Accra: Roman (German Edition)
ähnliche Streitigkeiten zwischen Musa und Tedamm, die Tedamm nicht zugeben will. Aber Ärger mit Comfort? Das ist unwahrscheinlich. Außerdem erscheint Comforts Ermordung durch die Vergewaltigung wie ein Sexualdelikt, doch das passt nicht zu den Motiven für die anderen beiden Morde.«
»Ja, ich verstehe, was du meinst.«
»Was denkst du, was ich tun soll? Ich habe das Gefühl, dass ich etwas erreicht habe, aber nicht das, was ich will.«
»Bearbeitest du den Fall noch mit Priorität?«
Dawson schüttelte den Kopf. »Bei der ganzen Aufregung um Ghanas aufkeimende Ölindustrie ist praktisch jeder aufden Mord an diesem Ölmanager angesetzt. Lartey will, dass ich da ebenfalls mitarbeite. Wie hat er es so hübsch ausgedrückt: arme Leute, Prostituierte und Straßenkinder gegen einen Ölmanager. Wer macht das Rennen?«
»Was ist mit Professor Botswe? Ist er überzeugt, dass es ein Serienmörder ist?«
»Ja.«
»Bist du es?«
»Da kann ich nur bejahen. Die identische Handschrift in allen drei Fällen lässt sich schwerlich ignorieren. Identisch bis auf eine Ausnahme.«
»Und die ist?«
»Der Mörder nahm Körperteile von Comfort und Musa als Trophäen mit, aber nicht von Ebenezer.«
»Und dafür haben wir auch noch keine Erklärung.«
»Nein. Kannst du dir auf das alles einen Reim machen?«
Armah überlegte einen Moment. »Ich denke, du hast Tedamm zu Recht wegen Vergewaltigung ins Gefängnis gebracht. Ich denke auch, dass du und Dr. Botswe richtig liegt, wenn ihr von einem Serientäter ausgeht. Aber es ist nicht Tedamm. Wir suchen nach jemandem, der regelmäßigen Umgang mit Straßenkindern pflegt. Das verschafft ihm die Gelegenheit. Ich glaube, es ist jemand mit einem Truck, SUV oder einem anderen großen Wagen, denn anscheinend hat er die Opfer an die Stellen transportiert, an denen sie gefunden wurden, und nicht dort ermordet.«
Dawson nickte und seufzte frustriert.
»Ich weiß, ich bin keine große Hilfe«, sagte Armah. »Vor ein paar Monaten hatte ich ein kleines medizinisches Problem – nichts Ernstes, wie sich herausstellte, aber zuerst konnte der Arzt nichts entdecken. Da sagte er etwas sehr Interessantes zu mir, und zwar: ›Manchmal muss man die Krankheit einfach sich selbst erklären lassen.‹ Und so platt das auch klingen mag, denke ich, dass dasselbe für diese Mordfälle gilt.«
Dawson verzog das Gesicht. »Mit anderen Worten, ich soll abwarten.«
»Ja. Besonders in diesem Fall. Es wird etwas geschehen.«
Sie redeten noch eine Weile weiter, wechselten allerdings zu erfreulicheren Themen. Leider musste Armah schon sehr bald gehen. Dawson begleitete ihn nach draußen zum Taxi und sah dem Wagen nach, bis er vom Verkehr verschluckt wurde. Erst dann drehte er sich wieder zum Haus.
Als Nächstes hatte Dawson eine Schuld zu begleichen. Er ging über die Straße zu Awo’s und kaufte Tilapia und Banku . Das war der leichte Teil. Schwieriger war es, Jason Allotey zu finden, den Korle-Bu-Techniker, der Musas Zahn-DNA in Rekordzeit analysiert hatte. Er wohnte in Chorkor, doch die Wegbeschreibung zu seinem Haus war verworren wie ein Versuchslabyrinth.
Nach einigem geduldigen Suchen fand Dawson schließlich Alloteys Haus, winzig klein und mit rostigem Blechdach. Jason hatte es sich draußen mit seiner Frau und den Kindern gemütlich gemacht. Er war begeistert, Dawson zu sehen, und überglücklich über das Geschenk. Feierlich stellte er Dawson seiner Familie und der erweiterten Verwandtschaft vor. Die Sitten verlangten, dass Dawson sich setzte, mit ihnen plauderte und etwas trank. Als er meinte, hinreichend Zeit dort verbracht zu haben, verabschiedete er sich höflich und ging nach Hause, wo Hosiah schon darauf wartete, dass sie zu ihrem geplanten Besuch im Silverbird-Kino in der Accra Mall aufbrachen.
38
Akosua Prempeh war ein Kind auf der Straße, kein Straßenkind. Sie hatte ein Zuhause, nur hatte ihr Stiefvater ihr drei Tage zuvor, als er sie grün und blau prügelte, erklärt, ohne Geld bräuchte sie sich nicht wieder blicken zu lassen.
»Nutzloses Gör!«, hatte er ihr nachgerufen, als er sie rauswarf. »Kwasea.«
Das bisschen Geld, das sie heute verdient hatte, war weg. Nicht weil sie es ausgegeben hatte, sondern weil es ihr gestohlen worden war. Zwei Männer hatten sie bedroht, sie durchsucht und ihr Geld genommen. Um ein Haar hätten die beiden sie auch noch vergewaltigt. In letzter Minute war ein anderer Mann vorbeigekommen, der Alarm schlug, und Akosua konnte fliehen.
Nun wanderte
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