Accra: Roman (German Edition)
mache ich mich auf den Weg.«
Das Tor war offen, als Dawson bei Botswe eintraf, doch er parkte draußen an der Straße. Als er hineinging, kam ihm Obi lächelnd entgegen und begrüßte ihn. Obi trug ein blütenweißes Hemd, einen dunklen Schlips und eine makellos gebügelte blaue Hose. Es war eine echte Verwandlung.
»Ich hätte Sie fast nicht erkannt«, sagte Dawson. »Sie sehen klasse aus!«
»Danke. Willkommen, Inspector. Wie geht es Ihnen?«
»Sehr gut, danke. Und Ihnen?«
»Ich bin gesegnet und voller Freude dank dem Herrn, Sir.«
»Ah, sehr schön. Dann geht es in die Kirche?«
»Ja, Sir, um den Allmächtigen zu preisen und ihn um seine Weisung zu bitten in allem, was ich tue. Kommen Sie herein, der Doctor erwartet Sie.«
Er begleitete Dawson ins Haus, das wieder einmal erfrischend kühl war. Dawson fragte sich, wie wohl Botswes Stromrechnung aussehen mochte.
»Guten Tag, Inspector Dawson«, begrüßte ihn der Professor, der aus seinem Arbeitszimmer kam.
»Guten Tag, Dr. Botswe.«
»Brauchen Sie sonst noch etwas, Sir?«, fragte Obi seinen Chef.
»Nein, danke, Obi. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Zeit in der Kirche.«
»Ja, danke, Sir. Auf Wiedersehen, Inspector.«
»Kommen Sie ins Arbeitszimmer«, sagte Botswe zu Dawson. »Möchten Sie ein Glas Malta?«
»Da sage ich nie nein.«
Botswe lächelte. »Machen Sie es sich bequem, solange ich die Getränke hole. Das Personal hat sonntags frei. Schließlich brauchen die Leute auch ein Privatleben.«
Dawson verkniff sich ein Ach was. Als Botswe hinausgegangen war, fiel Dawson ein neues Gemälde an der Wand auf. Wiz Kudowor. Botswe kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem Malta für Dawson und Club-Bier für ihn selbst standen, und sah Dawson vor dem Bild.
»Bewundern Sie den Wiz?«, fragte er.
»Ja, eindrucksvoll.«
»Das Bild heißt Der Bräutigam wartet auf die Braut .«
»Das habe ich noch nie gesehen«, sagte Dawson. »Genevieve Kusi hat auch ein Bild von ihm in ihrem Büro.«
Botswes Blick huschte zur Seite, wie ein Wagen, der für einen Moment ins Schlingern gerät.
»Kennen Sie Genevieve?«, fragte Dawson.
»Ja, die kenne ich. Sie ist eine fantastische Frau, und sie und ihre Organisation leisten großartige Arbeit in dieser Stadt. Sie haben übrigens schon einige nationale und internationale Preise bekommen. Aber bitte, Inspector Dawson, setzen Sie sich doch und nehmen Sie sich Ihr Malta. Ich hoffe, es ist kalt genug.«
Sie setzten sich links und rechts an einen Beistelltisch. Genüsslich schloss Dawson die Augen, als er den ersten Schluck trank.
Botswe lachte leise. »So gut?«
»Ich glaube, es ist pathologisch«, sagte er und betrachtete die Flasche, als könnte sie ihm etwas Neues enthüllen. »Tja, sagen Sie es mir. Sie sind der Psychologe. Ist das eine schlimme Sucht?«
»Ach, wären doch alle Süchte so harmlos! Also, erzählen Sie mir von diesem neuen Mord.«
»Ein Junge, dreizehn, vierzehn Jahre alt, Ofosu heißt er. Früher ist er zusammen mit seinem Freund Antwi und einem Schläger namens Tedamm herumgezogen. Aber Ofosu war, und Antwi ist, eigentlich anständig.«
»Ist Tedamm der, von dem in der Zeitung stand, dass er wegen Vergewaltigung und Mord an Comfort angeklagt wird?«
»Ja, genau der. Ofosu wurde irgendwann letzte Nacht zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens erstochen. Ich zeige Ihnen die Bilder, die ich mit dem Handy aufgenommen habe. Die Handschrift ist größenteils dieselbe wie bei den anderen drei Morden, nur dass die Leiche erstmals in einem Gebäude platziert wurde. Hat das etwas zu bedeuten?«
Dawson nahm sein Handy hervor, blätterte die Fotogalerie bis zu den richtigen Bildern durch und reichte es Botswe. »Ich habe sechs Aufnahmen gemacht.«
Der Professor sah sie sich an.
»Leider sind sie sehr klein«, entschuldigte sich Dawson.
»Wäre es hilfreich, sie auf meinen PC zu laden?«, fragte Botswe vorsichtig.
»Ich wünschte, das ginge, Dr. Botswe, aber die Polizei-Vorschriften verbieten es.«
»Natürlich, das verstehe ich.« Er lächelte. »Ihre Integrität ist bemerkenswert. Ich bin mir nicht sicher, ob andere in Ihrer Position so regeltreu sind.«
Dazu sagte Dawson nichts. Botswe wanderte von einem Bild zum nächsten und wieder zurück. Dann gab er Dawson das Handy zurück. »Dieselbe Handschrift, derselbe Täter.«
»Obwohl diese Leiche in einem geschlossenen Raum abgelegt wurde und nicht draußen?«
»Drinnen, draußen, das hat für den Mörder keine Bedeutung. Das Leben dieser
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