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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Die Welt ist merkwürdig, oder?«
    »Das macht sie so interessant«, antwortete Dariel.
    »Nun … ja. Und diese Insel ist ebenfalls interessant. Auch wenn die Bäume üppig und dicht wachsen, leben hier dennoch keine Tiere. Hör doch – du wirst keine Tierlaute hören. Nicht einmal Vögel. Es heißt, dass es auf Lithram Len schon immer so gewesen ist.«
    In der Tat, jetzt, wo sie es erwähnte, wurde ihm bewusst, dass es auf der Insel unheimlich still war. Es war kaum vorstellbar, dass es hier nicht von Tieren wimmelte, doch er sah keinerlei Bewegung außer von Blättern, mit denen der Wind spielte. Als Dariel die Bäume anstarrte, kam es ihm beinahe so vor, als würden sie zurückstarren, als wären ihre miteinander verschränkten Äste weniger dazu da, sich gegenseitig zu stützen als dafür, sich auf einen Angriff vorbereiten.
    Kurz nach Mittag war es Birké, dem mit den Jägeraugen aller Wrathic als Erstem etwas auffiel. Sein Arm schnellte vor und deutete auf das Ufer. Anfangs sah Dariel nichts anderes als einen weiteren Felsvorsprung, der aus dem Laubdach ragte und über der Wasseroberfläche hing. Er manövrierte das Boot näher heran, ließ es mit seinem Willen ruhig so ausgerichtet auf den Wellen reiten, dass er besser ins Wasser schauen konnte. Dort sah er Felsen, zerklüftet und nah, dicht unter der grünlichen, durchsichtigen Wasseroberfläche. Erst als er das Boot ganz herumgelenkt hatte und es sich im Schutz eines natürlichen Kais befand, wurde ihm klar, dass sein Kurs sie an einen Pier geführt hatte, ein sorgsam verborgenes Bauwerk direkt unter dem überhängenden Felsen.
    Die anderen hatten das Boot binnen weniger Sekunden festgemacht, und Dariel sprang mit einem Satz auf den Pier, während Birké sich anschickte, eine steinerne Treppe hinaufzusteigen, die in den Stützpfeiler geschlagen worden war. Vom Meer aus waren die Stufen nicht zu sehen, aus diesem Winkel hingegen war der Treppenaufgang, der den natürlich Konturen der Mauer angepasst war, deutlich zu erkennen. Dariel folgte Birké.
    Der Aufstieg ging schnell, und schon bald trat er, schwer atmend von der Anstrengung, durch eine verdunkelte Öffnung wie in eine Höhle. Die anderen drängten sich bereits in dem Raum, und er musste zwischen ihnen hindurchschlüpfen. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, merkte er, dass der Raum eigentlich nicht viel von einer Höhle hatte. Er war geformt, länglich und glatt. Der Stein enthielt Licht, ein schwaches Leuchten, das stärker zu werden schien, je länger sie hier standen. Niemand sagte ein Wort, doch sie schritten langsam durch den Raum.
    »Ist er das wirklich?«, fragte Tunnel.
    Skylene nickte. In dem sanften Licht sah ihr himmelblaues Gesicht ernst und schön aus. »Es ist genau so, wie Mór es beschrieben hat. Genau so.« Sie deutete auf die bettähnlichen Steinplattformen. »Ravi – ich meine, das Kind, das geopfert werden soll, liegt auf einem von diesen Dingern. Derjenige, der seine Seele bekommen soll, nimmt das andere. Von oben kommen Deckel herunter.« Sie schaute nach oben. Tatsächlich, dort hingen rechteckige Gebilde. »Was auch immer dann geschieht, ist verborgen. Die Lothan Aklun tun etwas. Das ist alles, was sie sagen konnte.«
    »Wer waren diese Leute?«, fragte Dariel.
    »Manche glauben, dass die Lothan Aklun aus deinem Land gekommen sind. Dass sie Zauberer waren, die verfolgt wurden und geflohen sind« – sie strich mit einer Hand sanft an einer der Platten entlang, achtete allerdings sorgsam darauf, sie nicht tatsächlich zu berühren – »und in diesem Land selbst zu Verfolgern wurden.«
    Aus meinem Land, dachte Dariel. Wie können sie aus Acacia gekommen sein? »Davon habe ich nie etwas gehört.«
    »Nicht alle Geschichten werden erzählt«, bemerkte jemand.
    »Diese Zauberer, sie haben ihre Magie in Dinge hineingelegt«, fuhr Skylene fort. »So, wie sie Seelen in das Boot gesperrt haben. So wie in diesen Raum. Hier ist es. Es ist alles so, wie Mór es beschrieben hat. Für uns mag das alles unverständlich sein, aber die Gilde ist da vielleicht anderer Ansicht. Sie sind so nahe, sie könnten es jeden Tag finden. Vielleicht haben sie Schriftstücke, die ihnen verraten, wie man das hier benutzt. Ich weiß es nicht …«
    »Wenn die Gilde auch nur den Hauch einer Ahnung hat, was das hier kann, dann werden sie danach suchen«, sagte Dariel. »Und sie werden es finden. Werden es benutzen. So gut kenne ich sie.«
    »Zerstört es«, sagte Birké. »Lasst uns

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