten sie sich auf das Gemetzel, zu dem ein derart gewaltiger Aufruhr führen musste. Wann hatte die Welt jemals eine so bizarre, mörderische Menge von Menschen und Tieren und Tiermenschen gesehen?
    Und dabei sammelte sich, wie Rialus wusste, hier nur ein Teil der Armee. Ein Versorgungstross war bereits ausgeschickt worden, um entlang des Weges Vorratslager und behelfsmäßige Stützpunkte anzulegen. Devoth hatte erklärt, dass Jäger und Arbeiter vor der Hauptkolonne marschieren würden, und dass ein nie endender Zug von Sklaven ihr folgen und die Vorräte heranschaffen würde, um sie in den nördlichen Regionen am Leben zu erhalten. So wie er es beschrieb, klang es, als würden sie Ushen Brae seiner gesamten Bevölkerung berauben und einen Fluss aus neuem Leben in die Bekannte Welt strömen lassen.
    Kurz bevor er sich an die Menge wandte, drehte Devoth sich zu Rialus um und deutete mit einem langen, mit kräftigen Gelenken versehenen Finger auf ihn. »Du bist Zeuge. Halte Augen und Ohren offen.«
    Rialus hatte das beunruhigende Gefühl, dass er später darüber befragt werden könnte, was

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