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Accelerando

Accelerando

Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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deutet darauf hin, dass ihre
Vorfahren Berber gewesen sein müssen.
    Ihre Ohrringe sind in Wirklichkeit Kameras, die unablässig
beobachten. Als sie seine Reaktion bemerkt, tritt an die Stelle der
hochgezogenen Braue ein schiefes Grinsen.
    »Ich erinnere mich an Sie und an dieses Cafe in Amsterdam.
Was führt Sie hierher?«, fragt er schließlich.
    »Du meine Güte«, sie deutet auf die ganze
Ausstellung, »selbstverständlich diese Talentshow.« Es
folgt ein elegantes Schulterzucken, danach deutet sie auf den
weltraumtauglichen Tampon. »’ier sind wirkliche Begabungen
versammelt. Wir stellen dieses Jahr Leute ein. Falls wir auf dem
Markt für Raumreisen wirklich wieder mitmischen wollen,
dürfen wir nur die Besten nehmen. Amateure, keine Leute, die nur
Dienst nach Vorschrift machen, Ingenieure, die es mit den Besten
aufnehmen können, die Singapur zu bieten ’at.«
    Jetzt erst fällt Manfred das diskret angebrachte Firmenlogo
an der Seite des Werbe-Tampons auf. »Sie haben die Fabrikation
Ihrer Raumfahrzeuge also ausgelagert?«
    Während Annette ihm die Gründe bemüht locker nennt,
verzieht sie das Gesicht. »Im vergangenen Jahrzehnt haben
’otels größere Gewinne abgeworfen. Die da oben darf
man nicht mit Raumfahrt nerven, stimmt’s? Dinge, die schnell
sind und explodieren können, sind passé, sagen sie.
Diversifizieren, ’eißt es immer. Es sei denn…«
Sie zuckt auf sehr französische Art die Achseln. Manfred nickt;
ihre Ohrringe zeichnen alles, was sie sagt, zur Kontrolle ihres
Diensteifers auf.
    »Freut mich, dass Europa sich wieder ins
Raumfahrtgeschäft einmischt«, sagt er und meint das
durchaus ernst. »Das wird sehr wichtig werden, wenn der Handel
mit standardisierten Replikationen von Nanosystemen erst mal richtig
ins Laufen kommt. Es ist, strategisch gesehen, ein wichtiger
Aktivposten für jedes Unternehmen, das sich auf diesem Gebiet
engagiert, selbst für eine Hotelkette.« Besonders jetzt,
da NASA abgewickelt ist und sich nur noch China und Indien am
Wettlauf zum Mond beteiligen, denkt er mit Bitterkeit.
    Ihr Lachen klingt so, als schlügen gläserne
Glöckchen an. »Und Sie selbst, mon chèr? Was
führt Sie zur Confederacion? Sie müssen doch
irgendeinen ’andel im Kopf ’aben.«
    »Nun ja«, jetzt ist es an ihm, die Achseln zu zucken,
»ich hatte gehofft, hier einen CIA-Agenten zu finden, aber
offenbar sind heute keine da.«
    »Das überrascht mich nicht«, bemerkt Annette voller
Groll. »Die CIA ’alt die Raumfahrtindustrie für tot.
Idioten!« Sie beißt sich kurz an dem Thema fest,
zählt die vielen Fehler der Central Intelligence Agency auf
– voller Nachdruck und mit typisch Pariser Direktheit.
»Seit die an die Öffentlichkeit gehen, werden sie immer
schlimmer, sind schon fast so schlimm wie die Dienste von AP und
Reuters. All diese elektronischen Dienste! Und sie sind, äh,
geizig. Die CIA begreift nicht, dass man gute Berichte zu
Marktpreisen einkaufen muss, wenn frei arbeitende Zulieferer
überleben sollen. Die sind doch zum Auslachen! Es ist ja so
einfach, sie mit falschen Informationen zu füttern, fast so
leicht, wie das Büro für Spezielle Projekte…« Sie
reibt Finger und Daumen so gegeneinander, als zähle sie
Geldscheine ab. Um ihre Worte zu unterstreichen – jedenfalls
sieht es so aus –, schwirrt ein bemerkenswert
manövrierfähiger winziger Schwingenflügler um ihren
Kopf herum, vollführt einen doppelten Salto und taucht in
Richtung der Vitrine mit den Alkoholika ab.
    Eine Frau aus dem Iran, die ein rückenfreies Minikleid aus
Leder und einen fast durchsichtigen Tschador trägt,
stößt zu ihnen und will wissen, wie teuer es wäre,
den ausgestellten Mikrosatelliten zu erwerben. Es gefällt ihr
gar nicht, dass Annette sie auf die Website des Herstellers verweist.
Annette wirkt eindeutig genervt, doch schließlich taucht der
Freund der Frau auf, ein flotter junger Luftwaffenpilot, um sie
abzuholen. »Touristen«, murmelt sie vor sich hin, bis ihr
Manfred wieder einfällt, der gerade mit zuckenden Fingern in den
Raum starrt. »Manfred?«
    »Äh – was?«
    »Ich stehe ’ier schon seit sechs Stunden auf dieser
Ausstellungsfläche ’erum, meine Füße, sie
bringen mich um.« Sie nimmt seinen linken Arm, löst
wohlüberlegt die Ohrringe und schaltet die Kameras aus.
»Wenn ich Ihnen verrate, dass ich etwas im elektronischen
Nachrichtendienst der CIA lancieren kann, laden Sie mich dann zu
einem Abendessen in ein Restaurant ein und sagen mir, was Sie dort
verbreiten

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