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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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sollte er? Was könnte es ihm nützen? Was Ihren Mitarbeiter Socrate betrifft, weiß ich nichts über ihn. Aber irgendwas stimmt hier nicht.«
    »Er reagiert nur manchmal ein bisschen angespannt und emotional.«
    »Ein bisschen?«
    Sie bedachte ihn mit einem Blick, bei dem jede Grünpflanze eingegangen wäre.
    »Okay«, sagte er und stand auf. »Ich gehe.«
    An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Hieß Ihre Organisation schon immer SCOAR?«
    »Anfangs, als ich sie übernahm, hieß sie anders. Ich habe sie umbenannt.«
    »War Socrate damals schon dabei?«
    »Ja. Warum?«
    »Ihm kommt hier offenbar eine besondere Rolle zu.«
    »Er hat mir geholfen, dieses Haus aufzubauen, Dawson. Als ich anfing, war es das reinste Chaos, und ich bin ihm dankbar für seine Hilfe. Er hat unsere Arbeit zu einem Erfolg gemacht.«
    »Deshalb können Sie ihn nicht bitten zu gehen. Das bringt Sie in eine schwierige Position. Schließlich trägt dieses Haus seinen Namen.«
    »Was meinen Sie?«
    »Socra. Das ist ein Anagramm von SCOAR.«
    Genevieve lächelte. »Sie sind sehr klug.«
    »Danke«, sagte er.
    Sie begleitete ihn nicht nach draußen.
    Nachdem Genevieve am Abend gegangen war, hatte Socrate das Haus für sich. Im SCOAR war es still wie in einer Bibliothek. Dies war seine liebste Zeit: nur er und seine Computer. Vor allem an Freitagabenden wie diesem. Er würde an der Website arbeiten, E-Mails beantworten und im Internet surfen. Wäre das alles, was er den ganzen Tag tun müsste, hätte er ein glücklicher Mann sein können.
    Zunächst nahm er sich die Gennie-Cam vor, wie er sie nannte. Er besaß einen Schlüssel zu ihrem Büro, genau wie Gennie einen zu seinem hatte. Sie vertrauten einander blind. In der Ecke links neben der Tür stieg Socrate auf einen Stuhl und nahm einen der Lautsprecher herunter. Er klickte die graue Verkleidung auf und zog die Minikamera heraus, die er dort mit Kitt befestigt hatte.
    Socrate wartete, bis die Daten auf seinen Computer übertragen waren. Vor einem Jahr hatte er das Lautsprechersystem für Genevieve installiert. Es war hervorragend geeignet, um die leise Jazzmusik zu hören, die Genevieve gern spielte, wenn sie länger arbeitete. Die Idee mit der Minikamera war Socrate erst Monate später gekommen, hatte ihm aber keine Ruhe mehr gelassen. Der Gedanke war aus dem Nichts entstanden, verfolgte ihn und wollte einfach nicht wieder verschwinden. Die ersten paar Abende, an denen er sich die Tagesaufzeichnungen aus Genevieves Büro ansah, waren von jener besonderen Erregung geprägt, die mit Tabubrüchen einherging.
    Als er sich nun die Aufzeichnungen der zurückliegenden Woche ansah, fürchtete er sich vor einer Bestätigung seines Verdachts, dass sich dieser Inspector Dawson an Genevieve heranmachen wollte. Er hatte den Mann von Anfang an nicht leiden können, und nach dem heutigen Erlebnis verachtete er ihn zutiefst.
    Er fand die Stelle, nach der er gesucht hatte: Dawson, wie er mit Genevieve ihr Büro betrat. Als er die beiden vor dem Bild stehen sah, bekam Socrate wieder das Gefühl, er würdeersticken. Er konzentrierte sich auf seinen Atem, indem er sich Genevieves Stimme vorstellte. Langsamer atmen ... langsam ... langsam ... so ist es gut. Du machst das gut.



37
    Dawson drehte sich im Bett um und blickte an die Decke, die von den Strahlen der Samstagmorgensonne gesprenkelt war. Seit Tedamms Verhaftung waren etwas mehr als zwei Wochen vergangen. Die DNA-Analyse hatte eine Übereinstimmung mit den Samenspuren an Comfort ergeben. Und das Blut unter seinen Fingernägeln war ihres. Ofosus Aussage stimmte mit Antwis überein, was die Vergewaltigung betraf. Die Indizien reichten für eine Anklage wegen Vergewaltigung und Mord. Tedamm leugnete beides, behauptete, Comfort hätte dem Sex zugestimmt und dieser wäre mithin einvernehmlich gewesen. Das Blut unter seinen Fingernägeln stammte, wie er sagte, von ihrem Nasenbluten, aber er hatte sie nicht ermordet. Dabei blieb er. Ebenso wenig wollte er die Morde an Musa und Ebenezer gestehen. Die Autopsie hatte bestätigt, dass Comfort Nasenbluten gehabt hatte, aber dieses kleine Detail entlastete Tedamm nicht.
    Was Flash betraf, diesen Abschaum, hatte sich sein Alibi in Comforts Fall als wasserdicht erwiesen, bis hin zu seinem Saufgelage mit Freunden in der Jesus-Is-Coming-Chop-Bar. Er blieb allerdings wegen Förderung der Prostitution in Haft. Die stand auch auf Tedamms Anklageliste. Entsprechend war Dawson zwar nicht rundum zufrieden damit, wie sich

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