Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
Vom Netzwerk:
Antwi zwischen ihr und den Kanistern eingeklemmt. Er konnte kaum atmen. Dann hörte er, wie das Vorhängeschloss zuklickte. Drinnen war es stockfinster bis auf den dünnen Lichtspalt unter der Tür. Antwi versuchte, sich anders hinzustellen, aber das war unmöglich. Er bekam keine Luft. Panik überkam ihn. Lass mich raus. Bitte! Zuerst schrie er Socrates Namen. Dann schrie er einfach nur.

34
    Leise Jazzmusik empfing Dawson in Genevieves Büro. Er sah hinauf zu den beiden Lautsprechern an der Wand.
    »Sehr hübsch, muss ich sagen.«
    »Ja, der geniale Socrate«, sagte Genevieve, die in ihrem olivgrünen Hosenanzug umwerfend aussah. »Er hat die Boxen zusammen mit dem Überwachungssystem eingebaut.«
    »Die Überwachung hat er mir gezeigt. Beeindruckend.«
    »Seinem Bruder gehört ein Elektrogeschäft in der Oxford Street, da bekommen wir die Sachen günstiger.«
    »Wozu die Überwachung? Ich frage nur aus Neugier.«
    »Nun, zum einen müssen wir wissen, wer hier ein- und ausgeht, weil schon mal etwas gestohlen wird. Und zum anderen können wir die Jugendlichen im Freizeitraum nicht ständig beaufsichtigen, weil wir zu wenige Leute sind, also müssen wir auf andere Weise ein Auge auf sie haben.«
    »Verstehe.«
    Dawson fiel ein gerahmtes Gemälde an der Wand auf. »Das hing letztes Mal noch nicht hier.«
    »Es ist von Wiz Kudowor, Stadtansichten «, Genevieve trat näher an das Bild heran. »Ich habe es geschenkt bekommen. Schön, nicht?«
    Dawson stellte sich neben sie. »Ja, das ist es.«
    »Wiz ist sogar international bekannt.«
    »Ich weiß. Alle Achtung. Seine Arbeiten werden ziemlich hoch gehandelt.«
    Sie stand zwischen Dawson und der Wand. Er konzentrierte sich noch immer auf das Bild, als sie sich zu ihm umdrehte.
    »Dünn, aber stark«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Sie sehen dünn aus, aber aus der Nähe erkenne ich, wie stark Sie sind.«
    »Mhm. Ein bisschen wie Bambus.«
    »Ja. Sehr ansprechend.«
    »Stimmt. Er ist auch mein Lieblingsholz.«
    »Ich meinte Sie.« Sie lachte und musterte ihn unverhohlen. »Polizist zu sein ist solch ein gefährlicher Job. Haben Sie irgendwelche Narben?«
    »Keine, die ich Ihnen zeigen kann«, antwortete Dawson. »Meine Frau schätzt es nicht, wenn andere Frauen meine Narben anschauen.«
    »Ach so.« Wie eine Wolke legte sich Enttäuschung über ihr Gesicht. »Dann sind Sie also glücklich verheiratet?«
    »Sehr. Sie nicht?«
    »Verheiratet schon, aber nicht glücklich.« Ihre Augen begannen zu glänzen. »Wären die Kinder nicht, würde ich gehen. Haben Sie Kinder?«
    »Einen Jungen. Sieben.«
    »Wie heißt er?«
    »Hosiah.«
    »Ein schöner Name. So melodisch. Sie müssen ihn sehr gern haben.«
    »Für ihn würde ich töten ... oder sterben«, sagte Dawson und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen.
    »Ich suche nach einem Antwi Boasiako. Socrate sagt, dass er manchmal herkommt, heute aber nicht hier ist.«
    Sie betrachtete ihn noch einen Moment, ehe sie antwortete. »Steckt er in Schwierigkeiten?«
    »Könnte sein. Aber vor allem könnte er ein paar Informationen für mich haben.«
    »Aha. Ich weiß nicht, ob und wann er ins SCOAR kommt. Aber wenn er auftaucht, kann ich Ihnen Bescheid geben.«
    »Danke. Das wäre nett.«
    Es klopfte. Genevieve öffnete die Tür, vor der ein etwa zehnjähriges Mädchen stand.
    » Mepaakyεw , Madam«, sagte das Mädchen. »Mr. Socrate sagt, ich soll Sie und den Polizisten holen. Er hat Antwi Boasiako gefunden. Der hat sich hier versteckt.«

35
    Dawson und Genevieve rannten die Treppen hinauf und hinter dem Mädchen her, das sie nach draußen auf die Veranda führte. Dort stand Socrate vor dem offenen Lagerraum. Antwi saß vor ihm auf dem Boden, den Kopf gesenkt und die Arme um seine Knie geschlungen.
    »Inspector, ich glaube, das ist der Junge, nach dem Sie suchen«, sagte Socrate. »Ich kam hier rauf, um etwas aus dem Lagerraum zu holen, und da habe ich ihn gefunden.«
    »Antwi!«, rief Genevieve aus. »Wieso versteckst du dich?«
    »Anscheinend hat er gehört, dass die Polizei nach ihm sucht, und da hat er sich hier verkrochen«, sagte Socrate.
    Genevieve wechselte einen Blick mit Dawson, kniete sich neben den Jungen und hob sein Gesicht zu sich. »Antwi, was ist denn?« Dann sah sie die frische Abschürfung an seiner Stirn. »Oh, was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    Er schniefte und wischte sich die laufende Nase mit dem Handrücken ab.
    »Das habe ich auch gesehen«, sagte Socrate. »Ich glaube, er hat sich in der Kammer

Weitere Kostenlose Bücher